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Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler, deren Unternehmen zuletzt massiv an Wert verlor.

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Autozulieferer: Schaeffler will Hunderte Jobs in Deutschland streichen

Die Autobranche kämpft mit Problemen in China, den USA und der Umstellung auf E-Mobilität. Zulieferer Schaeffler zieht nun Konsequenzen.

Die Flaute in der Automobilindustrie macht dem Zulieferer Schaeffler immer stärker einen Strich durch die Rechnung. Die Aussichten für dieses und die kommenden Jahre sehen insbesondere für die Autozuliefersparte mau aus und Vorstandschef Klaus Rosenfeld will eine neue Sparrunde einläuten. Rund 900 Stellen sollen insgesamt wegfallen, 700 davon in Deutschland, wie das Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen sollen demnach jedoch vermieden werden. Die Aktie fiel am Mittag um fast 9 Prozent.

In einem ersten Schritt eines bis 2024 angelegten Programms will Schaeffler Einsparungen von 90 Millionen Euro erzielen. „Bei unserem neuen Effizienzprogramm geht es um Bremsen und Gasgeben gleichzeitig“, sagte Schaeffler-Chef Rosenfeld. „Wenn der erste Schritt mit 90 Millionen Ergebnisverbesserung nicht reicht, dann werden wir noch mal nachlegen.“

Neue Abgasnorm macht Schwierigkeiten

Die Maßnahmen treffen insbesondere die Autozuliefersparte. Rund 900 Stellen in den europäischen Werken sollen insgesamt wegfallen, 700 davon in Deutschland. „Standorte zu konsolidieren heißt nicht, sie einfach kalt zu schließen“, sagte Rosenfeld. Auch Verkäufe von Randaktivitäten aus den Bereichen Motoren- und Getriebesysteme seien denkbar, hieß es. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen sollen vermieden werden.

Schaeffler hatte schon früh im vergangenen Jahr vor widrigen Bedingungen in der Industrie gewarnt. Doch die Probleme der Branche in Europa wegen des neuen Abgas- und Verbrauchstests WLTP sowie des Automarkts in China wegen des Zollstreits mit den USA verschärften sich im zweiten Halbjahr noch spürbar.

Im Oktober hatten CEO Klaus Rosenfeld (r.), Georg und seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler den Autozulieferer an die Börse gebracht.
Im Oktober hatten CEO Klaus Rosenfeld (r.), Georg und seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler den Autozulieferer an die Börse gebracht.

© REUTERS

Bei der E-Mobilität und der Fahrwerktechnik will Schaeffler den Auftragseingang in den kommenden drei Jahren auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro pro Jahr steigern. „Wir sind etwas später in die Elektromobilität gestartet als andere, aber dank unserer technologischen Kompetenz sind wir gut gerüstet“, so Rosenfeld. „Wir wollen zugleich die hohe Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor weiter reduzieren“, sagte Matthias Zink, Chef der Autozuliefersparte. Für die Umsetzung des Sparprogramms sind in diesem Jahr Kosten von rund 60 Millionen Euro veranschlagt.

Trübe Aussichten für die nächsten Jahre

Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren mehrere Programme gestartet, um die Profitabilität zu steigern. Zuletzt war der Umbau im Bereich mit Wälzlagern angegangen worden, dem weltweit rund 950 Stellen zum Opfer fallen dürften, davon rund 450 in Deutschland. Zuvor hatte Schaeffler die lange schwächelnde Industriezuliefersparte und weitere kleine Bereiche auf mehr Rendite getrimmt, was bereits fast 1000 Arbeitsplätze wegfallen ließ. Auch in Großbritannien strafft Schaeffler die Produktion und legt Werke zusammen.

Grund für die Anstrengungen dürften die trüben Aussichten sein. 2019 rechnet Schaeffler mit noch weniger Schwung als im Vorjahr, der Umsatz soll - Währungseinflüsse ausgeklammert - noch um 1 bis 3 Prozent wachsen, wie aus am Mittwoch vorgelegten Zahlen hervorgeht. Im vergangenen Jahr kletterte der Erlös vom starken Euro gebremst um 1,6 Prozent auf 14,24 Milliarden Euro, ohne Wechselkurseffekte wären es 3,9 Prozent gewesen. Unter dem Strich sank der auf die Anteilseigner entfallende Konzerngewinn im vergangenen Jahr um 10,1 Prozent auf 881 Millionen Euro. (dpa)

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