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Wirtschaft: Autopräsident verbreitet Zuversicht

Gottschalk: Standort nicht in Gefahr / Trotz Arbeitskampf 4000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Branche

Frankfurt am Main/Berlin - Nach einem eher enttäuschenden Autojahr 2004 wird es auch 2005 kaum besser. „Ein Durchstarten des Automobilgeschäftes im Inland ist wenig wahrscheinlich, es sei denn die Verunsicherung der Verbraucher weicht“, sagte Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) am Freitag in Frankfurt. Das Geschäft werde weiter zäh laufen. Nur auf Grund neuer Modelle rechnet Gottschalk mit einem Absatzniveau, „das leicht oberhalb von 2004 liegt“. Sollte der Dezember gut laufen, rechnet der VDA in diesem Jahr mit rund 3,24 Millionen neu zugelassenen Pkw in Deutschland und mit einer Produktion von rund 5,2 Millionen Autos. Damit würde der Markt 2004 stagnieren.

Das Marktforschungsinstitut B&D Forecast geht davon aus, dass nur 3,2 Millionen Autos verkauft werden. „Seit zehn Jahren gab es in Deutschland kein schlechteres Autojahr als 2004.“ Für das kommende Jahr erwartet B&D einen Absatz von 3,25 Millionen Autos. „Der Tiefpunkt ist damit durchschritten – der Weg in die Normalität ist aber vor 2006 nicht erreicht“, heißt es in der jüngsten Prognose des Instituts von Ferdinand Dudenhöffer. 2006 werden 3,4 Millionen Zulassungen erwartet, womit der deutsche Markt „nur noch 150000 Fahrzeuge unter seinem langjährigen Trend von 3,55 Millionen Zulassungen ist“.

Trotz der Tarifauseinandersetzungen bei Daimler-Chrysler und VW sowie der Opel-Krise wurden in der Autoindustrie in diesem Jahr 4000 Arbeitsplätze geschaffen, 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende des Jahres werden nach Angaben von VDA-Präsident Gottschalk Hersteller und Zulieferer rund 777000 Mitarbeiter beschäftigen. 2005 aber wird diese Zahl nicht zu halten sein. „Ohne die Entwicklung bei Opel werden wir eine stabile Beschäftigung haben", prophezeite Gottschalk. Er machte auch klar, dass es weitere Einschnitte für die Beschäftigten geben werde. „Es wird noch vieles auf den Prüfstand kommen, ob Steinkühler-Pause oder Nachtzuschläge ab Mittag.“ Auch längere und flexiblere Arbeitszeiten seien nötig.

Als positive Signale für die deutsche Schlüsselbranche wertete Gottschalk das anhaltend gute Exportgeschäft. 70 Prozent der hier zu Lande gebauten Pkw gehen mittlerweile ins Ausland. 2004 werden es rund 3,7 Millionen sein, zwei Prozent mehr als 2003. „Das Autojahr 2004 war ein Exportschlager“. Zweites erfreuliches Signal sei der seit sechs Monaten steigende Auftragseingang. Allein im November hatte es ein Plus von 21 gegeben.

Allerdings kommen die Aufträge kaum von Privatleuten. Deren Bestellungen liegen mittlerweile 30 Prozent unter dem Niveau von 1999. Solange die Verunsicherung der Verbraucher nicht verschwinde, werde sich daran nichts ändern, obwohl das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland mit fast acht Jahren so hoch ist wie nie zuvor. Mit Sorgen schaut der Autopräsident auf die anhaltende Rabattschlacht und den starken Euro. Doch alles in allem gebe es keine Anzeichen dafür, dass die deutsche Automobilindustrie dem Standort Deutschland den Rücken kehrt. „Deutschland bleibt unser wichtigster automobiler Standort. Deutschland bleibt Autoland.“

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