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Bald wird die Flotte erneuert, sagt Enak Ferlemann.

© ddp

Bahnprobleme: Klimaanlagen in ICE schon länger defekt

Das Bundesverkehrsministerium weiß schon länger um die labilen Klimaanlagen in ICE-Zügen - und erwartet keine schnelle Lösung.

Berlin - Das Bundesverkehrsministerium weiß schon länger um die labilen Klimaanlagen in ICE-Zügen. „Wir kennen die Themen mit den ICE 1 und ICE 2 schon seit etwas längerem“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) am Mittwoch. Allerdings könnten die Probleme nicht schnell behoben werden, weil die Züge hochkomplexe technische Systeme seien. Die Bordelektrik der ICE 1 und ICE 2 sei empfindlich. Es gehe nun darum, Konsequenzen aus den Schäden zu ziehen, auch weil die Ausschreibung einer kompletten Erneuerung der Flotte bevorstehe. „Und da sollen diese Fehler nicht wieder auftreten“, sagte Ferlemann im Inforadio des RBB.

Nach Angaben des Fahrgastverbandes Pro Bahn sind dem Unternehmen die Probleme mit den Klimaanlagen seit mindestens eineinhalb Wochen bekannt gewesen. Der Rechtsexperte des Verbandes, Rainer Engel, sagte dem „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld, mit der steigenden Hitze hätten die Ausfälle vor allem in ICE-Halbzügen der zweiten Generation zugenommen. Diese Baureihe mit 44 Zügen stehe kurz vor einer Generalinspektion. Der Einsatz defekter Züge sei bewusst in Kauf genommen worden. Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV), Gerd Billen, forderte in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ eine „Strategie, die deutlich werden lässt, dass die Sicherheit der Fahrgäste die oberste Prämisse des Konzerns ist“. Die Bahn müsse transparent machen, wie sie ihre Mittel genau verwende.

Am Wochenende war in drei ICEs die Klimaanlage ausgefallen, weshalb zwei der Züge in Hannover und einer in Bielefeld geräumt werden mussten. Viele Schüler von zwei Schulen in Nordrhein-Westfalen kamen dehydriert ins Krankenhaus. Von Samstag bis Montag gab es nach Bahn-Angaben in 36 Fernzügen Hitzeprobleme. Auch Tagesspiegel-Leser berichteten auf www.tagesspiegel.de von Bahnfahrten mit defekten Klimaanlagen.

Auf der ICE-Strecke von Basel nach Berlin, so ein Leser am Mittwoch, seien die Anlagen in zwei Wagen ausgefallen. Eine Entschuldigung des Zugpersonals habe es nicht gegeben. Das Personal sei im Gegenteil eher unfreundlich gewesen und habe die Fahrgäste aufgefordert, sich einen anderen Platz zu suchen.

Auch in Schweden gibt es Probleme. Sechs Stunden mussten gut 200 Reisende bei quälender Hitze in einem Schnellzug ausharren – ohne Klimaanlage, ohne Wasser. Schuld war nach Angaben der Bahngesellschaft SJ ein technischer Defekt an der Lok. Der X2000-Zug war von Stockholm nach Göteborg unterwegs. Passagiere berichteten von Panik, Ohnmachtsanfällen und „Lynchstimmung gegenüber dem Personal“. Die Temperaturen waren auf über 50 Grad gestiegen. Türen konnten nicht geöffnet werden. Ein Mann schlug mit einem Hammer ein Fenster ein, um einem ohnmächtigen Mitreisenden und einem stark leidenden Baby Luft zu verschaffen. Tsp/AFP/dpa

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