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Wirtschaft: Barclays bessert Angebot für ABN Amro nach Mitbieter geraten unter Druck

London - Eigentlich sah Barclays-Chef John Varley wie der sichere Verlierer im größten Übernahmekampf der Finanzgeschichte aus – dem Bieterwettstreit um das niederländische Geldhaus ABN Amro. Doch mit einem Überraschungscoup meldet sich die englische Bank zurück.

London - Eigentlich sah Barclays-Chef John Varley wie der sichere Verlierer im größten Übernahmekampf der Finanzgeschichte aus – dem Bieterwettstreit um das niederländische Geldhaus ABN Amro. Doch mit einem Überraschungscoup meldet sich die englische Bank zurück. Varley hat mit Schützenhilfe aus Asien seine Offerte für ABN am Montag erhöht und mit einem Baranteil versüßt. Möglich wurde das verbesserte Angebot durch eine Beteiligung der China Development Bank (CDB) und Singapurs Temasek an der englischen Bank.

Insgesamt bietet Barclays nun 67,5 Milliarden Euro für ABN, 37 Prozent davon in bar, statt wie bislang 64 Milliarden Euro ausschließlich in Aktien. Aber auch das neue Angebot der Engländer liegt noch immer unter der konkurrierenden Offerte einer Bietergruppe um die Royal Bank of Scotland (RBS), die 71 Milliarden Euro fast ausschließlich in bar für ABN auf den Tisch legen will.

Nach Bekanntgabe der neuen Großinvestoren aus Asien kletterte der Barclays-Kurs um zwei Prozent auf 728 Pence. Viele Aktionäre der Engländer waren besorgt, dass Barclays sich mit einer Erhöhung der Offerte aus eigener Kraft übernehmen könnte und reagieren nun erleichtert auf den Einstieg der asiatischen Investoren, die über die Zeichnung neuer Aktien bis zu 13,4 Milliarden Euro in Barclays investieren wollen.

„Wir glauben, dass das Management von Barclays weiß, wie der Zusammenschluss mit ABN Wert für die Aktionäre schaffen kann“, sagt Simon Israel, Direktor der Investmentfirma Temasek. Barclays rechnet mit höheren Synergie-Effekten aus der Fusion. Statt der ursprünglich bis 2009 erwarteten Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro erwarten die Engländer jetzt 2,3 Milliarden Euro. Dennoch rechnen Analysten damit, dass die konkurrierende Bietergruppe um die Royal Bank of Scotland (RBS) zum Zuge kommen wird. „Die Idee, asiatische Investoren mit ins Boot zu holen, ist sehr klug, aber das neue Barclays-Angebot ist finanziell noch immer schwächer als die Offerte der RBS-Gruppe“, meint Martin Kinsler von der Fondsgesellschaft Henderson. Es sehe so aus, als ob die Engländer ihre finanziellen Grenzen ausreizen würden.

Am Wochenende hatte ABN-Chef Rijkman Groenink eingeräumt, dass der Preisunterschied so groß sei, dass sich viele Anleger das Barclays- Gebot „überhaupt nicht anschauen“ würden. Hedgefonds und Spekulanten aus den USA würden automatisch für das höhere Gebot stimmen. Bislang unterstützten die Niederländer das niedrigere Angebot von Barclays, weil es bessere Wachstumschancen und mehr Stabilität biete. Am Montag ließ ABN wissen, dass beide Offerten nun in einem „gerechten und offenen“ Verfahren beurteilt würden.mm/rur (HB)

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