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Wirtschaft: "Bankgesellschaft halten - Schering dazu kaufen"

Wie wirkt die Euro-Diskussion auf Analysten? / DAS INTERVIEW Wie wirkt die Euro-Diskussion auf Analysten?

Wie wirkt die Euro-Diskussion auf Analysten? / DAS INTERVIEW

Wie wirkt die Euro-Diskussion auf Analysten? Wie reagieren Anlageberater auf die Irritationen beim Anleger? Welche Folgen hat das Interview mit Bundesbankpräsident Tietmeyer in der "Woche"? Darüber und über die aktuellen Anlage-Empfehlungen sprachen Martina Ohm und Daniel Rhée-Piening mit Harald Bochow, dem Leiter der Abteilung Wertpapierservice und Research, bei der Berliner Volksbank. TAGESSPIEGEL: Herr Bochow, wie reagieren Sie als Anlageberater auf die jüngsten Äußerungen des Bundesbankpräsidenten? Tangieren Sie die Diskussionen über den Euro überhaupt? BOCHOW: Eindeutig Ja.Wir spüren das Thema Euro natürlich auch permanent.Der Euro ist ein ausgesprochenes Angstthema.Und was Tietmeyer angeht: Er wollte den Deutschen nur die Angst nehmen, wurde aber völlig falsch interpretiert.Seine Äußerungen zum Euro haben vielleicht für zwei bis drei Stunden für Wirbel an den Märkten gesorgt.Dann aber war das Thema vom Tisch.In der Anlagberatung diskutieren wir natürlich, welche Folgen eine Verschiebung haben könnte.Das aber ist nur eine theoretische Diskussion.Entscheidend sind für unsere Arbeit vielmehr die klassischen Konjunkturdaten, wie Export, Investitionen und Konsum.Diese Indikatoren haben nach wie vor erheblich mehr Gewicht als die Debatte um den Euro, der nach unserer Überzeugung natürlich pünktlich kommen wird. TAGESSPIEGEL: Was empfehlen Sie dann den Anlegern mit Blick auf den Euro? BOCHOW: Im Moment spielt das in der Empfehlung noch eine nachrangige Rolle.Die Auswirkungen des Euro werden sich ja erst in den Unternehmensgewinnen jenseits des Jahres 2000 niederschlagen.Vorerst halten wir uns eher an die Konjunkturdaten.Konkret heißt das: Für die kommenden 12 bis 18 Monate - also mittelfristig - empfehlen wir Exportwerte.Aber auch später können diese Papiere interessant sein.Automobil- und Chemietitel beispielsweise profitieren zur Zeit noch von der tendenziellen Schwäche der D-Mark, aber später auch eindeutig vom Zusammenwachsen Europas. TAGESSPIEGEL: Das Interesse der Privatanleger an Neuemissionen scheint keine Grenzen zu kennen.Soll man wirklich allen Neuemissionen "hinterherjagen"? BOCHOW: Kostolany sagt: "Wer gut essen will, sollte Aktien kaufen, wer gut schlafen will, Renten." Eines ist klar: Wer heute, sagen wir, jünger als 55 Jahre ist, muß wohl oder übel damit rechnen, keine ausreichende staatliche Altersversorgung zu erhalten.Ich bin überzeugt: Langfristig sind Aktien die beste Anlage.Allerdings sollte der Anleger tatsächlich nicht jeder Neuemissionen hinterherjagen.Auch wir Analysten haben manchmal Schwierigkeiten Unternehmen, die erst, sagen wir zwei Jahre am Markt sind, zu beurteilen.Falsch wäre es auch, sein Geld etwa auf dem Girokonto oder dem Sparbuch zu sammeln und auf neue Werte zu warten.Gerade für Neueinsteiger unter den Anlegern gilt: Lieber in solide Werte.Mit den Dax-Werten kann man nicht falsch liegen. TAGESSPIEGEL: Werfen wir noch einen Blick auf den Berliner Markt.Was sagen Sie beispielsweise zu Bankgesellschaft, Schering, Bekula und Herlitz? BOCHOW: Bankgesellschaft sollte man auf jeden Fall halten.Das Institut ist auf dem Weg der Besserung.Schering kann man kaufen.Unser Kursziel liegt bei 210 DM.Das Unternehmen hat sein Betriebsergebnis deutlich verbessert.Bei Bekula kann ich nur sagen: "Finger weg, solange über die zukünftigen Eigentumsverhältnisse nicht entschieden ist." Aber wer Aktien der Bewag hat, sollte sie halten.Zu Herlitz möchte ich mich nicht äußern.Mein klarer Favorit sind aber VW.Das Unternehmen hat die sogenannte Plattform-Strategie verfolgt und sich die Gunst der Zulieferer erhalten.

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