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Bahnstreik: Angst vor Streik im Güterverkehr geht um

"Gravierende Folgen" erwartet die Deutsche Bahn bei einer Arbeitsniederlegung im Güterverkehr. Der Chemiekonzern BASF spricht von "unkalkulierbaren Schäden". Das Unternehmen wäre direkt betroffen, wenn die Lokführergewerkschaft GDL den Güter- statt den Personenverkehr bestreikt.

Die Deutsche Bahn hat vor "gravierenden Folgen" eines längeren Lokführerstreiks im Güterverkehr gewarnt. Damit würden vor allem die Kunden des Verkehrsunternehmens hart getroffen, etwa die Stahl- und die Automobilindustrie, sagte Bahn-Logistikvorstand Norbert Bensel gestern in Berlin. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) droht in dem Tarifkonflikt mit Arbeitsniederlegungen im Güterverkehr an diesem Wochenende, sofern ihr das gerichtlich erlaubt wird. Das Landesarbeitsgericht in Chemnitz will dazu an diesem Freitag eine Entscheidung fällen.

IG-Metall-Chef Jürgen Peters kritisierte den Tarifkampf der Lokführer-Gewerkschaft GDL und deren Vorsitzenden Manfred Schell. "Wir sehen das Vorgehen der GDL, die ein Einzelinteresse durchsetzen will, mit Sorge", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". "Der Starke muss dem Schwachen helfen und nicht für sich alleine kämpfen." Peters sagte mit Blick auf den derzeitigen Kuraufenthalt von Schell während der Tarifauseinandersetzung, "so etwas würde ich selbstverständlich nicht machen". Die Strategie der GDL könnte letztlich dazu führen, dass in einem Betrieb mehrere Tarifverträge gelten, warnte er.

Pendler sollen verschont werden

Die GDL will künftig die Pendler möglichst verschonen und der Bahn mit Streiks im Güterverkehr wirtschaftlich mehr Schaden zufügen als bislang. Der stellvertretende GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte der "Sächsischen Zeitung", wenn das Gericht das in erster Instanz verhängte Streikverbot für den Personenfern- und Güterverkehr aufheben sollte, "dann behalten wir uns natürlich vor, noch am Wochenende den Güterverkehr lahmzulegen". Der Güterverkehr war am 3. Juli für vier Stunden und am 10. Juli für etwa zwei Stunden von Warnstreiks betroffen.

Bahn-Vorstandsmitglied Bensel sagte, die Folgen seien damals noch überschaubar gewesen. Ein Streik von längerer Dauer werde dagegen "schwer zu steuern" sein. Betroffen wäre der Schienengüterverkehr und damit Industriebetriebe in ganz Europa, weil rund 60 Prozent der Bahntransporte grenzüberschreitend seien. Zu einer möglichen Schadenssumme wollte sich Bensel nicht äußern. Er wies aber darauf hin, das der Umsatz der Güterbahn täglich 12 bis 17 Millionen Euro betrage.

Auch BASF warnt vor Bahnstreik

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat angesichts möglicher Streiks im Bahn-Güterverkehr vor "unkalkulierbaren" volkswirtschaftlichen Schäden gewarnt. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Eggert Voscherau, rief die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn dazu auf, eine gemeinsame Lösung in dem monatelangen Tarifkonflikt zu finden. Der umweltfreundliche Schienengüterverkehr sei für viele Unternehmen ein zentraler Teil ihres Logistikkonzeptes, teilte die BASF mit. Viele Industrien seien auf einen getakteten Güterverkehr angewiesen. Komme dieses System aus dem Tritt, drohten wegen fehlenden Nachschubs Produktionsausfälle.

Die stark vom Export abhängige Wirtschaft Deutschlands sei gerade in der globalen Wettbewerbssituation auf einen reibungslosen Ablauf im Schienengüterverkehr angewiesen, sagte Voscherau laut Mitteilung. "Ein Streik hätte daher enorme negative Folgen. Gesamtinteresse geht vor Einzelinteresse, und daran sollten alle Beteiligten denken."  (mit dpa)

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