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Wirtschaft: Bald gibt es nur noch Monopole

Die Großen werden immer größer: Deutsche Telekom geht mit Telecom Italia zusammen, Daimler-Benz mit Chrysler, Mobil mit Exxon.Auf diese Weise entstehen Giga-Konzerne - wie schon Karl Marx im vorigen Jahrhundert andeutete.

Die Großen werden immer größer: Deutsche Telekom geht mit Telecom Italia zusammen, Daimler-Benz mit Chrysler, Mobil mit Exxon.Auf diese Weise entstehen Giga-Konzerne - wie schon Karl Marx im vorigen Jahrhundert andeutete.Er formulierte die Furcht, auf immer mehr Märkten entstünden mächtige Konglomerate, die Verbraucher und Beschäftigte ausbeuten.Monopolisten - die einzigen Anbieter eines Gutes - können mehr Geld einnehmen, als ein Unternehmer im Wettbewerb verlangt.Monopsonisten - die einzigen Nachfrager nach der Arbeitskraft an einem Ort oder in einer Branche - können den Lohn drücken und ihren Gewinn erhöhen.So stellte der Philosoph das Gesetz von der Konzentration des Kapitals auf.Aus vielen Kapitalisten werden immer weniger und reichere Kapitalisten, bis die Gesellschaft schließlich im Monopolkapitalismus landet: im Endstadium des Kapitalismus, indem die Monopole herrschen.

Die Sorge von Marx ist unbegründet, wie wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen lehren.Trotz der fast täglichen Meldungen über Elefanten-Hochzeiten und Mega-Fusionen nimmt die Zahl von Betrieben zu - auch wenn ständig alte Firmen eingehen oder in anderen aufgehen und Namen verschwinden, beispielsweise AEG und Borgward.Doch zugleich kommen ständig neue Unternehmen dazu.Jeder Existenzgründer, der sich selbständig macht, und jeder ausländische Konzern, der eine Tochter aufbaut, sorgt dafür, daß die Zahl der Unternehmen wächst.Aber nicht auf allen Märkten: In den vergangenen 30 Jahren haben 36 Autohersteller ihre Unabhängigkeit verloren.Zum VW-Konzern gehören inzwischen Audi, Skoda, Bugatti und Bentley.BMW hat Rover und Rolls-Royce übernommen.Ford stellt heutzutage auch Volvos, Jaguars und Aston Martins her.In bestimmten Branchen kann es also durchaus zu Konzentration kommen.Das gilt insbesondere für Branchen, die eine ausgereifte Technik anbieten - und dazu zählt zweifelsohne auch die Automobil-Industrie nach gut 110 Jahren Produktion.Mit zunehmender Reife einer Branche erwarten Ökonomen weniger Chancen für Innovation.Dadurch nimmt der Konkurrenzdruck zu, und dem versuchen Firmen durch Zusammenschlüsse auszuweichen.

In Branchen mit hohem Innovationspotential indes ist der Konzentrationsgrad vermutlich geringer.Neue Produkte und neue Verfahren gestatten den Unternehmen Wettbewerbsvorteile.Daß sie die im Konglomerat leichter erreichen könnten, steht nicht fest.Kein Wunder, daß Unternehmen gerade im innovativen Pharma-Sektor längst geplante Großfusionen noch absagten - so Glaxo Wellcome und Smithkline Beecham.Freilich: Auch wenn Märkte nicht - wie von Marx prognostiziert - von allein zur Konzentration neigen, bleibt die Frage, unter welchen Bedingungen der beste Wettbewerb möglich ist: Manchmal liefern sich zwei Giganten einen schärferen Wettbewerb als fünf mittelgroße Firmen.Dann profitieren Beschäftigte und Verbraucher von einer höheren Konzentration.

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