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Henderson

© dpa

Automobilindustrie: GM-Chef Henderson tritt zurück

General-Motors-Chef Fritz Henderson ist nach nur acht Monaten zurückgetreten. Der bisherige Verwaltungsratschef von GM, Ed Whitacre, tritt vorläufig an die Unternehmensspitze.

Nach nicht einmal einem Jahr an der Spitze des krisengeschüttelten US-Autobauers General Motors (GM) ist Fritz Henderson zurückgetreten. „Es müssen Veränderungen her“, sagte Verwaltungsratschef Ed Whitacre am Dienstagabend in Detroit. Zu den genauen Gründen des überraschenden Abgangs wollte er sich nicht äußern. Er dankte Henderson aber ausdrücklich für die geleistete Arbeit.

Im Vorfeld hatte es immer wieder geheißen, es gebe Meinungsverschiedenheiten zwischen Henderson und dem Verwaltungsrat. Dessen Chef Whitacre übernimmt nun selbst für eine Übergangszeit die Führung des mit staatlicher Milliardenhilfe aus der Insolvenz gekommenen Konzerns. Die Suche nach einem endgültigen Nachfolger laufe bereits, sagte ein Sprecher, allerdings könne es Monate dauern.

Schlechtes Zeichen für Opel

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht in der Personalie ein schlechtes Zeichen für den Zustand von GM: Whitacre, der frühere Vorstandsvorsitzende der Telefongesellschaft AT&T, habe „keinerlei Erfahrung im Automobil-Geschäft“. Es gelinge dem Verwaltungsratschef offenbar nicht, geeignete Manager für die Sanierung des Konzerns zu finden. „Damit werden auch für Opel ist Risiken eher größer als kleiner“, sagte Dudenhöffer.

Henderson hatte nach einer langen Karriere innerhalb des Konzerns erst im März die Führung von General Motors übernommen - zu einer Zeit, als das Überleben des Autobauers auf dem Spiel stand. Er beerbte den glücklosen Rick Wagoner und schaffte es, mit Rückendeckung der US-Regierung das Unternehmen zu stabilisieren, die Verluste einzudämmen und viel früher als erwartet mit dem Schuldenabbau zu beginnen.

Unter Henderson platzte aber auch der Verkauf von Opel an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna. Das führte zu viel Kritik aus Deutschland. Henderson brachte die Bundesregierung vor allem mit seiner später zurückgenommenen Drohung gegen sich auf, Opel in die Insolvenz zu schicken, wenn die Beschäftigten nicht zu Zugeständnissen bereit seien. Trotz der Verstimmungen versucht General Motors derzeit, an staatliche Hilfen für Opel zu gelangen.

Bei Saab gescheitert

Die chronisch defizitäre schwedische Tochter Saab wurde Henderson nicht los, weil der Sportwagen-Hersteller Koenigsegg plötzlich einen Rückzieher als Käufer machte. Erst am Dienstagnachmittag setzte General Motors den Schweden eine Frist bis Jahresende - sollte es dann keinen neuen Käufer geben, will GM die Traditionsmarke mit ihren zuletzt noch 3.400 Mitarbeitern dicht machen.

Seit Anfang 2005 hat GM konzernweit Verluste von mindestens rund 90 Milliarden Dollar angehäuft. Der Konzern war mit Staatshilfen von mehr als 50 Milliarden Dollar vor dem Untergang gerettet worden. Nur ein kleiner Teil floss allerdings als Kredit. Für den größeren Teil erhielt die US-Regierung 60 Prozent an dem Autohersteller. Sie will die Beteiligung schrittweise nach einem erneuten Börsengang abstoßen.

„Unser Unternehmen ist auf dem richtigen Weg“, sagte Verwaltungsratschef Whitacre. Jetzt gelte es, dem US-amerikanischen und kanadischen Steuerzahlern ihr Geld zurückzugeben. Im zuletzt berichteten dritten Quartal schrieb General Motors noch 1,2 Milliarden Dollar Verlust, konnte den weltweiten Marktanteil aber wieder leicht auf 11,9 Prozent erhöhen.

Für seine Sanierung hat GM weltweit bereits Zehntausende Jobs abgebaut. Bei Opel stehen weitere 9000 Stellen auf dem Spiel und damit jeder fünfte Arbeitsplatz. Weltweit arbeiten noch gut 200.000 Menschen bei dem einst größten Autobauer. (ae/dpa)

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