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Automobilindustrie: Mercedes kommt BMW näher

BMW, Mercedes oder Audi? Der Kampf um die Pole Position bei den Premiummarken wird immer spannender. Seit Jahren führt BMW das Trio an, doch Audi holt mächtig auf. Und Mercedes könnte sogar in einigen Jahren den Spitzenplatz zurückerobern.

Berlin - „2014 hat die Mercedes-Car-Group die Möglichkeit, am Wettbewerber BMW-Mini knapp vorbeizuziehen“, schreibt der Duisburger Professor für Automobilwirtschaft, Ferdinand Dudenhöffer, in einer Analyse für den Tagesspiegel. Gründe für den Erfolg der Stuttgarter sieht Dudenhöffer in der neuen A-Klasse, in zusätzlichen Varianten von A-, B- und C-Klasse sowie dem Viersitzer von Smart, den Mercedes zusammen mit Renault bauen will. Alles in allem rücken die drei deutschen Hersteller zusammen, indem sie im Jahr 2015 fast identische Stückzahlen produzieren.

Aktuell erfreuen sich die Firmen unerwartet guter Absätze. Vor allem dank der Nachfrage aus China und den USA ist die Krise überwunden. Audi verkaufte in den ersten fünf Monaten 22 Prozent mehr Autos als im Vorjahreszeitraum, dabei gab es die stärksten Zuwächse in den USA (plus 31 Prozent) und China (plus 40 Prozent). In China, wo der VW-Konzern inklusive Audi sehr gut aufgestellt ist, setzte Audi bis Mai 88 000 Autos ab.

Mercedes und BMW kommen da nicht mit, obwohl Mercedes den Absatz in China per Ende Mai um 107 Prozent auf 46 800 Autos steigerte. Zwischen Audi und Mercedes rangiert BMW mit 57 000 verkauften Fahrzeugen in China, was einem Plus um 105 Prozent entspricht. In den USA führt Mercedes mit 85 400 Autos bis Ende Mai (plus 22 Prozent) vor BMW (81 450 Fahrzeuge, plus sechs Prozent) und Audi (40 000 Autos).

Im Krisenjahr 2009 hatten die drei deutschen Spitzenmarken deutlich weniger verkauft, vor allem Mercedes und BMW rutschten ab. Audi dagegen schlug sich wacker und glaubt weiter, die anderen beiden überholen zu können. Heute haben die Ingolstädter nach eigenen Angaben 34 Modelle auf dem Markt, 2015 sollen es 42 sein. Ein großer Vorteil von Audi ist die Integration im VW-Konzern. So besteht der A3 zu gut zwei Dritteln aus Teilen des VW-Golf. Und wenn Kapazitäten gebraucht werden, gibt es reichlich Ausweichmöglichkeiten im Konzern. Der kleine Audi (A1) wird in Brüssel montiert, aus dem VW-Werk in Bratislawa kommt der Q7 und der Q3 entsteht in Matorell bei der VW-Tochter Seat.

„Audi kommt näher“, sagt Stefan Bratzel von der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. Für ihn ist Mercedes „ein sehr interessanter Fall“. In den nächsten Jahre brauche die Marke mit dem Stern „ein Modellfeuerwerk“. Das erwartet Bratzels Kollege Dudenhöffer, für den Mercedes in den vergangenen neun Monaten bereits „die große Überraschung“ gewesen sei, wie man an Image-Umfragen sehen könne. Und „bis zum Jahr 2015 wird Mercedes den größten Schritt bei den Premiumherstellern machen“, glaubt Dudenhöffer.

Bei BMW sieht man das anders. Auch für die Münchener läuft 2010 besser als erwartet, und das hilft wiederum, zwei Drittel der Modellpalette bis 2012 zu erneuern. „Unsere Produktoffensive läuft erst an“, sagt ein BMW-Sprecher. Offenkundig sind alle drei Hersteller schwer in der Offensive.

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