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Sechs Monate Wartezeit. Der in den USA produzierte X3 verliert Käufer.

© dpa

Automobilindustrie: BMW-Kunden müssen warten

BMW hat wegen der boomenden Nachfrage nach deutschen Autos akute Lieferschwierigkeiten. Für den Neubau der Niederlassung am Berliner Kaiserdamm kommen derweil die Planungen voran.

Berlin - „Alle unsere Werke laufen weltweit auf voller Auslastung. Trotzdem könnten wir noch mehr Autos verkaufen“, sagte Deutschlandchef Karsten Engel dem Tagesspiegel. Probleme mit Engpässen bei Zulieferern gebe es zwar nicht. „Die Bänder müssen wir nicht anhalten.“ Bei einigen Modellen, insbesondere bei der X-Serie, werden aktuell bestellte Neufahrzeuge aber frühestens im Spätsommer ausgeliefert.

„Sechs Monate Wartezeit für den X3 sind zu lang“, räumte Engel ein. „Da kann es passieren, dass wir leider Kunden verlieren.“ Der Geländewagen X3 wird seit 2010 nur noch im US-Werk in Spartanburg gefertigt, neben den größeren Modellen X5 und X6. Das kleine X1-Modell wird in Leipzig produziert. Auch hier rollen Engel zufolge weniger Autos vom Band, als BMW absetzen könnte.

Andere Autohersteller muten ihren Kunden ebenfalls lange Wartezeiten zu. Volkswagen hatte Ende Januar in seinem Stammwerk Wolfsburg sogar vorübergehend die Bänder angehalten. Der Grund: fehlende Teile von externen Zulieferern und aus den konzerneigenen Komponentenwerken, unter anderem Motoren.

Trotzdem sei es richtig, nicht euphorisch zu werden und „hektisch in neue Kapazitäten zu investieren“, sagte Engel dieser Zeitung. „Die Modelle werden älter, die Nachfrage wird auch wieder nachlassen, und dann bleiben wir auf Überkapazitäten sitzen.“ In eine neue Rabattschlacht wolle BMW aber nicht ziehen. Wenn das bedeute, dass man auf den Verkauf von zusätzlich 1000 Autos verzichtet, „dann ist das richtig“, sagte der Manager.

2010 hatte BMW als einziger Premiumhersteller auf dem deutschen Markt zugelegt, der insgesamt um 23 Prozent geschrumpft war. „Wir wollen auch 2011 der Hersteller sein, der am meisten gewinnt“, sagte Engel. Die Modelle, die das Wachstum 2010 getragen hätten – der 5er und der X3 – hätten 2011 ihr erstes volles Produktionsjahr. Ende des Jahres kämen der neue 1er und das Mini Coupé hinzu. Weiteres Wachstum auf dem Heimatmarkt dürfte indes schwierig werden. „Der deutsche Markt ist gesättigt, hier gibt es kein Wachstum, sondern einen Verdrängungswettbewerb“, räumte Engel ein. Mehr als die für 2011 erwarteten 3,1 Millionen Neuzulassungen werde es in den kommenden Jahren nicht geben. Zuwächse kämen aus den USA und China.

Auch das in Berlin produzierende Motorrad-Werk soll nach dem guten vergangenen Jahr noch zulegen. „2010 kam jedes vierte in Deutschland zugelassene Motorrad über 500 Kubikzentimeter aus Berlin“, sagte Engel. „Wir werden die 100 000er Marke dieses Jahr knacken.“ 2010 hatte BMW 98 047 Zweiräder verkauft. Der im Herbst präsentierte Big- Scooter soll künftig ebenfalls in Berlin vom Band rollen. „Wir werden zwei unterschiedliche mit Verbrennungsmotoren präsentieren“, sagte Engel. „Auch eine Variante mit E-Antrieb ist geplant.“

In Berlin sieht BMW einen Investitionsschwerpunkt. „Wir haben weltweit zehn strategische Top-Standorte, einer davon ist Berlin – obwohl der Neuwagenmarkt nicht besonders groß ist“, sagte der BMW-Deutschlandchef. Auch die zwischenzeitlich auf Eis gelegten Planungen für den Neubau der Niederlassung am Kaiserdamm kommen voran. „Dieses Jahr wollen wir den ersten Spatenstich tun“, kündigte Engel an.

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