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© dpa

Banken: Verstaatlichte HRE halbiert die Bilanz

Die Münchner Hypo Real Estate lagert Schrottpapiere und Teile ihres bisherigen Geschäfts im Umfang von 150 Milliarden Euro in eine Bad Bank aus. Wie umfangreich die Abwicklungsanstalt tatsächlich wird, hängt aber von mehreren Faktoren ab.

Berlin - Die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) will nach Informationen aus Finanz- und Regierungskreisen bereits in den kommenden Wochen mit Hilfe des Bundes eine Bad Bank gründen. In diese Abwicklungsanstalt will die HRE-Führung Risikopapiere sowie nicht strategische Geschäftsfelder im Umfang von rund 150 Milliarden Euro auslagern, hieß es. Ein entsprechender Antrag der Bank ist bisher allerdings nicht beim zuständigen Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin eingegangen, erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen.

Das Bundesfinanzministerium rechnet damit, dass die Bad Bank Anfang Februar gegründet werden kann. Zuvor müsse die EU-Kommission über die Auflagen im laufenden Beihilfeverfahren der HRE entscheiden. Die HRE bekam vom Bund bisher Garantien von rund 95 Milliarden Euro und gut sechs Milliarden Euro an Finanzspritzen.

Die HRE war in der Finanzkrise im Herbst 2008 an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Der seit vergangenem Herbst verstaatlichte Immobilien- und Staatsfinanzierer hatte sich frühzeitig dafür ausgesprochen, das zusätzliche Angebot der Bundesregierung zur Gründung einer Bad Bank zu nutzen. Bisher hat nur die Düsseldorfer WestLB auf die Bundeshilfen für eine solche Abwicklungsanstalt zurückgegriffen, in die knapp 90 Milliarden Euro an Papieren aus der Bilanz der WestLB ausgelagert werden. Dabei handelt es sich um strukturierte Wertpapiere, sonstige Risikopositionen sowie Geschäftsfelder, die die nordrhein-westfälische Landesbank nicht mehr zum Kerngeschäft zählt. Die geplante Bad Bank HRE fällt mit rund 150 Milliarden Euro allerdings deutlich größer aus.

Wie umfangreich die Abwicklungsanstalt der HRE am Ende wird, hängt von mehreren Faktoren ab. So muss die EU-Wettbewerbskommission noch darüber entscheiden, um welchen Prozentsatz die Bilanzsumme der Bank reduziert werden muss, die nur über milliardenschwere Hilfen des Bundes gerettet werden konnte und am Ende sogar verstaatlicht werden musste.

In Finanzkreisen geht man davon aus, dass die Hypo Real Estate ähnlich wie die WestLB ihre Bilanzsumme halbieren muss. Derzeit umfasst die HRE-Bilanz rund 370 Milliarden Euro. Von dieser Bilanzsumme werden aber noch diejenigen Geschäftsfelder abgezogen, die die Bank in absehbarer Zeit verkaufen will. Nach Informationen des Handelsblatts aus Finanzkreisen laufen derzeit die Gespräche zwischen der EU-Kommission und der Führung der Hypo Real Estate sowie der Bundesregierung darüber, welche Geschäftsbereiche verkauft werden können. Ein Abschluss der Verhandlungen ist für die kommenden Wochen geplant, hieß es.

Vom Volumen und von der Risikostruktur der ausgelagerten Wertpapiere und Geschäftsfelder hängt es ab, wie stark die Bad Bank mit Eigenkapital unterlegt werden muss. Im Bundesfinanzministerium wollte man sich nicht zum Umfang einer weiteren Kapitalspritze des Bundes über den Soffin äußern.

Ob nach der WestLB und der Hypo Real Estate noch weitere deutsche Geldinstitute das Angebot einer Abwicklungsbank mit Bundeshilfe nutzen, ist derzeit noch unklar. Bisher favorisieren die ebenfalls angeschlagenen Landesbanken BayernLB, HSH Nordbank und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein eigenes Lösungsmodell. Ende Januar läuft jedoch die beihilferechtliche Genehmigung entsprechender Soffin-Hilfen durch die Europäische Kommission aus. Eine Verlängerung der Frist lehnt der Bund bisher ab. HB

Sven Afhüppe

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