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Wirtschaft: Bankgesellschaft droht doch wieder Verlust

Die EU-Kommission verlangt den Verkauf der Berliner Bank – und bringt damit das Sanierungskonzept zu Fall

Berlin (dr). Die Bankgesellschaft Berlin wird nach Informationen des Tagesspiegel für das abgelaufene Geschäftsjahr rote Zahlen schreiben. Der Grund: Am heutigen Mittwoch wird in der Zentrale der Bankgesellschaft am Alexanderplatz der Brief von EUWettbewerbskommissar Mario Monti erwartet, der unter anderem den Verkauf der Berliner Bank fordern wird. Damit wird das bisher verfolgte Sanierungskonzept des Konzerns zur Makulatur, es müssen Rückstellungen in Millionenhöhe gebildet werden, die den Konzern in die Verlustzone treiben.

Noch im vergangenen Sommer hatte Bankchef Hans-Jörg Vetter gesagt, für 2003 ein positives Betriebsergebnis erzielen zu können. Im ersten Halbjahr 2003 hatte der Konzern immerhin einen Gewinn nach Steuern von 134 Millionen Euro ausgewiesen. Nun müssen in der Bilanz, die noch nicht vorliegt, Millionenrückstellungen gebildet werden. Und: Einsparungen in Höhe von rund 35 Millionen Euro jährlich können nicht realisiert werden.

Dieses Sparpotenzial hatte die Bankgesellschaft heben wollen, indem sie das Privatkundengeschäft der Berliner Bank mit dem der Sparkasse zusammenlegte. Das aber wird die EU-Kommission nicht erlauben. Nur unter der Bedingung, dass die Berliner Bank verkauft wird, ist die EU-Kommission bereit, die staatlichen Beihilfen für den Berliner Konzern zu genehmigen.

Entlastung für den Landeshaushalt

Das Land Berlin hatte die Bankgesellschaft 2001 mit einer Kapitalspritze von 1,75 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch gerettet. Zusätzlich wurde eine Risikoabschirmung in Höhe von 21,6 Milliarden Euro bereitgestellt, die von der EU bereits genehmigt worden ist. Nach bisherigem Kenntnisstand wird die EU-Kommission verlangen, dass die Berliner Bank bis zum 1. Oktober 2006 verkauft wird. Bis zum 1. Februar 2007 müssen dann alle Formalitäten abgewickelt werden. Der Verkaufspreis der Berliner Bank wird auf etwa 25 Millionen Euro geschätzt. Bei einem Verkauf würde aber auch Eigenkapital frei, so dass in den Landeshaushalt rund 600 Millionen Euro fließen könnten.

Kern des bisherigen Sanierungskonzepts war allerdings die Konzentration auf das regionale Retailgeschäft (Geschäft mit Privatkunden). Hierzu war die Berliner Bank am 1.Juli 2003 mit ihrem Privat- und Firmenkundengeschäft in die ebenfalls zur Bankgesellschaft gehörende Landesbank übertragen worden. Zur Landesbank gehört die Sparkasse. Beide Marken sollten in Zukunft eine gemeinsame Verwaltung haben. Daraus wird nun nichts. Bankchef Hans-Jörg Vetter muss die 35 Millionen Euro an anderer Stelle im Konzern verdienen. Das fällt nicht leicht, denn die Berliner Bank steuert einen nicht unerheblichen Teil zu den laufenden Erträgen der Bankgesellschaft bei. Mit ihren rund 400000 Konten – die Sparkasse hat rund 2,1 Millionen – bringt sie ein Drittel des Geschäfts. Die Kundschaft der Berliner Bank ist vermögender als die der Sparkasse, mit ihr lassen sich lukrativere Geschäfte machen, die Provisionserlöse pro Kopf sind höher.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi spricht bereits von einem „schwarzen Tag“ für Berlin. Die Herauslösung der Berliner Bank mit ihren rund 1300 Beschäftigten sei ein schwerer Rückschlag. Die Arbeitnehmerseite hatte bereits im Dezember reagiert, und sich die Überprüfung der Sanierungsvereinbarung vorbehalten. In dieser sind ein Einkommensverzicht der Beschäftigten und ein sozialverträglicher Personalabbau enthalten. Allerdings ist die Stimmung nicht nur miserabel: Die Integration in die Landesbank ist, allen Aussagen des Vorstandes zum Trotz, offenbar noch nicht weit gediehen. „Die Landesbanker und die Berliner Banker beobachten sich weiterhin sehr aufmerksam“, so ein Mitarbeiter. Und mancher wäre durchaus froh, wenn die Berliner Bank nun alleine und schneller als die Bankgesellschaft als Ganzes einen privaten Eigentümer findet.

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