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© ddp

Banken: Auf der Anklagebank

Den Finanzinstituten, allen voran der Deutschen Bank, geht es besser. Vorbei ist die Krise der Branche nicht.

Frankfurt am Main - Die Banken kommen aus der Büßerecke nicht so recht heraus. Peinliche Pannen wie defekte EC- und Kreditkarten machen es den Instituten nicht leichter, genau so wenig wie Urteile über die Falschberatung in Sachen Lehman-Zertifikate. Dazu gehört auch das gescheitere Ansinnen von Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller, die aktuell vom Bankenrettungsfonds Soffin gedeckelten Vorstandsbezüge von einer halben Million auf 750 000 Euro zu erhöhen.

„Aus dieser Situation wieder herauszukommen, wird schwierig,“ sagt Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance. Bosch- Chef Franz Fehrenbach spricht vielen Menschen aus der Seele, wenn er droht, Banken zu boykottieren, die überzogene Boni und Gehälter zahlen. „Wie wollen sie einem normalen Angestellten vermitteln, dass ein junger Investmentbanker 150 000 Euro als Bonus bekommt?“, fragt auch Steffens.

Klar, dass die Banken auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos letzte Woche auf dem Büßerstuhl saßen. DeutscheBank-Chef Josef Ackermann, dessen Haus die Krise aus eigener Kraft gemeistert hat, forderte mehr Eigeninitiative der Branche zur Vermeidung künftiger Finanzkrisen und Schieflagen. Wenn dies nicht passiere, müsse sich niemand wundern, wenn es mehr staatliche Eingriffe und schärfere Regulierungen gebe.

Der Zeitpunkt für die Ansage war strategisch gut gewählt: Am heutigen Donnerstag präsentiert Ackermann seine Bilanzzahlen aus dem letzten Quartal 2009. Analysten rechnen wieder mit einem Überschuss von mehr als vier Milliarden Euro, nachdem die Deutsche Bank im Jahr zuvor in die roten Zahlen gerutscht war. Über die Zahlen hinaus wird die Deutsche Bank wohl auch verraten, welche Belastungen der Konzern durch die weltweiten Regulierungsbestrebungen erwartet, etwa aus der britischen Boni-Steuer oder der Sonderabgabe für große Banken in den USA. Und es dürften wohl noch mehr Einschnitte auf die Branche zukommen. Denn in allen Industriestaaten wird zurzeit diskutiert, wie die Regierungen sich wenigstens einen Teil ihrer Milliardenhilfen von den Banken zurückholen können. Das Thema dürfte auch beim informellen G7-Finanzministertreffen am Freitag und Samstag im kanadischen Iqualuit zur Sprache kommen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte am Donnerstag, sollte man auf internationaler Ebene nicht zu einer Einigung kommen, „müssen wir die Frage auf europäischer Ebene angehen“.

Die Einschnitte treffen eine geschwächte Branche. Die Zahlen, nicht nur die der Deutschen Bank, weisen laut Finanzexperte Steffens zwar auf erste Stabilisierungserfolge hin. Aber abgesehen vom Branchenprimus haben die Institute die Krise längst noch nicht überstanden.

Christopher Pleister, Mitglied des Leitungsausschusses des Soffin, sieht die deutsche Kreditwirtschaft im internationalen Vergleich gesehen auf schwachen Füßen. Schon vor der Krise hätten die heimischen Institute eine unterdurchschnittliche Rentabilität verzeichnet, sagte Pleister am Donnerstag bei einer Tagung des „Handelsblatt“ zum Thema „Zukunftsstrategien für Sparkassen und Landesbanken.“ Angesichts sich verschärfender Eigenkapitalanforderungen würden die Probleme künftig noch größer werden.

Hinzu kommen die noch notwendigen Abschreibungen auf toxische Wertpapiere, die nach Berechnungen der Bundesbank bei zehn bis 15 Milliarden Euro liegen. Noch schwerer wiegt der mögliche Ausfall von Firmenkrediten in Folge der Krise. Das trifft alle Institute – von der kleinen Sparkasse bis zur großen Deutschen Bank. Die Branche ringt nach Ansicht von Finanzexperte Steffens noch immer mit viel zu geringen Margen im klassischen Bankgeschäft mit Einlagen- und Konsumenten-Krediten. Das sei Ergebnis eines überbesetzten Bankenmarktes. „Eine wirkliche Konsolidierung ist bislang ausgeblieben“, sagt Steffens. Dies verhindert die nach wie vor strikte Trennung der drei Gruppen: Kooperationen oder gar Zusammenschlüsse über die Sektorgrenzen von privaten, genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Instituten hinweg sind nicht zu sehen.

Heinrich Haasis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), machte am Donnerstag noch einmal deutlich, dass die Sparkassen daran nichts ändern wollen. Auf der „Handelsblatt“-Tagung betonte Haasis erneut, sein Verband wehre sich gegen Überlegungen für einen gemeinsamen Sicherheitsfonds aller drei Säulen.

Aufgeschlossen zeigten sich die Sparkassen aber gegenüber möglichen Fusionen unter den sieben noch eigenständigen Landesbanken. Michael Breuer, der Präsident des rheinischen Sparkassenverbandes, sagte, die Sparkassen hätten sich mehrfach stark gemacht für eine „Verdichtung“ unter den öffentlich-rechtlichen Instituten. Er appellierte an die Ministerpräsidenten, gemeinsam an einer Konsolidierung zu arbeiten. „Die ausgestreckte Hand der Sparkassen ist längst da“, erklärte Breuer.

Heinrich Haasis erinnerte die Teilnehmer der Tagung daran, dass die Landesbanken in Deutschland bei Unternehmenskrediten einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent hielten. „Natürlich könnten davon drei Landesbanken mit einem stabilen Geschäftsmodell leben“, meinte Haasis. Zuvor müsse jedes Haus seine eigenen Aufräumarbeiten absolvieren. mit HB

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