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Wirtschaft: Bahn baut 2005 rund 9000 Stellen ab

Sparprogramm ist offenbar schärfer als bisher bekannt – einen neuen Beschäftigungspakt gibt es trotzdem

Berlin - Bei der Deutschen Bahn sind im kommenden Jahr starke Einschnitte geplant. Etwa 9000 Stellen sollen allein im kommenden Jahr wegfallen. Das haben am Dienstag die Agenturen Reuters und dpa übereinstimmend unter Berufung auf Konzernkreise gemeldet. Norbert Bensel, der Personalvorstand der Bahn, wies die Zahl allerdings am Abend zurück. Mit der Nachricht wurden die Verhandlungen über die Verlängerung des auslaufenden Beschäftigungsbündnisses zwischen Konzernspitze und den Eisenbahnergewerkschaften belastet. Eine Einigung wurde trotzdem erzielt. Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte nach einem Spitzentreffen mit Gewerkschaftsvertretern: „Wir haben unterschrieben.“ Bis 2010 sind damit betriebsbedingte Kündigungen bei der Bahn für die meisten Beschäftigten ausgeschlossen.

In den vergangenen Wochen waren sehr unterschiedliche Zahlen zum möglichen Abbau von Stellen bei der Bahn bekannt geworden. Allerdings überarbeitet die Bahn zurzeit die Planung für die kommenden fünf Jahre, weil die Geschäfte vor allem beim Personenfernverkehr und Schienengütertransport wesentlich schlechter laufen als zunächst erwartet.

Beide Sparten sollen auch die Hauptlast beim geplanten Stellenabbau tragen. Laut Reuters ist vorgesehen, im kommenden Jahr beim Personenverkehr 3600 Arbeitsplätze zu streichen. Bekannt waren Pläne, wonach 300 Zugbegleiter und etwa 500 Mitarbeiter in Reisezentren eingespart werden sollten. Bei der Schienengüterverkehrstochter Railion wiederum sollen nach den neuesten Angaben im kommenden Jahr 1700 Jobs wegfallen.

Ein Bahnsprecher verwies darauf, dass Personalabbau kein Unternehmensziel sei. Außerdem seien nötige Stellenstreichungen in den vergangenen Jahren immer sozialverträglich durchgeführt worden. Seit Beginn der Bahnreform 1994 hat der Konzern weit mehr als 100000 Arbeitsplätze abgebaut.

Wegen der anhaltenden Rationalisierungen haben die Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen gefordert, das bisherige Beschäftigungsbündnis, das zum 31. Dezember ausläuft, zu verlängern. Mehdorn forderte zunächst Einsparungen bei den Personalkosten von zehn Prozent und stellte eine Laufzeit bis 2008 in Aussicht. Jetzt müssen die Arbeitnehmer einen Sparbeitrag von 5,5 Prozent erbringen und erhalten ein neues Beschäftigungsbündnis bis 2010. Die Einsparungen sollen vor allem über Mehrarbeit erfolgen. Zukünftig orientiert sich die Berechnung der Löhne an einer 40-Stunden-Woche, nicht wie bisher an 38 Stunden. Die Mitarbeiter sollen innerhalb eines Korridors von 35 bis 40 Stunden die Wahl zwischen Mehrarbeit oder Einkommensverzicht haben.

Der Pakt gilt außerdem – im Gegensatz zur alten Regelung – für den gesamten Konzern und für alle Mitarbeiter, die mindestens fünf Jahre im Betrieb sind. Das sind 150000 Menschen. Bisher waren unter anderem Dienstleistungstöchter wie der Reinigungsdienst ausgenommen. Mitarbeitern, deren Stelle wegfällt, muss auf Grund des Bündnisses eine neue Beschäftigung innerhalb des Konzerns angeboten werden. Das gelte im Übrigen auch so weit wie möglich für jüngere Mitarbeiter, die noch nicht fünf Jahre im Betrieb seien, erklärte Personalvorstand Bensel. Man sei schließlich daran interessiert, sie im Konzern zu halten.

Die Gewerkschaften sprachen von „großen Opfern“, die die Belegschaft für die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns erbracht hätten. Man hoffe, dass es neben der Beschäftigungssicherung bald weitere Gegenleistungen geben werde. Mit der Bahn wurde vereinbart, dass die Mitarbeiter ab 2006 am Erfolg des Konzerns beteiligt werden.

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