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Wirtschaft: Bankenkurse: Deutsche Bank zählt zu den Favoriten - Aktien der Dresdner und der Commerzbank leiden unter strategischen Mängeln

Die Bewegung in der deutschen Bankenlandschaft wirkt sich auch auf die Aktienkurse aus. Bewegung kommt von zwei Seiten: zum einen von den Fusions- und Kooperationsbestrebungen, zum anderen von den Umstrukturierungen und Strategiewechseln innerhalb der Geldhäuser.

Die Bewegung in der deutschen Bankenlandschaft wirkt sich auch auf die Aktienkurse aus. Bewegung kommt von zwei Seiten: zum einen von den Fusions- und Kooperationsbestrebungen, zum anderen von den Umstrukturierungen und Strategiewechseln innerhalb der Geldhäuser. Seit Monaten werden Bankaktien von Analysten mehr zum Kauf als zum Verkauf empfohlen, auch wenn es immer wieder auch Rückschläge gibt. Nach der gescheiterten Fusion von Deutsche und Dresdner Bank tauchten beide Aktien erst einmal ab. Inzwischen hat sich die Deutsche Bank wieder erholt, die Aktie hat nach einem Zwischentief von rund 70 Euro ein neues Hoch bei knapp 100 Euro erklommen. Bei der Dresdner sieht es schlechter aus. Eine deutliche Erholung in den lezten Monaten blieb aus, und nun sind die Aktionäre offenbar durch das Ende der Fusionsgespräche noch weiter verärgert. Am Mittwoch stiegen viele Anleger aus der Aktie aus, der Kurs gab deutlich nach.

"Der Kursrutsch ist übertrieben", meint allerdings Alexander Plenk, Aktienanalyst bei der Bankgesellschaft Berlin. Das Fusionsvorhaben mit der Commerzbank sei von Analysten ohnehin eher skeptisch gesehen worden. Plenk sieht auf dem ermäßigten Niveau nun Einstiegskurse für die Anleger. Das ebenfalls am Mittwoch bekanntgegebene Halbjahresergebnis sei zwar von Sonderfaktoren wie der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank und 200 Millionen Euro Sonderabschreibungen bei der Immobilienfinanzierungs-Tochter Deutsche Hypo belastet, im operativen Bereich aber gut. Positiv sieht Plenk auch das Restrukturierungs- und Investitionsprogramm zur Stärkung der Kernkompetenzen, das von Vorstandschef Bernd Fahrholz im Mai vorgestellt wurde. Die Entwicklung von der Universalbank zur "fokussierten Europäischen Beraterbank" umfasst mehrere Ziele: Dresdner Kleinwort Benson soll zu einer führenden europäischen Investmentbank ausgebaut, das Beraterbankkonzept intensiviert und ein konzernweites E-Business aufgebaut werden. Investitionsvolumen: 3,5 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren. Daneben sollen durch die Umstrukturierung Kosten in Höhe von jährlich 500 Millionen Euro gespart werden - vor allem durch Schließung von Filialen und Stellenabbau sowie Kürzung des Kreditgeschäfts außerhalb Europas.

Auch die Commerzbank hat Plenk weiterhin auf "Akkumulieren" (Zukaufen), ebenso wie die Hypo-Vereinsbank. Die Bayern hätten eine klare Strategie mit ihrem Motto "Bank der Regionen" und der Fokussierung auf das Filialgeschäft für Mittelstand und Privatkunden. Diese Strategie werde mit der Übernahme der Bank Austria bekräftigt. Die Position in den Wachstumsmärkten in Mittelosteuropa werde gestärkt, hinzu kämen Einsparungen durch Synergien. Zudem sei die Hypo-Vereinsbank europäischer Marktführer in der Immobilienfinanzierung.

Mit "Kauf" noch höher eingestuft als die drei Konkurrenten hat Plenk die Deutsche Bank. Sie verfolge ebenfalls eine klare Strategie und sei in manchen Bereichen ihren Wettbewerbern voraus. So implementiere sie mit ihrem Konzept "Global E" das Internet in allen Geschäftsbereichen, im Investmentbanking gehöre sie mit Bankers Trust weltweit zu den Top Drei. Im Filialgeschäft habe sie mit der Tochter Deutsche Bank 24 das Multi-Vertriebskanal-Banking abgedeckt, die Ausgründung des Abwicklungsbereichs helfe Kosten zu sparen. Der Branchenprimus will am nächsten Donnerstag seine Halbjahreszahlen vorlegen.

Gute Ergebnisse der Deutschen erwartet Guido Hoymann, Analyst beim Bankhaus Metzler. Er sieht die Aktie unter den vier großen deutschen Bankentiteln einen Tick aussichtsreicher als die anderen; sie ist aber ebenso wie Dresdner und Hypo-Vereinsbank auf "Halten" eingestuft. Ertragsstärke und Strategie des Branchenprimus seien überzeugend. Die Commerzbank werde auf Grund der nicht zu Stande kommenden Fusion mit der Dresdner von "Kaufen" auf "Halten" zurückgestuft. Vordergründig sei die Commerzbank zwar jetzt Übernahmekandidat, sie sei aber weniger attraktiv für einen Interessenten als die Dresdner. Diese habe sowohl im Invsestmentbanking mit Dresdner Kleinwort Benson als auch im Asset Management (Vermögensverwaltung) mit der Fondstochter DIT mehr zu bieten und sei am Aktienmarkt günstiger bewertet als die Commerzbank.

Diese wird - nach einer Aufstellung des Finanzinformationsdienstes Bloomberg - auch von vielen anderen Analysten auf "Halten" beziehungsweise "Neutral" eingestuft: so von dem Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim, der WestLB Panmure, UBS Warburg und der niederländischen ABN Amro Bank. Auch die Dresdner Bank steht bei vielen Analysten auf "Halten", während die Deutsche Bank höher bewertet wird: Sie hat nach der Bloomberg-Liste die meisten Kaufempfehlungen.

Bernd Frank

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