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Autokrise: Crash bei Daimler

Der Gewinn des Daimler-Konzerns bricht wegen der Absatzkrise dramatisch ein – und 2009 verspricht keine schnelle Erholung.

Berlin - Der Daimler-Konzern ist Ende 2008 in die roten Zahlen gerutscht und muss im laufenden Jahr mit einem neuen milliardenschweren Sparprogramm gegensteuern. Noch bis Ende März werde der Stuttgarter Autobauer Verluste schreiben, das Ergebnis im ersten Quartal 2009 werde „deutlich negativ“ ausfallen, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Dienstag. 2008 fiel der Gewinn um sechs Milliarden Euro auf 2,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben 1,4 Milliarden Euro übrig, 65 Prozent weniger als 2007. Der Umsatz sank um vier Prozent auf 95,9 Milliarden Euro.

Die vereinbarte Kurzarbeit für rund 50 000 Mitarbeiter soll wegen der schwachen Nachfrage im zweiten Quartal 2009 verlängert werden. Die Dividende wird auf 60 Cent, Bonuszahlungen für 118 000 berechtigte Mitarbeiter werden auf je 1900 Euro empfindlich gekürzt. Die Führungskräfte bei Daimler müssen 2009 auf Gehaltserhöhungen verzichten.

Eine Prognose für das gesamte Jahr wagte Zetsche nicht. Es sei aber wahrscheinlich, dass sich der Automarkt sobald nicht erholen und „mindestens um weitere zehn Prozent“ schrumpfen werde. „Wir rechnen mit weiteren erheblichen Belastungen und einem deutlichen Rückgang des Geschäftsvolumens“, sagte der Daimler-Chef. Die Aussicht auf einen Verlust im ersten Quartal 2009 setzten der Daimler-Aktie zu; sie fiel zeitweise um 7,4 Prozent und stand zuletzt bei 22,66 Euro. Vor zwölf Monaten war das Papier drei Mal so viel wert.

Noch vor einem Jahr hatte Zetsche optimistisch konstatiert: „Alle Ampeln stehen auf Grün“. Am Dienstag räumte er ein: „Die Strecke ist heute voller Hindernisse. Die äußeren Bedingungen sind denkbar schlecht.“ Zwar sei Daimler in einem „dramatischen Marktumfeld“ dank solider Ressourcen gewappnet. Auch hätten vergangene Effizienzprogramme den Konzern „schlanker, schneller und effektiver“ gemacht. Dennoch müsse das Unternehmen Kosten sparen. „Alles, was nicht wettbewerbsrelevant ist, stellen wir zurück“, sagte Zetsche. „Sämtliche Budgets stehen auf dem Prüfstand.“

Ein Abbau von Arbeitsplätzen ist aber vorerst nicht geplant. An eine „aktive Reduzierung der Beschäftigung“ sei nicht gedacht, versicherte Zetsche. Daimler beschäftigt weltweit 273 216 Mitarbeiter, davon 167 753 in Deutschland. In Berlin hat der Konzern 3200 Beschäftigte.

Hohe Belastungen von mehr als drei Milliarden Euro hat Daimler immer noch wegen seiner verbliebenen 19,9-Prozent-Beteiligung am angeschlagenen Chrysler-Konzern zu verkraften. Den Unternehmenswert und die Schulden, die der US-Autokonzern nach der Trennung von Daimler bei den Stuttgartern noch hat, hat Daimler inzwischen abgeschrieben. Sie stünden nun mit null in den Büchern, sagte Zetsche.

Der schwache Absatz – insbesondere bei der Marke Mercedes – hat außerdem die Liquidität des Daimler-Konzerns stark angegriffen. So musste Daimler für auf Halde produzierte Fahrzeuge hohe Auszahlungen an seine Lieferanten vornehmen, was das Umlaufvermögen um drei bis vier Milliarden Euro in die Höhe trieb. Zudem belastete die Ende März auf den Markt kommende E-Klasse das Budget. Allein für das Risiko sinkender Restwerte für Leasingfahrzeuge stellte Daimler 2008 insgesamt 465 Millionen Euro zurück. Analysten äußerten sich besorgt. Die Liquidität sei schneller aufgezehrt worden als gedacht. Die Nettoliquidität im Fahrzeuggeschäft sank binnen Jahresfrist von 12,9 Milliarden Euro auf 3,1 Milliarden Euro. Daimler-Finanzchef Bodo Uebber beruhigte jedoch: „Wir haben eine komfortable Liquiditätsausstattung und eine solide Bilanzstruktur.“ Auch der Kapitalmarkt stehe Daimler weiterhin offen, wenngleich zu höheren Zinskosten. Im laufenden Jahr müsse Daimler Anleihen mit einem Volumen von acht Milliarden Euro refinanzieren, in ähnlicher Größenordnung gelte das auch für die Jahre 2010 und 2011. „Wir sehen kein Problem darin, dieses Volumen im Markt zu platzieren“, sagte Uebber. Freie Kreditlinien habe Daimler im Herbst aufgestockt. Zetsche kündigte an, der Konzern werde bis Ende 2010 mehr als zehn Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren. 2008 waren es 4,4 Milliarden Euro.

Ende Februar werden die Geschäftszahlen von Volkswagen und Anfang März die von BMW zeigen, wie sich Daimlers Wettbewerber 2008 geschlagen haben.

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