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Wirtschaft: Bananenrepublik Argentinien

Alte Woody-Allen-Fans erinnern sich mit Begeisterung an den Film "Bananas", in dem die Revolutionspolitik der Entwicklungsländer in den 50-er und 60-er Jahren auf die Schippe genommen wird. Wer heute richtig verrückte Wirtschaftspolitik sehen will, muss gar nicht ins Kino gehen; ein Blick nach Argentinien genügt.

Alte Woody-Allen-Fans erinnern sich mit Begeisterung an den Film "Bananas", in dem die Revolutionspolitik der Entwicklungsländer in den 50-er und 60-er Jahren auf die Schippe genommen wird. Wer heute richtig verrückte Wirtschaftspolitik sehen will, muss gar nicht ins Kino gehen; ein Blick nach Argentinien genügt.

Vor kurzem wurde dort die Landeswährung Peso abgewertet. Jetzt will Eduardo Duhalde, der fünfte Präsident des Landes innerhalb eines Monats, einen Großteil der auf Dollar lautenden Guthaben seiner Landsleute konfiszieren. Jahrelang ermutigte die Regierung die Bürger, solche Konten anzulegen, indem sie per Gesetz den Eins-zu-eins-Umtausch in Pesos garantierte. Im Dezember fror die Regierung jedoch alle Dollarguthaben ein. Und jetzt sollen die Argentinier ihre Dollars nur noch in abgewerteten Pesos abheben können - wenn sie es denn einmal dürfen. "Pesofizierung" heißt das offiziell - man kann es aber auch Diebstahl nennen.

Was lernen die Argentinier daraus? Dass man sein schwer verdientes Geld nicht den Banken überlassen sollte. Besser, man steckt es in eine Matratze, oder zumindest in die Parallelwirtschaft - bis man es in ein Land schaffen kann, das Privateigentum respektiert. Damit die Lehre richtig sitzt, suchten argentinische Beamte bei Urlaubern auf dem Weg nach Uruguay nach Dollars. Sicherer kann man Investitionen von Inländern kaum verhindern.

Duhalde verschont aber auch die Ausländer nicht. In den vergangenen Jahren verkaufte Argentinien viele Versorgungsunternehmen und Ölfirmen an europäische Investoren. Diese modernisierten die Unternehmen, steckten viel Geld hinein. Jetzt bricht die Regierung Verträge, die einen Inflationsausgleich und Zahlung in Dollar zusicherten. Zunächst sollte die privatisierte Ölindustrie 40 Prozent Exportsteuer zahlen. Nun fordert die Regierung einmalig 1,4 Milliarden Dollar. Gleichzeitig bettelt Argentinien um weitere 15 oder 20 Milliarden Dollar vom IWF. Wer sich aber wie die argentinische Regierung verhält, verdient nicht mal Hoffnung auf internationale Hilfe. Traurig, wenn Argentinien Haiti nacheifert. Wer weder das Eigentum gewährleistet noch das Gesetz achtet, muss auch wie jede andere Bananenrepublik behandelt werden.

Aus dem \"Wall Street Journal\" übersetzt, g

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