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Autoversicherung wechseln: Berliner können bis zu 1500 Euro sparen

Die Preise für Haftpflicht- und Kaskoversicherungen steigen. Eine neue Studie ruft zum Wechsel auf und stellt traumhafte Ersparnisse in Aussicht.

Jedes Jahr stehen Millionen Autofahrer vor demselben Problem: Sollen sie ihre Autoversicherung kündigen und sich einen günstigeren Anbieter suchen? Ganz einfach ist das nicht. Um billige Angebote herauszufiltern, muss man geduldig Frage um Frage beantworten – nach Wohnort, Autotyp, Familienstand, Beruf oder danach, wie man wohnt. All das beeinflusst nämlich die Prämie. Und beliebig lang aufschieben kann man das Ganze auch nicht. Die Zeit drängt, zumindest für das Gros der Versicherungskunden, deren Vertrag am Jahresanfang begonnen hat. Ist deren Kündigung nicht bis zum 30. November beim Versicherer, verlängert sich die Police automatisch um ein weiteres Jahr.

Das wäre schade, meint Thomas Köhne. Denn vergleichen lohnt sich. Wer die Mühe scheut und bleibt, verschenkt in den allermeisten Fällen bares Geld, hat der Versicherungsprofessor ausgerechnet. Knapp 51 000 Kfz-Haftpflicht- und Kaskotarife hat Köhne zusammen mit seinen Kollegen vom Institut für Versicherungswirtschaft in Berlin durchgerechnet. Für zehn Modellkunden in 30 Regionen Deutschlands hat Köhne im Auftrag des Autoversicherers Direct Line ausgerechnet, wie viel sich durch einen Wechsel des Anbieters statistisch gesehen sparen lässt. Und das ist eine Menge. „Der Abstand zwischen dem jeweils teuersten und günstigsten Angebot liegt durchschnittlich bei 1231 Euro“, sagte Köhne, der an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht lehrt, am Montag in Berlin. Das größte Sparpotential von allen getesteten Regionen liegt in Berlin: In der Hauptstadt hat Köhne – über alle zehn Modellfälle hinweg – eine Spanne von durchschnittlich 1577 Euro zwischen dem günstigsten und teuersten Anbieter ermittelt.

Neue Tarife im Oktober

Wer der günstigste Versicherer ist, sagt Köhne nicht. Das muss jeder Autofahrer selbst ermitteln – etwa mit Hilfe der Internetportale. Denn schon leichte Veränderungen in den Voraussetzungen und den Ansprüchen an den Versicherungsschutz können die Rangfolge durcheinander bringen. Zudem hat Köhne mit den Tarifen gerechnet, die im September auf dem Markt waren. Erfahrungsgemäß schieben die Versicherer aber gerade im Oktober und auch noch im November neue Angebote nach. Lebenshilfe für den einzelnen ist es also nicht, was der Versicherungsprofessor erreichen will. Ihm geht es um die Botschaft: Wechseln lohnt sich.

Das stimmt selbst dann, wenn man nicht die billigsten und teuersten Angebote vergleicht, sondern die günstigsten Tarife in Relation zu dem setzt, was die Versicherten durchschnittlich bezahlen. Die Ersparnis fällt dann zwar geringer aus, kann sich aber immer noch sehen lassen. „Über alle Fälle hinweg liegt das günstigste Angebot zwischen 32 und 59 Prozent unter dem durchschnittlichen Wert“, hat der Wissenschaftler herausgefunden. Die Zahlen für die Berliner Modellfälle finden Sie in der Grafik.

Vor allem Städter sind gut beraten, die Preise zu vergleichen. Autoversicherungen sind hier nämlich in aller Regel teurer als auf dem Land. Für Stadt und Land gilt aber gleichermaßen: Die Preise steigen. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Versicherungen für die Musterfälle um rund fünf Prozent verteuert, hat Köhne ausgerechnet, bereits im Vorjahr waren die Preise um 5,8 Prozent in die Höhe geklettert. Dennoch schreiben die Autoversicherer nach wie vor rote Zahlen. Im vergangenen Jahr hat der Bereich eine Milliarde Euro Verlust gemacht, auch in diesem Jahr haben die teuren Hagelschäden, Stürme und Hochwasser vor allem den Kaskoversicherern das Geschäft vermiest.

Policen im Autohaus

Um Vergleiche und Fremdgehen zu verhindern, binden Autoversicherer ihre Kunden gern schon möglichst früh an sich – beim Kauf im Autohaus. Allein die Allianz hat weit über 1,3 Millionen Fahrzeuge über die Autohändler versichert, VW betreibt sogar gemeinsam mit der Allianz eine eigene Versicherung. Köhne rät davon ab, genauso wie die Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer hatten bereits im Februar dieses Jahres sechs Policen vom Hersteller getestet, ihr Fazit: zu teuer. Besser sei es, sich selbst eine Versicherung zu suchen.

Doch viele Verbraucher scheuen davor zurück, sich die Mühe des Vergleichens zu machen, ärgert sich Christian Paul Sooth, Finanzvorstand von Direct Line. Der Direktversicherer, der seinen Sitz vor den Toren Berlins, in Teltow, hat, ist seit 2002 in Deutschland. Trotz kräftiger Wachstumsquoten in den vergangenen Jahren und 600 000 Kunden hat der Versicherer es gerade einmal auf einen Marktanteil von einem Prozent in Deutschland geschafft. „Die Bürger sind relativ gleichgültig“, sagte Sooth am Montag in Berlin, „sie bezahlen zu viel und wechseln nicht“. Der britischen Mutter scheint jetzt der Geduldsfaden gerissen zu sein: Vor wenigen Tagen hat sie ihre deutsche Tochter an die spanische Mapfre verkauft.

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