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Wirtschaft: Bahn bündelt die Logistik anderswo

Hamburg, Duisburg und Bremen im Rennen / Wiesheu will Sachentscheidung

Berlin - Die Bahn will ihre Logistik- sparte in Hamburg, Duisburg oder Bremen bündeln. Bei seiner Sitzung in der vergangenen Woche habe der Aufsichtsrat den Vorstand beauftragt, vor allem diese Standorte zu prüfen, erfuhr der Tagesspiegel aus Aufsichtsratskreisen. Die Entscheidung solle vor dem Sommer fallen und sei noch völlig offen.

Der Standort London als Logistikzentrale, über den spekuliert worden war, werde aber „nicht ernsthaft thematisiert“ und auch Berlin komme wegen seiner fehlenden Anbindung an wichtige Wasserstraßen „eher weniger“ in Betracht, hieß es in den Kreisen. Die Bündelung sei notwendig, weil das Logistikgeschäft in der jetzigen Aufteilung kaum steuerbar sei. Dazu gehören nach der Übernahme des US-Unternehmens Bax Global weltweit rund 77 000 Beschäftigte. Der zuständige Vorstand Norbert Bensel hat mit rund 100 Beschäftigten seinen Sitz in Berlin, in Essen ist die Spedition Schenker angesiedelt, in Mainz die Güterbahn Railion.

Offiziell hält sich der Konzern in der Standortfrage zurück. Otto Wiesheu, seit dem Jahreswechsel Bahn-Vorstand für Wirtschaft und Politik und davor bayerischer Wirtschaftsminister, sagte dem Tagesspiegel: „Dieses Thema wird sachorientiert geprüft, eine Vorentscheidung gibt es noch nicht. Das ist eine rein sachliche Frage und keine politische.“

Die Bahn wolle ihre Beziehungen zum Berliner Senat verbessern, sagte Wiesheu auch. Doch das Verhältnis zwischen Konzern und Senat hatte Ende 2005 auf Grund der Diskussion über einen möglichen Umzug der Bahn-Zentrale von Berlin nach Hamburg erheblich gelitten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) warf Bahn-Chef Hartmut Mehdorn damals „Rambo-Methoden“ vor. Die Bahn hielt Berlin dagegen vor, sich zu wenig um die in der Stadt ansässigen Unternehmen zu kümmern.

Hintergrund war der geplante Einstieg der Bahn bei der Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA) und der Hamburger Hochbahn, für den die Hansestadt im Gegenzug die Umsiedlung der Konzernzentrale mit rund 2000 Arbeitsplätzen forderte. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der Bundesregierung, dem Eigentümer der Bahn. Als Kompromisslösung wurde schon damals die jetzt wieder erwogene Konzentration der Logistik- sparte des Konzerns in Hamburg ins Spiel gebracht, dort aber als nicht weitgehend genug abgelehnt.

Der Senat der Hansestadt sucht nun nach anderen Partnern, ist aber auch mit der Bahn noch im Gespräch. Die Hafenbetriebe benötigen nach seinen Angaben in den nächsten Jahren Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro für neue Containeranlagen. mod/hop/brö

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