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Wirtschaft: Banker auf Zeit sind sehr gefragt

FRANKFURT/ MAIN .Die erste Zeitarbeitsfirma für die Finanzbranche sieht sich schon kurz nach ihrer Gründung mit einer regen Nachfrage konfrontiert.

FRANKFURT/ MAIN .Die erste Zeitarbeitsfirma für die Finanzbranche sieht sich schon kurz nach ihrer Gründung mit einer regen Nachfrage konfrontiert.Von Versicherungen, Direktbanken, Leasingfirmen und Finanzabteilungen diverser Firmen lägen bereits 216 Aufträge vor, heißt es bei der Adcom, der seit 1.Juli aktiven, gemeinsamen Zeitarbeitsfirma von Commerzbank und der Hamburger Adecco Personaldienstleistungen GmbH.Diesen Aufträgen stehen aber erst 40 Banker gegenüber, die von der Commerzbank als Zeitarbeitnehmer zu Adcom wechseln.Mit der neuen Firma will die Frankfurter Großbank Mitarbeitern, die im eigenen Haus überflüssig werden, die Chance bieten, über Zeitarbeit einen neuen Job zu finden oder sich für andere Aufgaben bei der Commerzbank zu qualifizieren.Wenn sein Arbeitsplatz zur Disposition steht, kann der Mitarbeiter entweder die Regelung des Sozialplans in Anspruch nehmen, die Abfindung einstecken und die Bank verlassen oder zur Adcom wechseln, wo er eine Beschäftigungsgarantie für 18 Monate erhält.Dabei zahlt ihm die Commerzbank nach Angaben von Vorstandsmitglied Klaus Müller-Gebel 70 Prozent der Abfindung und für 18 Monate 80 Prozent des letzten Monatsgehaltes.Damit kommen die Banker angeblich pro Jahr sogar auf ein höheres Nettogehalt als bei der Bank.Sollten sie nach 18 Monaten allerdings nicht bei einem anderen Unternehmen oder wieder bei der Commerzbank untergekommen sein, droht ihnen die Arbeitslosigkeit.Es sei denn, Adcom übernimmt sie als festangestellte Zeitarbeitnehmer.

Müller-Gebel wie auch Adecco-Geschäftsführer Jürgen Uhlemann sind allerdings davon überzeugt, daß die ausgemusterten Banker aufgrund ihrer guten Qualifikation nach spätestens 18 Monaten wieder eine neue Festanstellung finden.Die Commerzbank selbst leitet mit der Gründung von Adcom nach Angaben von Müller-Gebel keinen weitreichenden Stellenabbau ein, im Gegenteil.Zwar würden in diesem Jahr vor allem im inländischen Filialbereich rund 400 Arbeitsplätze gestrichen, dafür aber würden besonders im in- und ausländischen Investmentbanking knapp 2000 neue Stellen geschaffen.Eine hausinterne Umsetzung sei aber nicht immer zu realisieren.

Bei den Gewerkschaften treffen Zeitarbeitsfirmen, wie sie auch die Deutsche Bank plant, auf heftige Kritik.Auf diesem Weg würden Mitarbeiter "entsorgt", Arbeitsplätze würden vernichtet, findet Klaus Carlin vom Vorstand der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV)."Die Bank entledigt sich damit ihrer sozialen Verantwortung, nämlich der, zum Abbau von Arbeitsplätzen beizutragen".Gleichzeitig betreibe sie durch Tarifflucht "eine Politik des Sozialdumpings", mit der letztlich alle Mitarbeiter durch die neue externe, billigere Konkurrenz auf ein niedrigeres Niveau gedrückt würden."Faktisch", so Carlin, ,wird damit der Tarifvertrag ausgehöhlt".Statt Beschäftigte zu "entsorgen", sollten sich die Banken lieber um Arbeitszeitverkürzung und neue Organisationsformen kümmern.

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