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Bahn-Preiserhöhung: Kritiker vermissen schlüssige Begründung

Um knapp zwei Prozent hebt die Bahn die Preise im Nah- und Fernverkehr im Dezember an. Das Unternehmen hält das für "moderat" - Verkehrs- und Verbraucherexperten indes für wenig sinnvoll.

Reisen mit der Deutschen Bahn werden zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember um durchschnittlich 1,8 Prozent teurer. Dies gelte für Regionalzüge ebenso wie für Fernverbindungen, wie der Staatskonzern am Dienstag erklärte. Zur Begründung verwies die Bahn auf die stark gestiegenen Personalkosten nach den Tarifauseinandersetzungen der vergangenen Jahre. „Die Bahn hat hier eine Entscheidung mit Augenmaß getroffen“, sagte der Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg. Fahrgast- und Umweltverbände kritisierten das Vorhaben angesichts gesunkener Energiepreise und stabiler Lebenshaltungskosten als wenig begründet und unverhältnismäßig.

Ende 2008 waren die Preise um vier Prozent gestiegen, in den Jahren zuvor um jeweils knapp drei Prozent. Die aktuelle Erhöhung sei die niedrigste seit 2004, sagte Homburg. Die Bahn bleibe im Vergleich zu Auto und Flugzeug sehr günstig und unter dem Anstieg der Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren. So verteuere sich eine ICE-Fahrt in der Zweiten Klasse von Berlin nach Nürnberg von 89 auf 90 Euro, eine Reise von Berlin nach Frankfurt am Main von 111 auf 113 Euro.

Es gibt aber Unterschiede bei einzelnen Produkten: Die Bahncard 50 (mit 50 Prozent Rabatt auf den Normalpreis) verteuert sich von 225 auf 230 Euro, die Bahncard 100 von 3650 auf 3800 Euro. Dagegen bleibt die Bahncard 25 stabil bei 57 Euro. Außerdem kann man sie in Zukunft mit den Sonderangeboten namens Dauer-Spezial-Tickets kombinieren. Hier soll es auch ein Kurzstrecken-Ticket für Stecken bis 250 Kilometer geben, das 19 Euro kostet. Die Dauer-Spezial-Tickets gibt es aber meist nur in überschaubarer Anzahl für wenig ausgelastete Züge.

Enorme Aufschläge gibt es indes für Reservierungen. Im Internet und am Automaten sind für einen Platz im Zug nun 2,50 statt 2,00 Euro fällig, im Reisezentrum und per Telefon kostet er 4,50 statt 4,00 Euro. Den Versuch, eine Schaltergebühr einzuführen, will das Management dagegen nicht mehr unternehmen. Im vergangenen Jahr musste die Bahn solche Pläne nach heftigem Protest zurückziehen .

Im Regionalverkehr steigen die Preise für Normal- und Zeitkarten der Bahn zufolge um 2,2 Prozent. Da Pauschalfahrscheine wie das Schöne-Wochenende-Ticket stabil blieben, bleibe der Gesamtanstieg aber bei 1,8 Prozent.

Die Bahn erhofft sich von der Erhöhung Zusatzeinnahmen von 50 Millionen Euro, den größten Teil davon im Fernverkehr. Dem stehen allerdings außerplanmäßige Mehrbelastungen gegenüber: Die Achsen der Schnellzüge vom Typ ICE 3 und ICE T müssen ausgetauscht werden, dies schlägt in den kommenden Jahren mit 350 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kommen die Ausfälle bei der Berliner S-Bahn, die 100 Millionen Euro ausmachen.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte von dem Unternehmen, auf die Preissteigerungen zu verzichten. Diese fänden alljährlich „ohne Verbesserung von Qualität und Angebot“ statt, sagte der VCD-Vorsitzende Michael Gehrmann. Dies vergraule Stammkunden und schade dem Verkehrsträger Bahn langfristig. Gehrmann vermutet, dass die Bahn „mit der Preiserhöhung die drastischen Einbrüche im Güterverkehr kompensieren will“. Der Fahrgast-Verband Pro Bahn nannte die Pläne „Peanuts, die man hätte besser lassen sollen“, wie der Vorsitzende Karl-Peter Neumann befand. „Damit tut sich die Bahn keinen Gefallen.“

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