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Alleinstellung. Die Automaten von August Lenz stehen oft dort, wo viele Touristen, aber wenige Banken sind, wie hier am Anhalter Bahnhof in Berlin.

©  Kai-Uwe Heinrich

Banken: Manche Geldautomaten sind gleicher

Die Privatbanken wollten nur noch 1,95 Euro fürs Fremdabheben verlangen – nicht alle halten sich daran. Einige Geldhäuser langen nach wie vor richtig zu.

Berlin - Auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg lässt sich leicht Geld ausgeben. Hier reiht sich Klamottenladen an Schuhgeschäft, unterbrochen von Bars und Cafés. Nur mit dem Geldabheben ist es schwierig, zumindest am unteren Ende, am Zionskirchplatz. Wer nicht zwei Straßenbahnhaltestellen hochlaufen will bis zur Eberswalder Straße, dem bleibt nur ein Bankautomat – der vom Bankhaus August Lenz.

Für Nicht-Kunden der Privatbank war das Geldabheben bei August Lenz bisher teuer, wie man Monate später auf dem Kontoauszug feststellen konnte. Vor vier Wochen sollte sich das ändern. Auf Druck des Bundeskartellamts haben sich die Banken in Deutschland dazu verpflichtet, dass sie den Kunden fremder Banken ab dem 15. Januar am Automaten anzeigen, welche Gebühr sie für das Geldabheben verlangen. Die Behörde hatte die Gebühren kritisiert, die im Schnitt sechs Euro betrugen. Da sich Private, Genossenschaftsbanken und Sparkassen nicht auf eine gemeinsame Höchstgebühr einigen konnten, hatte der Bundesverband der privaten Banken (BDB) im Alleingang angekündigt, dass seine Mitglieder nur noch höchstens 1,95 Euro bei den Fremdgehern kassieren wollen. Man gab den Sparkassen die Schuld am Scheitern der Gespräche. „Die von den privaten Banken getroffene kundenfreundliche Vereinbarung steht jeder Sparkasse und Volksbank zur Teilnahme offen“, hieß es süffisant in einer Pressemitteilung.

Beim Bankhaus August Lenz aber zahlt man an manchen Automaten 5,99 Euro für einen 20-Euro-Schein – obwohl das Institut ein Mitglied des BDB ist. Man habe sich der Vereinbarung des Verbands nicht angeschlossen, weil „ein solcher Preis nicht kostendeckend gewesen wäre“, heißt es bei der Bank.

Im Gegensatz zu den großen Banken hat August Lenz kaum Filialen. Wozu auch? Die Privatbank hat nach eigenen Angaben nur 4000 Kunden. Trotzdem hat sie 1100 Automaten in ganz Deutschland aufgestellt, und zwar überall dort, wo viele Leute schnell an Bargeld kommen wollen: in Shoppingcentern, auf Touristenmeilen, neben Theatern oder Kinos. Im Durchschnitt betrage die Abhebegebühr 4,90 Euro, sagt die Bank.

„Die wollen damit Geld verdienen“, sagt Peter Lischke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Berlin. Das sei auch vollkommen in Ordnung, nur halte er 4,90 Euro für „entschieden zu hoch“. Er sei „felsenfest davon überzeugt, dass die privaten Banken mit der Höchstgebühr von 1,95 Euro immer noch verdienen, sonst hätten sie sich nicht darauf geeinigt“. In Branchenkreisen heißt es, der Service koste die Banken selbst weniger als einen Euro pro Abhebung.

Laut einer Untersuchung des Verbraucherportals Biallo langen manche Sparkassen und Volksbanken nach wie vor richtig zu. Die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld etwa kassiert zehn Euro von den Kunden fremder Banken. Bei der Berliner Sparkasse sind es 4,95 Euro, die Berliner Volksbank nimmt zwischen 1,95 Euro und 3,95 Euro. Bei der Sparda-Bank kostet das Fremdabheben 2,90 Euro. Die Bankverein Werther AG, auch eine Privatbank, verlangt 4,99 Euro. Großbanken wie Commerzbank, Deutsche Bank und Postbank nehmen einheitlich 1,95 Euro.

Natürlich, schränkt Verbraucherschützer Lischke ein, mache es einen Unterschied, ob der Geldautomat in einer Filiale steht oder ob die Bank für den Standort extra Miete zahlt, wie das Bankhaus August Lenz. Auch die Sparkassen oder Volksbanken, die Automaten an entlegenen Orten auf dem Land unterhalten, hätten hier höhere Kosten für das Befüllen und Warten der Geräte als die Institute in der Stadt.

Das Kartellamt und die Verbraucherschützer aber kritisieren, dass die Preisbildung gerade hier überhaupt nicht marktgerecht sei. „Es gibt keinen Wettbewerb, weil der Kunde keine Alternativen hat“, sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. In vielen anderen Ländern seien die Abhebungen grundsätzlich kostenlos. Wenn die Preise nicht deutlich runtergingen, werde man an den Gesetzgeber appellieren, eine Höchstgebühr festzulegen. Auch das Kartellamt hat angekündigt, die Entwicklung weiter zu beobachten.

Gar keine Gebühren zahlt der Kunde bei seiner eigenen Bank und den angeschlossenen Verbundinstituten. Mit rund 25 700 Geldautomaten haben die Sparkassen das dichteste Netz in Deutschland. Die Volks- und Raiffeisenbanken, zusammengeschlossen im Bankcard-Servicenetz, betreiben 18 600 Automaten. Zur Cash-Group, bestehend aus Deutscher Bank, Commerzbank, Hypo-Vereinsbank und Postbank, gehören 7000 Geldautomaten. Kunden von Direktbanken können oft überall umsonst abheben. Die Institute sparen sich die Filialen, wickeln die Geschäfte online oder per Telefon ab und übernehmen dafür die Gebühren für ihre Kunden. Auch beim Bankhaus August Lenz.

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