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Wirtschaft: Banken fordern besseres Konzept von Walter Bau

Ohne eine Einigung bleibt dem Konzern nur das Insolvenzverfahren/Rettungschance auf 40 Prozent geschätzt

Augsburg Der angeschlagene Walter-Bau-Konzern hat am Mittwoch seine 27 Hausbanken offenbar nicht vollständig von seinem Sanierungskonzept überzeugen können. Ein Ergebnis der ganztägigen Gespräche, in die auch die Bundesregierung eingebunden war, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt. In Bankenkreisen hieß es, die Beratungen unter Führung der Deutschen Bank würden voraussichtlich am Donnerstag fortgesetzt.

Einige Banken sind nicht bereit, die Bürgschaften für das Bauunternehmen von 1,5 Milliarden Euro und die Kreditlinie von 200 Millionen Euro zu verlängern. Darunter soll auch die Berliner Bank sein, die sich wie die übrigen Gläubigerbanken und der Baukonzern selbst zu den Verhandlungen nicht äußern will. Eine Rettung des drittgrößten deutschen Baukonzerns mit rund 10000 Mitarbeitern ist nur möglich, wenn alle Banken zustimmen. Die Chancen dazu stünden bei 40 Prozent, sagte ein beteiligter Banker.

Mehrere Banken verlangten Nachbesserungen des Rettungsplans, der Firmenverkäufe, den Abbau von 400 Arbeitsplätzen und schlankere Strukturen vorsieht. 40 bis 60 Millionen Euro sollen jährlich gespart werden. „Mit dem Konzept ist Walter nicht überlebensfähig. Es müssen weitere Sparanstrengungen unternommen werden“, hieß es in Bankenkreisen.

Der Konzerngründer und Aufsichtsratsvorsitzende Ignaz Walter hat die Außenstände auf 450 Millionen Euro beziffert, was zu einem Liquiditätsengpass geführt habe. Walter Bau – auch in Berlin an zahlreichen Prestigeprojekten beteiligt, darunter dem Olympiastadion – steht unter Zeitdruck und will deswegen noch in dieser Woche eine Einigung mit den Banken erreichen. In der Branche werden bereits Parallelen zur Insolvenz des Philipp-HolzmannKonzerns gezogen. Allerdings hat die Bundesregierung Hilfe abgelehnt. Ein staatliches Rettungsprogramm wie bei Holzmann werde es diesmal nicht geben, so Bauminister Manfred Stolpe. Dennoch ist die Bundesregierung in die Gespräche eingebunden. Ein Sprecher des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wollte sich nicht dazu äußern, ob der Freistaat Bürgschaften für den Augsburger Konzern erwäge. Bayern will 2006 einen schuldenfreien Haushalt vorlegen und dürfte nur ungern Risiken eingehen wollen.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, dessen Präsident Ignaz Walter ist, erwartet von einer möglichen Insolvenz keine großen Auswirkungen auf die Branche. Der Abbau von Arbeitsplätzen, etwa 30000 bis 40000 im Jahr 2005, werde sich weiter fortsetzen, vor allem im Mittelstand.

Die Stadt Augsburg fürchtet einen Imageschaden. „Es wäre ein fatales Signal, wenn die Sanierung schief laufen sollte“, sagte Ulrich Müllegger, Sprecher der Stadtverwaltung. Die Stadtfinanzen wären nicht betroffen – Walter Bau zahlt schon seit Jahren keine Gewerbesteuer mehr. Die Augsburger Arbeitslosenquote liegt mit rund zehn Prozent über dem Landesdurchschnitt. In der Firmenzentrale arbeiten rund 300 Personen.

Augsburg hat von Walter Bau auch kulturell profitiert: 1998 kaufte Ignaz Walter eine leer stehende Industriehalle am Rande der Innenstadt und ließ sie zu einem Zentrum für moderne Kunst umbauen. Für Februar ist die Eröffnung einer Picasso-Schau geplant. mit HB

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