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Wirtschaft: Bankers Trust als Übernahmekandidat

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bank nimmt wie immer zu den Gerüchten keine Stellung.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bank nimmt wie immer zu den Gerüchten keine Stellung.Nachdem Vorstandssprecher Rolf Breuer vor wenigen Wochen auf die Notwendigkeit hingewiesen hatte, stärker im US-Markt Fuß fassen zu müssen, häufen sich Spekulationen über eine Übernahme einer US-Bank.Nach dem Investmenthaus JP Morgan kam am Dienstag die Rede auf das US-Geldhaus Bankers Trust (BT).Erste Übernahme-Gespräche seien im Gang.Es wäre der erste Kauf einer US-Bank durch ein ausländisches Geldhaus.Der Zeitpunkt für eine Übernahme gilt nach der Talfahrt der Aktienkurse als günstig.Auch die Papiere von BT haben sich in den letzten Wochen um mehr als die Hälfte verbilligt.Zuletzt stand das Papier noch bei knapp 55 Dollar nach rund 136 Dollar im April.Trotzdem müßte die Deutsche Bank nach Schätzungen von Analysten mindestens zehn Mrd.DM, eher aber 13 bis 15 Mrd.DM für die siebtgrößte US-Handelsbank auf den Tisch legen."Das wäre selbst für die Deutsche Bank ein dicker Brocken", sagt Michael Klein, Analyst beim Bankhaus Oppenheim.Ohne Kapitalerhöhung wäre dies nur schwer zu realisieren.Auch nach Ansicht Volker von Krüchten von der BHF Bank wäre Bankers Trust ziemlich teuer."Da stellt sich für die Deutsche Bank die Frage, ob dieses Geld in Europa nicht besser eingesetzt wäre." Generell zeigen sich Branchenbeobachter eher skeptisch, obwohl BT der Deutschen Bank in den USA ein Stück weiterhelfen würde.Mit einem Schlag hätte die Deutsche Bank eine starke Stellung in den USA."Auf BT kann man schon mal ein Auge werfen", sagt BHF-Analyst von Krüchten."Das wäre eine wertvolle Ergänzung", betont Nathalie Grasegger von der HypoVereinsbank.Die 1903 gegründete BT widmet sich einer breiten Palette von Finanzdienstleistungen vom Kreditgeschäft über Emissionen bis hin zum Handel mit diversen, auch spekulativen Finanzmarktprodukten.Ihre Erträge können deshalb stark schwanken, BT gilt denn auch nicht als allererste Adresse und nicht ganz so solide wie andere US-Banken.

1997 erreichte BT gleichwohl einen Netto-Gewinn von 866 Mill.Dollar.Allerdings wurde das Geldhaus von der jüngsten Finanzkrise schwer gebeutelt.Für das dritte Quartal rechnet das Management mit einem Verlust von 350 Mill.Dollar, genaue Zahlen werden am Donnerstag veröffentlicht.Vor allem in Rußland ist BT stark engagiert.Beobachter erwarten Entlassungen.Zudem kursieren in New York Gerüchte, BT stecke in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten.

Experten sind auch aus anderen Gründen skeptisch.Der Ruf der Deutschen Bank hat in den USA nach den Problemen mit der Integration der britischen Investmentbank Morgan Grenfell, die sie 1989 geschluckt hatte, gelitten.Mit dem Weggang von gleich 135 Investmentbankern im Sommer mit ihrem Chef Frank Quattrone erlebte die Deutsche Bank in den USA ein Fiasko.Also könnte es auch bei der Integration von BT Probleme geben, vermutet Analyst Klein.Zum anderen müßte die Übernahme von den US-Behörden genehmigt werden.Da könnte wiederum die in den USA wegen des Nazigoldes angestrengte Klage gegen die Deutsche Bank ein Hindernis sein.

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