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Wirtschaft: Autoversicherer abwartend gegenüber

MÜNCHEN .Die Autoversicherer in Deutschland haben mit Zurückhaltung auf die von der Allianz angekündigten Berufsgruppentarife reagiert.

MÜNCHEN .Die Autoversicherer in Deutschland haben mit Zurückhaltung auf die von der Allianz angekündigten Berufsgruppentarife reagiert.Die großen Assekuranzen planen in der näheren Zukunft keine weitere Differenzierung ihrer Versicherungsprämien nach Berufsgruppen, ergab eine Umfrage am Donnerstag.Die Allianz Versicherungs-AG, München, will zum 1.Oktober für 107 Berufsgruppen Rabatte von bis zu 15 Prozent in der Autohaftpflicht sowie der Voll- und Teilkaskoversicherung einführen.Der ADAC bezeichnete die Pläne der Allianz als "Mogelpackung", da die Pkw-Basisprämie gleichzeitig um drei Prozent erhöht werde.Außerdem werde der ohnehin schon unüberschauhbare Versicherungsmarkt für Autos weiter kompliziert."Der Verbraucher blickt nicht mehr durch", sagte ADAC-Justitiar Paul Kuhn.

Bei der R+V-Versicherung, Wiesbaden, die zu den fünf größten Autoversicherern gehört, werden die Abgrenzungen der neuen Allianz-Rabatte für Berufsgruppen als zu vage kritisiert."Mit ein klein bißchen Phantasie kann sich so jeder in die Berufsrabatte reinschmuggeln", sagte R+V-Justiziar Jochen Lindorf.So mache es "wenig Sinn", Rabatte für Tapezierer, aber nicht für Maler zu geben - oder für Physiker, aber nicht für Chemiker.Bei Ingenieuren unterscheide die Allianz außerdem nicht zwischen Innen- und Außendienstmitarbeitern.Berufsgruppentarife seien ohnehin ein "alter Hut", sagte er.Die R+V-Versicherung gebe bereits seit Jahren Rabatte für bestimmte Berufsgruppen wie Landwirte, Beamte und Ärzte.

Der Branchenzweite, die HUK-Coburg-Versicherung, plane derzeit keine Berufsgruppentarife, sagte Pressereferent Stefan Eichhorn."Man muß abwarten, wie der Markt es annimmt." Eine Gefahr sei allerdings, daß einzelne Versicherer sich die Rosinen rauspickten und für Gruppen mit hohen Schadenszahlen die Prämien enorm verteuern könnten."Es könnte sein, daß gewisse Berufsgruppen Probleme bekommen, ihr Auto zu versichern", sagte Eichhorn.

Auch der nach eigenen Angaben drittgrößte deutsche Autoversicherer, die LVM in Münster, sieht derzeit keine Notwendigkeit, neue Rabattmodelle einzuführen.Das bisherige System, bei dem die Kunden auf bis zu 45 Prozent Nachlaß von der Basisprämie kommen könnten, reiche aus und werde "sehr gut angenommen", sagte eine Sprecherin.Die beiden Kölner Versicherer, Axa Colonia und Gerling, gewähren ebenfalls schon verschiedene Rabatte, zum Beispiel für Wenigfahrer und Garagenbesitzer.

Im Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden die Pläne der Allianz als normaler Geschäftsvorgang im flexibilisierten Versicherungsmarkt gesehen."So ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, daß es aufgrund einer gewissen beruflichen Tätigkeit eine geringere Schadenshäufigkeit gibt", sagte Sprecher Uwe Schmidt-Kasparek.Es gebe außerdem schon lange Rabatte für Landwirte, Beamte und Beschäftigte des öffentlichen Dienstes.Außerdem seien auch andere Rabatte, wie beispielsweise für Garagenbesitzer, schon von 95 Prozent der Versicherer angenommen.Den Autofahrern rät der GDV jedoch, das Preis-Leistungs-Verhältnis der Versicherungen sehr genau zu prüfen.Das Nutzungsprofil müsse stimmen.Wer beispielsweise sein Auto als Einzelfahrer versichere und damit Geld spare, dürfe keine anderen Personen fahren lassen, sonst könne es Ärger geben."Lieber ein paar Mark mehr zahlen", rät Schmidt-Kasparek.

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