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Banken: Deutsche Finanzbranche trotzt der US-Krise

Die Dresdner Bank und die Münchener Rück sehen kaum Gefahr für Deutschland. Hartnäckig halten sich Gerüchte über einen Verkauf der IKB.

Berlin/München/Frankfurt a.M.- Die deutschen Finanzkonzerne sehen sich für die Folgen der US-Immobilienkrise gut gerüstet. Nachdem bereits in der vergangenen Woche die Deutsche Bank ihren Optimismus und einen Rekordgewinn präsentiert hatte, äußerten sich am Montag die Chefs von Dresdner Bank und Münchner Rück bei der Präsentation ihrer Halbjahresergebnisse ebenfalls zuversichtlich. Auch der deutsche Aktienmarkt trotzte am Montag dem Trend aus den USA und stieg sogar um 0,1 Prozent auf 7444 Punkte. Der amerikanische Dow-Jones-Index war am Freitag noch um mehr als zwei Prozent eingebrochen.

Obwohl die Dresdner Bank mit rund 1,6 Milliarden Euro am US-Hypothekenmarkt engagiert sei, habe man die Krise gut verkraftet, sagte Vorstandschef Herbert Walter, der einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro für das erste Halbjahr präsentierte. Die Kredite seien gut abgesichert, erklärte Walter. Auch für die Branche sieht er keine längerfristige Gefahr. „Das Platzen der Blase am US-Immobilienmarkt wird die Finanzmärkte nicht nachhaltig destabilisieren. Der verunsicherten Geldwirtschaft steht eine robuste Realwirtschaft gegenüber“, sagte Walter.

Auch dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer Münchener Rück bereitet die US-Hypothekenkrise nach eigenen Angaben wenig Probleme. „Die größte denkbare Belastung liegt im hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“, sagte Finanzvorstand Jörg Schneider am Montag in München. 35 Millionen Euro seien bereits im ersten Halbjahr abgeschrieben worden. Insgesamt habe der Konzern rund 600 Millionen Euro im betroffenen Hypothekenmarkt angelegt, sagte Schneider. Im Vergleich zu den 179 Milliarden, die der Rückversicherer insgesamt in Kapitalanlagen investiert hat, fällt dieser Betrag also nicht besonders ins Gewicht. Wie positiv die Einschätzung der Münchener Rück ist, zeigt die Gewinnprognose für das Gesamtjahr, die der Konzern überraschend an hob. Statt bislang drei bis 3,2 Milliarden Euro erwartet er nun einen Überschuss von 3,5 bis 3,8 Milliarden Euro.

Die Immobilienkrise in den USA hatte in den vergangenen Wochen die Finanzmärkte weltweit in Turbulenzen versetzt. Weil immer mehr amerikanische Verbraucher ihre Baukredite nicht zurückzahlen können, gerieten zahlreiche Baufinanzierer, aber auch Hedgefonds in Schieflage. Am Montag meldete der Hypothekenfinanzierer American Home Mortgage Investment seine Pleite und stellte Antrag auf Gläubigerschutz. Auch die deutschen Anleger sind betroffen. Mehrere Gesellschaften mussten Publikumsfonds schließen, die am US-Markt investiert und zuletzt stark an Wert verloren hatten, darunter Union Investment, Axa und HSBC. Am Montag kam ein Fonds der BHF-Tochter Frankfurt Trust hinzu.

Unter den deutschen Banken ist vor allem die Mittelstandsbank IKB in die Krise geraten. Ihr Hauptaktionär, die staatseigene Förderbank KfW, musste mit einer Milliardenbürgschaft aushelfen. Seitdem ist der politische Druck auf die KfW gewachsen, die IKB zu verkaufen. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll der Verkauf bereits beschlossene Sache sein. Dem widersprach am Montag zwar das Bundesfinanzministerium. Es gebe dazu „keine aktuelleDiskussion“, sagte ein Sprecher. Dennoch scheint das Thema eher aufgeschoben als aufgehoben. Zahlreiche Banken stehen als mögliche Käufer bereit. Nach Informationen des Tagesspiegels aus Finanzkreisen haben unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank und das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank Interesse. „Solche Gelegenheiten gibt es in Deutschland nicht häufig“, heißt es in der Branche. Keines der Institute wollte sich dazu äußern. Die Aktie der IKB stieg zeitweise um gut elf Prozent.

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