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Autokrise: Fiat will bei Opel einsteigen

UPDATE Der italienische Fiat-Konzern will die Mehrheit am angeschlagenen deutschen Autobauer Opel übernehmen. Bei der Opel-Belegschaft stoßen die Pläne allerdings auf Widerstand. Und es gibt einen weiteren Interessenten.

Der Fiat-Konzern hat Interesse an einer Übernahme von Opel. Nach Informationen aus Verhandlungskreisen nahm der italienische Autohersteller bereits Kontakt mit der Bundesregierung auf. Sie hatte staatliche Bürgschaften für den Fall zugesagt, dass Opel einen privaten Investor findet. Weder Fiat noch Opel wollten eine mögliche Mehrheitsübernahme am Donnerstag bestätigen. Mehrere italienische Zeitungen zitierten Fiat-Chef Sergio Marchionne aber mit den Worten: „Opel könnte eine gute Gelegenhiet sein.“ Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) bestätigte, dass neben Fiat auch der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna an einem Einstieg bei Opel interessiert ist. „Magna und Fiat reihen sich ein in die Reihe möglicher Partner. Aber klar ist auch, dass es derzeit keinerlei Vorentscheidungen gibt“, fügte Koch hinzu. Im hessischen Rüsselsheim ist der Opel-Stammsitz.

Ein möglicher Einstieg von Fiat stößt bei der Opel-Belegschaft und der IG Metall auf heftigen Widerstand. „Die Mitarbeiter wären alles andere als begeistert“, sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild dem Tagesspiegel. „Beiträge der Arbeitnehmer darf Fiat nicht erwarten.“ Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und Fiat hatten Anfang 2005 eine enge Kooperation beendet. „Wir haben Erfahrung mit Fiat, es war ein Desaster“, sagte Schild. Sollte es zu einem Einstieg von Fiat kommen, werde binnen Jahresfrist über die Schließung der Opel- Werke in Bochum und Eisenach verhandelt. Auch im Werk Kaiserslautern und in Rüsselsheim seien große Einschnitte zu erwarten.

Opel beschäftigt in Deutschland rund 26 000 Mitarbeiter und braucht nach eigenen Angaben kurzfristig staatliche Bürgschaften in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Die Belegschaft und die Händler-Organisation hatten ihre Bereitschaft erklärt, Anteile an Opel zu übernehmen. Offenbar sind das GM-Management und das Bundeswirtschaftsministerium aber an einer schnellen Lösung mit Fiat interessiert. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte: „GM will Opel schnell abstoßen. Die Frage der Reorganisation soll dann Fiat übernehmen.“ Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) äußerte sich skeptisch zu einer Übernahme durch Fiat. „Die Bedenken des Betriebsrats sind nachvollziehbar“, sagte Hering: „Wir brauchen nicht um jeden Preis einen Investor.“

Der italienische Autokonzern ist im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Wie Fiat am Donnerstag mitteilte, erreichte der Fehlbetrag 410 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern, zu dem die Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia gehören, noch 405 Millionen Euro Gewinn gemacht. Der Umsatz sank von knapp 15,1 auf 11,3 Milliarden Euro. General Motors will unterdessen die meisten seiner Betriebe in den USA in den Sommermonaten bis zu neun Wochen lang stilllegen. GM reagiert damit auf die sinkende Nachfrage und die wachsenden Lagerbestände.

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