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Wirtschaft: Bankgesellschaft: Neuer Ärger

Berlin (ball/dr). Der Bankgesellschaft Berlin (BGB) steht offenbar eine weitere Sonderprüfung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred) bevor.

Berlin (ball/dr). Der Bankgesellschaft Berlin (BGB) steht offenbar eine weitere Sonderprüfung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred) bevor. Grund dafür ist ein Kredit, den die BGB-Immobilientochter IBAG an den Bauträger Bavaria gegeben hat. Finanziert worden ist der Kredit aus Mitteln, die die BGB ihrer Tochter am 4. Juli zur Verfügung stellen musste, um den Geschäftsbetrieb zu sichern. Die Weitergabe ist nach Einschätzung von Experten ein Verstoß gegen die geltenden Gesetze. Mit der Weiterleitung der Millionen überschreitet die Bank gesetzlich festgelegte Kreditobergrenzen. Dies geht aus internen Unterlagen vor, die dem Tagesspiegel vorliegen.

Die so genannten Großkreditnehmergrenzen, mit denen die BGB nicht zum ersten Mal in Konflikt gerät, sind nach Auskunft des BAKreds in solchen Fällen auf 20 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank festgelegt. Hintergrund der gedeckelten Darlehens-Vergaben: Geht ein Großkreditnehmer in die Insolvenz, muss das Geldhaus nicht fürchten, mit in den Strudel gerissen zu werden.

Die jüngste Millionenspritze für die Immobilientöchter des Bankenkonzerns war im Sommer 2001 erforderlich geworden, weil nach dem Debakel der Bankgesellschaft niemand mehr in die Fonds des Konzerns investieren wollte. Auch die erst im Januar dieses Jahres gegründete IBAG verlor das Vertrauen ihrer Kunden. Obwohl BGB-Chef Rupf den Vorstand der IBAG nach nur einem halben Jahr fast vollständig austauschte, ist eine Wende zum Besseren nicht in Sicht.

Der von Rupf eingekaufte neue IBAG-Chef Reinhardt Gennies kündigte jüngst unternehmensintern einen "Verlustschwerpunkt" für das Geschäftsjahr 2002 an. Das Unternehmen brauche zudem zwei weitere Jahre für eine "gelungene Sanierung". Insidern zufolge sind die derzeitigen Probleme der IBAG jedoch nicht auf vergangene Versäumnisse zurückzuführen. Das Unternehmen habe keine der Altlasten früherer Fondsgeschäfte zu tragen, da diese einer anderen Banktochter zufielen (IBG). Ursache seien der Vertrauensverlust in den Konzern und das Personalkarussel in der IBAG.

Unterdessen wird auch das Personenkarussell bei der Bankgesellschaft kräftig gedreht. Die BHF-Bank dementierte am Montag allerdings Gerüchte, ihr Vorstandssprecher Peter Gloystein werde als Nachfolger von Wolfgang Rupf neuer Vorstandschef der Bankgesellschaft. An diesen Gerüchten ist "absolut nichts dran", so eine Sprecherin. Peter Gloystein werde immer wieder in neuen Positionen gehandelt, zuletzt sei er auch als Nachfolger von Friedel Neuber bei der Westdeutschen Landesbank im Gespräch gewesen. In Berlin rechnet unterdessen niemand mehr mit einem ersten Ergebnis der Verhandlungen über einen Verkauf der Bankgesellschaft - beispielsweise einen Letter of Intend noch vor den Wahlen. Daher werde es vor dem kommenden Wochenende wohl auch keine Personalentscheidungen geben.

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