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Banken: Allianz verliert Geduld mit der Dresdner Bank

Sieben Jahre nach der Übernahme der Dresdner Bank verliert die Allianz die Geduld. Ein Zusammenschluss mit der Postbank ist möglich.

Noch prangt die grüne Raute am Dresdner-Bank-Turm im Frankfurter Bankenviertel. Doch wenn die Gerüchte stimmen, könnte sich das Grün möglicherweise in ein kräftiges Blaugelb wandeln, weil die Allianz zusammen mit der Postbank die Regie übernimmt. Immer mehr Beobachter der Finanzszene rechnen schon bald damit, dass die Tage der 135 Jahre alten Bank gezählt sind. Die Geduld beim Mutterkonzern Allianz ist sieben Jahre nach der Übernahme erschöpft. Selbst der Name ist nicht mehr tabu. „Die Marke Dresdner Bank hat nur noch wenig Wert“, sagt ein Insider. Die Allianz will im Bankgeschäft vorankommen und sieht die Zukunft offenbar im Zusammengehen von Dresdner Bank und Postbank – bei dem mit gut 20 Millionen Kunden die mit Abstand größte Filialbank Deutschlands entstünde. Die im Ausland längst aktive Allianz-Bank könnte damit auch in Deutschland antreten.

Die unlängst verkündete rechtliche Aufspaltung der Dresdner Bank in eine Holding, unter der die Privat- und Geschäftskunden-Sparte auf der einen und die Investmentbank Dresdner Kleinwort auf der anderen Seite als eigenständige Aktiengesellschaften fungieren, gilt als Signal für das Aus der Dresdner Bank. Die defizitäre, glücklose und in den Augen von Analysten viel zu kleine Investmentbank wird verkauft oder von Managern übernommen, das traditionelle Bankgeschäft mit der Postbank verschmolzen.

Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter versucht, den Beschäftigten die Aufspaltung der Bank als „nächste“ Phase des Zukunftsprogramms „Neue Dresdner Plus“ schmackhaft zu machen. „Wir wollen die Flexibilität schaffen, um bei der anstehenden Konsolidierung des Bankenmarktes eine aktive Rolle zu spielen“, schreibt Walter im jüngsten Mitarbeiterbrief. Wirklich ernst dürfte das nach dem Niedergang des Instituts in den vergangenen Jahren kaum jemand nehmen. Die Euphorie in der Bank sei längst verflogen, heißt es.

Die Marke Dresdner Bank hat keinen Wert mehr

Mehr und mehr Stimmen sehen die Dresdner Bank schon in den nächsten Monaten in einem fusionierten Unternehmen mit der Postbank aufgehen. Die Postbank-Kunden passten zur Allianz, heißt es in Frankfurt. Der Versicherungskonzern erhalte Zugang zu einem starken Filialnetz und zugleich zu einem Online-Angebot, das er selbst so nicht biete. Dass das Bonner Institut im Versicherungsbereich langfristige Verträge mit der Talanx-Gruppe und der HuK-Coburg habe, sieht selbst Postbank-Chef Joachim Klein nicht als Hindernis. Die Allianz, so heißt es, schiele auch deshalb auf die Postbank, „weil sie die Deutsche Bank nicht zu stark werden lassen will“.

Die Geduld mit der Dresdner Bank tendiert in München gegen Null. Das für satte 24 Milliarden Euro übernommene Institut hat trotz mehrfacher Sanierungsschritte und dem Abbau von rund 13.000 Stellen auf 27.000 Mitarbeiter weitere Milliarden-Verluste eingefahren. Die Belastungen aus der jüngsten Finanzkrise summieren sich bisher auf rund 1,9 Milliarden Euro. Die Bank sei seit sieben Jahren „eine schwere Last“ für die Allianz, sagen Analysten.

Jetzt hat der 2003 von der Deutschen Bank geholte Herbert Walter selbst die rechtliche Aufspaltung der Bank eingeleitet und so den Weg frei gemacht für das Ende des schon längst nicht mehr eigenständigen Instituts. „Alles steht auf dem Prüfstand“, heißt es in Frankfurt. „Seien wir offen für den Wandel“, appelliert Walter an die Mitarbeiter. Rolf Obertreis

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