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In der Schieflage. Staatsbahnen aus dem Ausland machen der Deutschen Bahn das Geschäft schwer. 2012 hat es allerdings noch zu einem Rekordgewinn gereicht. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Bahn hadert mit ihren Konkurrenten

Konzern warnt vor Streit mit Wettbewerber bei der S-Bahn – und fürchtet sich vor einem Preiskampf.

Berlin - Die Deutsche Bahn warnt vor Problemen bei der Berliner S-Bahn, sollte ein Konkurrent den Zuschlag für die Ringbahn bekommen. Berlin stehe „vor einer schwierigen Situation, wenn zwei Wettbewerber in wesentlichen Teilen des Netzes gemeinsam unterwegs sind“, sagte Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg am Donnerstag bei der Vorstellung der Bahn-Bilanz 2012. „Es wird Streit geben darüber, wer für die Verspätungen des jeweils anderen zuständig ist“. Heftige Kritik übte der Manager am französischen Staatskonzern RATP, der sich für die Ringbahn interessiert. Die Behauptung, er könne die S-Bahn besser betreiben, sei „vermessen“, die Franzosen wüssten gar nicht, „was da zu tun ist“.

Der zuständige RATP-Manager Alain Polonsky hatte kürzlich sein Interesse an den Strecken in Berlin bekräftigt. Die Bahn hofft aber darauf, sich gegen RATP und die anderen Bewerber um die S-Bahn durchzusetzen. Man stehe zur S-Bahn, sie sei „Kerngeschäft“, sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube. Die RATP agiere zudem außerhalb gültiger Normen, befand Personenverkehrs-Chef Homburg. Ihre sehr lange laufenden Verkehrsverträge in Frankreichs Hauptstadtregion seien „vollständig europarechtswidrig“.

Gleichwohl sei der Betrieb der Berliner S-Bahn „ein täglicher Kampf“. Das liege vor allem an den Zügen – die alte Baureihe 485 komme derzeit auf Ausfallquoten von 50 bis 60 Prozent. Alle Baureihen hätten „größte Mängel, die nicht abstellbar seien“. Man tue allerdings „alles im Rahmen des technisch Möglichen, das ist keine Frage von Geld“, sagte Homburg.

Auch mit der neueren Baureihe 481 ist die Bahn unzufrieden und verlangt daher vom Hersteller Bombardier 347 Millionen Euro Schadenersatz. In der Klage vor dem Landgericht Berlin wirft die Bahn dem Konzern vor, dass er die grundsätzlichen Mängel des Zuges vor der Auslieferung hätte erkennen müssen, wie Rechtsvorstand Gerd Becht sagte. Mit anderen Worten: Der Hersteller soll die Bahn getäuscht haben. Die Garantiefrist für die 500 Züge ist aber längst abgelaufen.

Die Konkurrenten machen der Deutschen Bahn auch in anderen Bereichen zu schaffen. „Wir empfinden Wettbewerb grundsätzlich positiv“, schickte zwar Konzernchef Grube voraus. Homburg schränkte aber sogleich ein, im Regionalverkehr gingen andere Betreiber „mit drastisch gesenkten Preisen“ in den Wettbewerb um Zugstrecken, die Länder und Verkehrsverbünde ausschreiben. Es gehe um Abschläge von mehr als zehn Prozent zum bisherigen Niveau. Für die Bahn ist das ein Problem, weil der Regionalverkehr nach dem Gleisnetz die zweitstärkste Gewinnsäule ist. 2012 konnte die Sparte aber nur gut jede zweite wieder ausgeschriebene Strecke für sich gewinnen – früher war sie hier wesentlich erfolgreicher.

Homburg bezweifelt,dass die Anbieter angesichts ihrer Kampfpreise noch profitabel arbeiten könnten – ihnen gehe es vor allem darum, ihr Geschäft in Deutschland auszuweiten. Generell geht der Marktanteil des Ex-Monopolisten immer weiter zurück. 2012 trugen 22,2 Prozent aller Güter-, Fern- und Regionalzüge nicht das Logo der Deutschen Bahn.

Trotz der Probleme im Kerngeschäft will die Bahn 2013 noch mehr verdienen. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen soll um knapp 100 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro steigen, beim Umsatz peilt man die Marke von 41 Milliarden Euro an. Es komme aber auf den Verlauf der Konjunktur an, schränkt die Spitze ein. „Das Jahr wird schwierig, keine Frage“, sagte Finanzchef Richard Lutz. Derweil expandiert die Deutsche Bahn weiter. Für 152 Millionen Euro hat sie dem Konkurrenten Veolia sein Busgeschäft in Osteuropa abgekauft. Damit wächst der DB-Konzern um 6400 Beschäftigte und 250 Millionen Euro Umsatz.

Die Schulden, die zuletzt leicht auf 16,4 Milliarden Euro gesunken waren, will die Bahn wieder auf 17 Milliarden erhöhen. Die Frage ist aber, ob sie die bestellten Züge auch geliefert bekommt. Bei den 17 neuen ICE, die eigentlich seit Ende 2011 im Einsatz sein sollten, habe Siemens noch immer keinen Termin genannt, sagte Homburg. Der Elektrokonzern hat noch immer Probleme, Softwarefehler in den Griff zu bekommen.

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