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Wirtschaft: Bankgesellschaft: Die geschickte Strategie

Im Grunde war es eine gute Strategie. Schade nur, dass niemand davon erfahren durfte.

Im Grunde war es eine gute Strategie. Schade nur, dass niemand davon erfahren durfte. Der Verkauf einer Immobilientochter (IBAG) spülte zwei Milliarden Mark in die Kassen der Bankgesellschaft (BGB). Doch um dieses Geld auf ein verzinstes "Sparkonto" legen zu können - um von den Zinsen in den nächsten, schwierigen Jahren zu profitieren - musste zuvor der Verkauf des Goldesels wie die Notschlachtung eines schwarzen Schafes aussehen. Deshalb tauchten bei der Vorgängerin IBG plötzlich allenthalben Risiken auf, obwohl es wenig Anzeichen für derartige Schwierigkeiten gibt - und obwohl die Tochter ihrer Mutter Jahr für Jahr zweistellige Millionengewinne auf das Konto überwiesen hat.

"Der Sonderprüfer des Bundesamtes für Kreditwesens hat es auf Grundlage des Gutachtens unserer Wirtschaftsprüfer leicht gehabt", sagt Wolfgang Rupf, Vorstandsvorsitzender der Bankgesellschaft. So sei das Amt auch zufrieden mit der Höhe der Rückstellungen. Kein Wunder, mit zwei Milliarden Mark fielen sie ausgesprochen üppig aus. Rückstellungen, das ist wichtig, sind keine Verluste. Sie sind ein Polster für schwierige Zeiten. Während sie auf dem Konto liegen, bringen sie Zinserträge. Sechs Prozent, sagt Rupf: das sind 120 Millionen Mark, jährlich! Gutes Geld, das künftig in die Kassen der Bankgesellschaft Berlin fließt - und deren Bilanz aufbessert.

Sofern dieses Geld nicht durch Zuschüsse für notleidende Immobilienfonds verzehrt wird. Diese Gefahren legitimieren die Anlage des Polsters. Kurios nur: Für Risiken in den Fonds der Immobilientochter gibt es keine Anzeichen. Der Leerstand beträgt ein bis fünf Prozent je nach Fonds. Solche Quoten ist für Experten eine "Vollvermietung", denn bei großen Immobilienbeständen sind Ein- und Auszüge üblich. Kurz, die Bauten sind bestmöglichst bewirtschaftet, und die Mieten sprudeln. Deshalb überwies die IBG 1998 rund 36 Millionen Mark an die Bankgesellschaft und 1999 noch einmal rund 30 Millionen - nach Abzug von Steuern. Mehr noch, die IBG legte zusätzlich 14,6 Millionen Mark in ihre eigenen Rücklagen. Kurz, die Geschäfte liefen bestens. Und daran hat sich auch 2000 wenig verändert: Gewinne werden erwartet - wären nicht plötzlich diese Risiken aufgetaucht.

Warum also die IBG verkaufen? Den Stein ins Rollen brachte der heutige IBAG-Chef Friedhelm Schaperjahn mit seiner Vorlage für die Bankgesellschaft, wonach ein Milliarden-Verlust drohe. Sein Interesse an dem Katastrophen-Szenario? Die Loslösung der IBG von der Bankgesellschaft und deren Forderungen nach Gewinnabführungen? Sicher ist, dass die BGB sogar noch mehr als die in den Geschäftsberichten dokumentierten Gewinne von ihrer Tochter bekam: Über 60 Prozent aller Kredite für die Fondsgesellschaften sollen an die Bankgesellschaft gegangen sein. Schätzungen zufolge beträgt das Volumen rund sechs Milliarden Mark. Setzt man den Bankerlös hier an, eine Zinsmarge von 0,5 Prozent, dann wären das 30 Millionen Mark jährlich. Verdient hatte die Bankgesellschaft zudem auch am Vertrieb der Fondsanteile. Summa summarum soll die Bankgesellschaft dem Vernehmen nach in den vergangenen fünf Jahren rund eine Milliarde Mark durch die Aktivitäten ihrer Tochter erlöst haben.

Genau hierin lag auch das Problem: Mit dem Verkauf der IBG würde die Bankgesellschaft Berlin einen Teil des Beitrags der Immobilientochter zum Konzern-Ergebnis verlieren. Die Zinseinnahmen aus der üppigen Rücklage könnten diese Ausfälle zum Teil kompensieren. Insoweit darf sich BGB-Vorstandchef Rupf zufrieden mit dem ganzen Verlauf der "Affäre" geben. Noch zufriedener aber dürfte IBAG-Chef Schaperjahn sein: Die hochprofitable, operative Immobilientochter hat sich aus dem Rockschoß der Mutter gelöst - und muss nun auch nicht mehr für deren Auskommen sorgen.

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