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Wirtschaft: Bankgesellschaft Berlin: Die Hornbach-Connection

Zur Personaldebatte um Wolfgang Rupf haben auch einige auffällige "Doppelmandate" des Vorstandsvorsitzenden der Bankgesellschaft Berlin (BGB) beigetragen. Rupf war Vorstandschef der Hornbach Baumärkte AG und der Hornbach Holding.

Zur Personaldebatte um Wolfgang Rupf haben auch einige auffällige "Doppelmandate" des Vorstandsvorsitzenden der Bankgesellschaft Berlin (BGB) beigetragen. Rupf war Vorstandschef der Hornbach Baumärkte AG und der Hornbach Holding. Heute ist er noch Aufsichtsrat der Holding und Aufsichtsrats-Chef der AG. Aufsichtsräte führen nicht die Geschäfte, sie kontrollieren sie aber und bestimmen, wer das Zepter führt: Sie berufen und kündigen Vorstände. Daran allein wäre nichts Sonderbares, wenn die BGB eine Beteiligung an der Baumarkt-Kette hielte oder dieser große Kredite gewährte. Dann würde Rupf bei Hornbach über das Heil des BGB-Kapitals wachen. Dem ist den Beteiligten zufolge nicht so. Wessen Interessen vertritt Rupf dann? Eigene Interessen?

Dies dementiert Rupf. Fest steht, dass seitdem Rupf seine "Doppelmandate" hält, eine Reihe millionenschwerer Geschäfte eingefädelt wurden zwischen den Immobilientöchtern der Bankgesellschaft und der Hornbach-Gruppe. So stecken in den umstrittenen geschlossenen Immobilienfonds der BGB sieben Baumärkte im Gesamtwert von über 206 Millionen Mark. Dieses Geschäft ging zwischen 1997 und 1998 über die Bühne, also nachdem Wolfgang Rupf seinen operativen Chef-Sessel bei Hornbach mit seinem neuen Vorstandsposten bei der Bankgesellschaft eingetauscht hatte. Zudem: Bei Hornbach hält er seit diesem Wechsel vom pfälzischen Bornheim in die preussische Metropole und bis zum heutigen Tage die machtvollen Mandate im Aufsichtsrat inne.

Mehr noch, auch in seiner früheren Funktion bei der BHF-Bank war er zuständig für Immobilien-Finanzierung und -Fonds. Von diesen Erfahrungen zehrte er auch nach seinem Wechsel nach Berlin. Denn auch bei der BGB lieferten Fonds mit einem Umsatz von drei Milliarden Mark jährlich einen wichtiger Beitrag zum Betriebsergebnis. Zudem benötigte die Bank einer internen Vorstandsvorlage zufolge ein "Neugeschäftsvolumen von über drei Milliarden Mark per anno - zur Deckung ihrer Kostenblöcke". Deshalb war die Bank stets auf der Suche nach Immobilien. So erwarben die "LBB-Fonds 12" und "13" sowie der "Bavaria Ertragsfonds 2" sieben Hornbach-Märkte. Weitere Geschäfte über acht Baumarkt-Immobilien im Gesamtvolumen von 120 Millionen Mark sind "in Vorbereitung". Dafür stellte die Bankgesellschaft die Zwischenfinanzierung sicher: Sie leiht das Geld für den Erwerb der Immobilien, so lange diese noch nicht in den Fonds sind, wo sie dann vom Geld der Anleger finanziert werden. An dieser Zwischenfinanzierung verdiente die BGB ihre Marge. Obwohl Rupf wusste, dass seine Fonds Immobilien brauchten, das Ganze für die Bank also ein wichtiges Geschäft war, will er damit nichts zu tun haben: "Die Einbringung der Märkte in die Fonds erfolgt nach einer Vorabentscheidung im Produktausschuss der IBG sowie im Anlageausschuss des Aufsichtsrates. In beiden Ausschüssen ist Herr Dr. Rupf nicht vertreten", versichert sein Pressesprecher Fröhlich.

Warum aber will Rupf an guten Geschäften seiner Bank nicht beteiligt gewesen sein? Weil er in diesem Fall die Interessen von Hornbach vertrat? Bei der Baumarkt-Kette sitzt er im Aufsichtsrat. Dass er von den Immobilientransaktionen über ein Gesamtvolumen von über 300 Millionen Mark keine Kenntnis gehabthaben könnte, ist unwahrscheinlich. Hätte Rupf aber Einfluss genommen, dann ist leicht zu erklären, warum er als Chef der Bankgesellschaft nichts mit den Ankaufsentscheidungen "seiner" Fonds zu tun gehabt haben will: Er hätte damit in Personalunion die Interessen des Verkäufers und des Käufers zugleich vertreten. Unmöglich - denn der Verkäufer hat das Interesse an möglichst hohen Erlösen für seine Märkte, der Käufer will sie dagegen billig haben.

Insidern zufolge haben die Baumärkte zu einem hohen Preis den Eigentümer gewechselt. Für die Fonds der Bank sind sie aber eine solide Größe. Denn die Immobilien-Gesellschaften benötigen vor allem sichere und solvente Nutzer. Denn vom Mietzins zahlen sie die "Ausschüttungen" an ihre Anleger. Zur Erinnerung: Bei geschlossenen Immobilienfonds legen "Sparer" Geldbeträge an und erhalten dafür "Zinsen". Ihr Kapital investieren die Fondsmanager in eine oder mehrere Immobilien. Die Erträge aus deren Vermietung dienen dann zur "Verzinsung" des Anlegerkapitals. Nach zehn Jahren kann der Fonds die Bauten wieder verkaufen. Vom Erlös bekommen die Anleger ihr Geld plus Gewinn oder Verlust zurück. Besonderheit bei den BGB-Fonds: Die Bank garantierte über "Generalmietverträge" die Einnahmen sowie eine Rücknahme der Anteile nach einer festgelegten Zeit. Umso wichtiger waren sichere Mieter.

Bei den Baumärkten der Hornbach-Gruppe dürfen sie davon mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgehen. Nach eigenen Angaben betrieb das Unternehmen seit dem Geschäftsjahr 1994 / 95 eine "stetige und kontinuierliche Dividenpolitik". Die Dividende ist ein Indikator für die Solidität des Unternehmens, da es versteuerte Gewinne benötigt, um diese "Entlohnung der Aktionäre" bezahlen zu können. Wenn die Geschäfte aber gut liefen, worin lag das Interesse der Hornbach-Gruppe ihre eigenen Immobilien zu versilbern? Sicher ist, dass durch den Verkauf von Immobilien Millionenbeträge unmittelbar in das Geschäftsergebnis fließen, denn der Verkauf bringt Bares. Und wozu setzte Hornbach das ein?

Die Vermutung, die Bareinnahmen hätten zum Ausgleich von Verlusten in einem schlechten Jahr hergehalten, weist Hornbach zurück. Nicht ein solcher "Verkauf von Tafelsilber", sondern eine Expansion habe man durch den Verkauf der Objekte finanzieren wollen. Dies sei Teil einer "neu formulierten Immobilienstrategie" aus dem "Geschäftsjahr 1997/98" gewesen. Just jenem Jahr als Wolfgang Rupf die Tragweite der Immobilien-Geschäfte der Bankgesellschaft ermessen haben soll - und das Geschäft vorantrieb?

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