zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bahn will Personalkosten drücken

Beschäftigte der Regio-Sparte sollen in Tochterfirmen ausgelagert werden

Berlin - Die Deutsche Bahn plant, in den nächsten Jahren Zehntausende Beschäftigte in neue Tochterfirmen zu verlagern, um Personalkosten zu sparen. Unterhalb der Sparte DB Regio sollen bis zu 20 Unternehmen gegründet werden, in denen bei Arbeitszeit und Verdienst andere Bedingungen gelten als bislang. „Das ist unsere einzige Chance, auch in Zukunft Ausschreibungen zu gewinnen“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Bei Nahverkehrs-Ausschreibungen in Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Wochen hat sich DB Regio bereits mit einer derartigen Konstruktion beworben. Hintergrund sind die hohen Tarifabschlüsse. Die Lokführergewerkschaft GDL hatte einen Aufschlag von bis zu elf Prozent ausgehandelt, bei Transnet und GDBA sind es mindestens zehn Prozent. Die Bahn hatte bereits angekündigt, daraus Konsequenzen zu ziehen. Die Abschlüsse belasteten den Konzern in den kommenden fünf Jahren mit 1,6 Milliarden Euro, hieß es.

Mit den privaten Anbietern handelten die Gewerkschaften derweil deutlich geringere Anstiege aus. „Die Schere öffnet sich weiter, das ist irgendwann nicht mehr zu kompensieren“, hieß es im Unternehmen. Die Lohnkosten bei Konkurrenten sind nach Bahn-Angaben um bis zu 25 Prozent geringer. Bei DB Regio sind die Personalaufwendungen der zweitgröße Block. Die Bahn gewann zwar im vergangenen Jahr 70 Prozent der ausgeschriebenen Zugkilometer, befürchtet aber den Verlust von Marktanteilen. DB Regio beschäftigt knapp 26 000 Menschen und ist die wichtigste Gewinnsäule im Konzern.

Der gesamte Nahverkehrsmarkt wird über die kommenden 12 bis 15 Jahre neu vergeben. Gewinnt die Bahn eine regionale Ausschreibung, will sie das dafür nötige Personal in eine der neuen Tochterfirmen einstellen. Bahn-Beschäftigte sollen dabei bevorzugt werden – müssen aber mit schlechteren Arbeitsbedingungen vorlieb nehmen. Einen ähnlichen Weg zur Senkung der Personalkosten hatte bereits die Deutsche Telekom beschritten. Sie hatte die Beschäftigten 2007 aber auf einen Schlag ausgegliedert – die Bahn plant einen deutlich längeren Prozess.

Als wichtigsten Hebel zum Kostensparen sieht die Bahn allerdings nicht den Lohn, sondern die Produktivität. Lokführer etwa sollten durch eine Umgestaltung von Dienstplänen während ihrer Anwesenheit auf mehr Arbeitsstunden kommen. Damit lasse sich der Personalaufwand reduzieren. Auch sollten mehr Beschäftigte in Teilzeit arbeiten, um Stoßzeiten im Berufsverkehr besser abdecken zu können. Carsten Brönstrup

Zur Startseite