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Autoschau

© AFP

Autoschau Delhi: Kleine Autos für ein großes Land

Bei der Auto Expo in Delhi überbieten sich die Hersteller mit neuen Modellen. Tatsächlich kommt niemand mehr an der aufstrebenden Wirtschaftsmacht vorbei.

Neu-Delhi - Rakshets Augen leuchten. Stolz posiert der Achtjährige in der Messehalle vor dem funkelnden, nachtblauen BMW Z4, während sein Onkel ein Erinnerungsfoto schießt. „Das ist mein Traumauto“, sagt Rakshet. „Wenn ich 18 Jahre alt bin, kaufe ich es.“ Die Liebe zu deutschen Autos hat Rakshet offenbar von seinem Vater geerbt. Der Autonarr nennt einen BMW, einen Mercedes und einen Audi sein Eigen. Typisch ist das allerdings nicht. Rakshets Vater zählt zu Indiens kleiner und steinreicher Oberschicht. Für die Masse der Inder bleiben solche Nobelschlitten unerschwinglich. Den Markt räumen in Indien die billigeren Kleinwagen ab. Auch bei der seit Dienstag laufenden Auto Expo 2010 in Delhi stehlen sie allen anderen die Schau. Die großen Autobauer übertrumpfen sich mit neuen Einstiegsmodellen.

Noch nie wurden die indischen Käufer so heiß umworben wie heute. Das Marktpotenzial in dem Land mit 1,1 Milliarden Einwohnern ist riesig. Nur neun von 1000 Indern besitzen ein Auto – aber immer mehr können sich eins leisten, zumindest ein preiswertes. Experten rechnen damit, dass im Finanzjahr 2009/10 (31. März) auf dem Subkontinent 1,6 Millionen Autos verkauft werden. Das wäre ein Plus von 15 Prozent. Die Schlacht um den Zukunftsmarkt wird im unteren Preissegment ausgetragen: Vier von fünf verkauften Autos sind Kleinwagen. Vor zwei Jahren war der indische Unternehmer Ratan Tata mit dem 1700-Euro- Auto Nano vorgeprescht und hatte damit die Branche aufgeschreckt. Bei der Auto Expo 2010 warteten die großen Autobauer nun gleich mit einer Reihe neuer Einsteigermodelle auf. Sowohl Toyota als auch Honda wollen neue Kleinwagen auf den Markt bringen, die um die 10 000 Euro kosten sollen. General Motors schickt sein 7000-Dollar-Modell „Beat“ ins Rennen. Der französische Hersteller Renault und sein japanischer Partner Nissan haben für 2012 ebenfalls ein Modell im Niedrigpreisbereich angekündigt.

Die deutschen Autobauer, die sich eher im hochpreisigen Segment tummeln, tun sich noch schwer mit dem Massengeschäft. Zwar gelten deutsche Autos auch vielen Indern als die besten der Welt, aber die verkauften Stückzahlen sind bisher eher bescheiden. BMW verkaufte im vergangenen Jahr 3619 Wagen der Luxusklasse in Indien, Mercedes kam auf 3247. Nach langem Zögern hatte Volkswagen erst 2009 ein Werk in Pune eröffnet, dafür drängen die Wolfsburger nun umso kräftiger in den Zukunftsmarkt. Mit den Marken VW, Skoda und Audi streben sie in vier bis sechs Jahren einen Marktanteil von acht bis zehn Prozent an. Auf der Auto Expo enthüllte VW nun die Indienversion des VW Polo, der stärker auf das Land zugeschnitten ist und auch dort produziert wird. Auch der Einstieg bei Suzuki soll VW helfen, seine Position auf dem Zukunftsmarkt zu stärken. Mit einem Marktanteil von 55 Prozent ist der indisch-japanische Autokonzern Maruti Suzuki der unangefochtene Platzhirsch in Indiens Autogeschäft.

Tatsächlich kommt niemand mehr an der aufstrebenden Wirtschaftsmacht vorbei. Noch vor wenigen Jahren war die indische Automesse im Westen kaum eine Schlagzeile wert. Inzwischen drängelt sich das Who’s Who der internationalen Autowelt auf dem Messegelände Pragati Maidan, das zusehends aus allen Nähten platzt. Insgesamt 2100 Aussteller aus mehr als 30 Ländern sind diesmal dabei, fast zwei Millionen Besucher werden bis Montag erwartet. Auch die deutschen Autozulieferer hoffen auf das Geschäft in Indien. Im deutschen Pavillon präsentieren 20 mittelständische Firmen ihre Produkte. Christine Möllhoff

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