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Nicht im Fahrplan. Die ICE-Züge werden derzeit im Siemens-Werk Krefeld produziert. Offenbar macht aber ein Lieferant Ärger.

© dpa

Bahnauftrag: ICE-Züge von Siemens verspäten sich

Der Siemens-Konzern kann die neuen ICE-Züge nicht pünktlich liefern – das bereitet der Deutschen Bahn Kopfzerbrechen.

Berlin - Die Deutsche Bahn wird im kommenden Winter nicht so viele Fernzüge zur Verfügung haben wie eigentlich geplant. Siemens kann die bestellten ICE-Exemplare der neuesten Generation nur mit Verspätung ausliefern, wie am Dienstag bekannt wurde. Das könnte erneut große Probleme im Bahnverkehr während der kalten Jahreszeit bedeuten. Schon in den vergangenen beiden Wintern fehlten dem Staatskonzern Züge, so dass es häufig zu Ausfällen und Verspätungen kam.

Statt wie bestellt sieben ICEs werde Siemens bis zum Jahresende allenfalls drei Exemplare liefern können, war aus Bahn-Kreisen zu hören. Eigentlich waren für den Fahrplanwechsel Mitte Dezember die sieben Züge fest eingeplant. Zudem sei es unwahrscheinlich, dass der Konzern bis Mitte kommenden Jahres die ausstehenden 13 Exemplare bereitstellen könne, hieß es weiter. „Wir sind zuversichtlich, der Bahn zum Winter-Fahrplan Züge bereitstellen zu können“, sagte eine Siemens-Sprecherin dazu, ohne sich auf Zahlen festzulegen. Der Zeitplan sei „schon immer ehrgeizig“ gewesen. Die Züge, die Siemens liefern werde, hätten allerdings zunächst nur eine Zulassung für Deutschland. Die Betriebserlaubnis für Frankreich werde man erst später bekommen. Siemens hat offenbar Probleme mit einem Lieferanten aus dem Ausland.

Die Bahn hatte bei Siemens 16 Züge vom Typ Velaro bestellt, die bei der Bahn als ICE 3 M bezeichnet werden – der Stückpreis liegt bei 33 Millionen Euro. Sie sind eine Weiterentwicklung des ICE 3, der schon seit dem Jahr 2000 bei der Bahn im Einsatz ist. Hans-Jörg Grundmann, Vorstandschef der Siemens-Sparte Mobility, hatte bei der Präsentation des ersten ICE-Exemplars gesagt, er werde „die Premiumklasse unter Europas High-Speed-Zügen neu definieren“.

Geplant waren die Züge ursprünglich für den grenzüberschreitenden Fernverkehr nach Frankreich, Belgien, Holland und Großbritannien. Entgegen den ursprünglichen Planungen will der Staatskonzern die ICEs aber zunächst im Inland einsetzen. Denn die Bahn hat seit 2009 große Fahrzeugprobleme – ICE 3 und ICE T müssen wegen Kontrollen der womöglich brüchigen Achsen häufiger als eigentlich gedacht in die Werkstatt. Daher fehlen im täglichen Betrieb zwölf Züge. Bei den älteren ICE-Baureihen 1 und 2 gibt es ähnliche Probleme, außerdem werden die ICE 2-Exemplare derzeit generalüberholt und stehen nur teilweise zur Verfügung. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat daher bereits mehrfach erklärt, auch in den kommenden Jahren sei angesichts der Technik mit Problemen zu rechnen.

Mit Verzögerungen muss die Bahn auch bei den neuen Regionalzügen leben, die sie bei Bombardier in Hennigsdorf bestellt hat. Rund 90 fertig produzierte Exemplare des Typs Talent 2 stehen derzeit in und um Berlin und werden von dem Konzern nicht abgenommen. Dabei sollten sie eigentlich längst auf Regionalstrecken in Leipzig, Nürnberg und im Rheinland fahren. Die Bahn muss daher ersatzweise altes Material einsetzen und zudem Strafzahlungen an Länder und Verkehrsverbünde leisten. Hintergrund sind Probleme bei der Zulassung – die Software erwies sich als fehlerhaft, auch bei den Drehgestellen des Talent gab es Probleme.

Das Eisenbahn-Bundesamt, die Zulassungsbehörde, hat daher nur unter Auflagen eine Genehmigung erteilt. So gilt derzeit ein Tempolimit von 140 statt 160 Stundenkilometern, außerdem dürfen die Züge nicht gekuppelt fahren. Ein Bombardier-Sprecher erklärte, bis zum Sommer wolle man die Probleme mit der Zulassung gelöst haben, dann könnten die auf Abstellgleisen geparkten Exemplare auch sukzessive ausgeliefert werden.

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