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Viel Stoff für Rohstoff: Recycelte Plastikflaschen sind für vieles zu gebrauchen.

© dpa

Bahnschwellen aus Plastikflaschen: Kreislaufwirtschaft ist Wachstumsmotor für Berlin

Durch die große Firmenvielfalt habe Berlin gute Chancen, im Bereich Green Economy eine führende Rolle zu spielen.

Berlin - Die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) hat den neuen Berliner Senat aufgefordert, die Ansiedlung von Umweltfirmen in der Stadt stärker zu fördern. „Wir brauchen verlässliche politische Rahmenbedingungen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder am Mittwoch bei der Präsentation einer Analyse zur Berliner Kreislaufwirtschaft. Die Green Economy, die die Bereiche Material-, Energie- und Ressourceneffizienz sowie die Kreislaufwirtschaft umfasst, solle einen neuen wirtschaftspolitischen Schwerpunkt bilden. „Für die Ansiedlung der Firmen wäre das Gelände des Flughafens Tegel besonders geeignet“, schlug Eder vor.

Die Kreislaufwirtschaft in Berlin ist der Analyse zufolge einer der Wachstumsmotoren der Stadt. Rund 40 Prozent der Umweltbetriebe in der Stadt arbeiten in diesem Bereich. Derzeit gibt es in Berlin mehr als 400 Firmen mit mindestens 8 500 Beschäftigten, darunter 140 Aufbereitungsanlagen und 180 Lager- und Umschlagplätze. Bis 2020 werde die Branche jedes Jahr um rund 3,5 Prozent wachsen. „In zehn bis 15 Jahren wird die Green Economy weltweit größer sein als die Automobilindustrie“, sagte Jan Eder.

Durch die große Firmenvielfalt habe Berlin gute Chancen, im Bereich Green Economy eine führende Rolle zu spielen. Eine Stärke der Berliner Kreislaufwirtschaft sei es, dass viele der vorwiegend kleinen und mittleren Unternehmen nicht nur auf die eigentliche Verwertung setzten, sondern auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie im Dienstleistungs- und Beratungsbereich aktiv seien.

Ein Beispiel ist der Entsorgungsbetrieb PAV im Stadtteil Marienfelde. Das 1976 gegründete Unternehmen ist spezialisiert auf die Aufbereitung von Kunststoffen. 80 Prozent des verwerteten Kunststoffs sind PET-Flaschen. 16 Mitarbeiter hat PAV, darunter Chemiker und Ingenieure. Acht Millionen Euro Umsatz macht die Firma im Jahr. Neben der reinen Verwertung des Kunststoffs setzt der Gründer Hans-Joachim Brauer vor allem auf Forschung. Fast alle Maschinen, die im Verwertungsprozess benutzt werden, sind Eigenentwicklungen. Außerdem hält er einige Patente auf neuartige Kunststoffmischungen, beispielsweise auf Basis von Kakao- und Walnussschalen. Und sogar Bahnschwellen lassen sich aus PET-Flaschen herstellen, auch dafür hat die Umweltfirma ein Patent. Anna-Sophie Sieben

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