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Wirtschaft: Bankgesellschaft Berlin: Wie die Stadt mit dem Konzern Politik macht

Bei der Bankgesellschaft Berlin müsste sich langsam eine Art Wagenburgmentalität breit machen. Im deutschen Blätterwald ist es zum Sport geworden, vermeintliche Verlustlöcher ausfindig zu machen und dem Berliner Konzern die Dividendenfähigkeit abzusprechen.

Bei der Bankgesellschaft Berlin müsste sich langsam eine Art Wagenburgmentalität breit machen. Im deutschen Blätterwald ist es zum Sport geworden, vermeintliche Verlustlöcher ausfindig zu machen und dem Berliner Konzern die Dividendenfähigkeit abzusprechen. Die Ursachen werden immer in einem Geschäftbereich ausgemacht, dem Immobilienbereich der Bankgesellschaft. Maßgeblich tätig ist dort die Bankgesellschaft-Tochter Berlin Hyp mit Klaus Landowsky als Vorstandsvorsitzenden. Nun ist das Land Berlin, mit 56,6 Prozent Mehrheitsaktionär, bei seiner chronischen Finanznot auf eine Dividende der Bankgesellschaft mehr oder weniger angewiesen, doch diese Dividende gerät, so die Unterstellungen, durch die Geschäftspolitik von Klaus Landowsky, in Gefahr.

Seine Rolle als Banker und CDU-Fraktionsvorsitzender dient zu Mutmaßungen und gezielten Gerüchten über eine mögliche Koalitionskrise in Berlin. Nicht von ungefähr wird in diesem Zusammenhang der Name des ehrgeizigen Berliner SPD-Chefs Peter Strieder ins Spiel gebracht, dem viele nachsagen, die Koalition mit der CDU vorzeitig beenden und eine Übergangsregierung zusammen mit den Grünen und der PDS bilden zu wollen.

Ihren Anfang nahm die Geschichte, die immer weniger von der Bankgesellschaft und dafür immer mehr von der Berliner Lokalpolitik handelt, im vergangenen Dezember. Seit Dezember werden gezielt immer neue Details über den Immobilienbereich der Bankgesellschaft in der Öffentlichkeit gestreut. Im wesentlichen konzentrieren sich die Fragen und Verdächtigungen auf drei Bereiche: Gerüchte über den Berliner Unternehmer Klaus Groth, den Fall Aubis, und schließlich die Gründung und den mehrheitlichen Verkauf der IBAG. Alle drei Fälle sind wirtschaftlich, personell oder parteipolitisch verbunden.

Im vergangenen Dezember kündigte der Berliner Immobilienunternehmer Klaus Groth den Umbau seines Imperium an. Mit 49 Prozent sollte der frühere Chef der Immobilientochter der Bankgesellschaft (IBG), Manfred Schoeps in die Groth Holding GmbH & CO KG. In der Branche wurde sofort der Verdacht genährt, die Groth-Gruppe befinde sich in einer wirtschaftlichen Schieflage und der Einstieg von Schoeps sei nur eine verdeckte Rettungsaktion der Bankgesellschaft, zumal Schoeps das für den Einstieg notwendige Geld von der Bankgesellschaft bekommen sollte. Schoeps war zudem der Sanierer für notleidende Objekte der Berlin Hyp. Inwischen ist Schoeps nicht mehr im Gespräch, doch die Bankgesellschaft will nun über die IBAG bei Groth Teilhaber werden. Neue Nahrung für die Gerüchte. Groth räumt zwar ein, eine schwierige Zeit erlebt zu haben, weist aber ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten weit von sich.

Der erste Schuss auf die Berlin Hyp und Klaus Landoswky war abgefeuert, und der nächste ließ nicht lange auf sich warten. Diesmal war es der Fall Aubis. Unter der Regie der beiden Geschäftsführer Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling kaufte die Aubis Anfang der 90er Jahre 16 000 Plattenbauwohnungen auf Kredit, das Geld - spekuliert wird über mehr als 600 Millionen Mark - gab die Berlin Hyp. Die Sanierung und der anschließende Weiterverkauf der Wohnungen gelang nicht. Die Aubis geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Die Bankgesellschaft übernahm 4000 Wohnungen in die IBG, über den Rest sicherte sie sich das Nißbrauchrecht. Der Werberichtigungsbedarf für dieses Engagement soll sich auf 200 Millionen Mark belaufen. Bei der Berlin Hyp nennt man keine Zahlen, verweist aber darauf, dass allenfalls von Risikovorsorge für dieses Engagement gesprochen werden könne, keinesfalls aber von eingetretenen Verlusten.

Doch das Thema ist zu schön für die Politik. Ist doch der Chef der Berlin Hyp, Klaus Landowsky, in der gleichen Partei wie Wienhold und Neuling. Landowsky versichert, er habe das Geschäft nicht eingefädelt, sei nie damit befasst gewesen und habe mit den beiden Aubis-Geschäftsführern seit Jahren nicht mehr gesprochen. Doch in der Stadt ist Aubis zum Thema gemacht worden, und die Opposition versucht daraus Kapital zu schlagen. Auch wenn man selbst bei den Grünen hinter vorgehaltener Hand erklärt, Landowsky sei wohl keine Vermischung von Funktionen allenfalls eine hohe Risikobereitschaft als Banker anzulasten.

Einmal in den Schlagzeilen kam die nächste Immobiliengeschichte der Bankgesellschaft gerade recht. Zum Jahreswechsel gründete das Institut die IBAG und verkaufte die Mehrheit an internationale Finanzinvestoren. In die IBAG wurde nahezu das gesamte operative Geschäft der IBG eingebracht, die Risiken aus diesem Geschäft verblieben bei der IBG. Die Bankgesellschaft soll für die Mehrheit an der IBAG rund drei Milliarden Mark erhalten haben. Eine Milliarde verblieb in der IBAG als frisches Eigenkapital, rund 1,5 Milliarden sollen in die IBG alt geflossen sein um dort zur Risikovorsorge zu dienen. Hier taucht also wieder die IBG auf, die 4000 Wohnungen der Aubis-Gruppe übernommen hatte, und diese in zwei LBB-Fonds gebracht hatte.

Auch diesmal das gleiche Muster. Die Bankgesellschaft mag auf eine Ad-hoc-Mitteilung vom 18. Februar verweisen, in der die Gründung und der mehrheitliche Verkauf der IBAG mitgeteilt werden. Auch die Übernahme von langlaufenden Garantien im Fondsgeschäft durch die Bankgesellschaft - sprich die IBG - wird angekündigt, doch Gerüchte über einen Notverkauf und der Vorwurf der kreativen Bilanzkosmetik macht die Runde. Bei der Bankgesellschaft versichert man, das Geschäft sei mit den Wirtschaftsprüfern abgestimmt, vom Aufsichtsrat gebilligt worden. Der Verkaufserlös werde zur Kapitalausstattung der IBAG und zur Bildung von Rückstellungen für Mietgarantien der IBG verwendet, keinesfalls zur Gewinnerhöhung der Bankgesellschaft oder zur Sicherstellung einer Dividende. Doch ein Makel bleibt hängen.

Untersuchungsausschüsse des Parlaments werden kaum Licht in das Dunkel bringen, darüber sind sich alle Beteiligten im Klaren. Allenfalls nach der Bilanzpressekonferenz wird man genauer sehen können, doch bis dahin bleibt Unruhe in der Bankgesellschaft und die Vermutungen und Unterstellungen über die Rolle Klaus Landowskys - ein Süppchen das nicht nur im Parlament am Kochen gehalten werden kann.

Daniel Rhee-Piening

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