zum Hauptinhalt

Banken: Ein bisschen weniger sicher

Die privaten Banken kürzen die Garantien für Spareinlagen. Für den normalen Kunden wird sich dadurch wenig ändern.

Berlin – Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig. Die Welt steckt in der Schuldenkrise und die Banken mittendrin. Weil die Institute so viele Kredite an überschuldete Staaten vergeben haben und weil die Staaten zu viele Schulden haben, um noch mehr Banken zu retten, verkauften die Anleger in dieser Woche wieder reihenweise Finanztitel. Und am Donnerstag verkündeten die deutschen Banken, dass sie nicht mehr unbegrenzt für die Einlagen ihrer Kunden garantieren werden. „Wir müssen zu realistischen Versprechen kommen“, sagte Hans-Joachim Massenberg, Geschäftsführer beim Bundesverband deutscher Banken (BdB).

Für den normalen Kunden werde sich dadurch nicht viel ändern, betroffen seien höchstens institutionelle Investoren, die riesige Beträge anlegen. In Deutschland sind Einlagen von Privatleuten, Unternehmen und öffentlichen Stellen gesetzlich mit einem Betrag von 100 000 Euro abgesichert. Die privaten Banken haben darüber hinaus – genau wie Sparkassen und die Genossenschaftsbanken – einen freiwilligen Sicherungsfonds. Geht eine Mitgliedsbank pleite, garantiert der Fonds dafür, dass die Kunden ihr Geld zurückbekommen, sofern der Betrag 30 Prozent der Eigenkapitalsumme der jeweiligen Bank nicht übersteigt. Das Niveau soll bis 2025 auf 8,75 Prozent sinken.

Das heißt: Kunden einer Bank, die mit dem Mindestkapital von fünf Millionen Euro ausgestattet ist, bekommen derzeit bis zu 1,5 Millionen Euro zurück. Künftig sind es pro Kunde nur noch 437 500 Euro. Die meisten Mitgliedsbanken besitzen aber mehr Eigenkapital, somit sind die Garantien höher. Auch ab 2025 blieben etwa 95 Prozent aller Einlagen vollständig abgesichert, versichert der BdB. „Für den gewöhnlichen privaten Sparer hat die Reform keine Auswirkungen. De facto ist die Einlagensicherung durch die Banken in Deutschland im internationalen Vergleich beispiellos“, sagt Dominik Georgi, Professor an der Frankfurt School of Finance. Andreas Pfingsten von der Uni Münster glaubt, dass die Banken einfach Geld sparen wollen. Der Verband zieht aber auch Konsequenzen aus der Lehman-Pleite: Weil die Investmentbank eine deutsche Tochter hatte, musste die Einlagensicherung fast 6,2 Milliarden Euro zahlen – und zwar fast nur an große Investoren.

Unterdessen fielen die Finanzwerte weltweit immer weiter. Standard & Poor’s mahnte die italienischen Banken ab. Die Institute halten viele Anleihen der eigenen Regierung und die Kreditwürdigkeit Italiens ist in den Augen der Ratingagentur gesunken. Die Agentur Moody’s stufte die Bonitätsnoten der Bank of America, Citigroup und Wells Fargo herunter. Die Begründung: Die US-Regierung dürfte angesichts ihrer enormen Schulden nicht mehr bereit sein, die Institute im Notfall zu retten. mit HB

Zur Startseite