zum Hauptinhalt
Verhagelt.

© picture alliance / ZB

Wirtschaft: Bauern können Teller und Tank

Biosprit soll bleiben / Ernte zufriedenstellend.

Berlin - Frost im Februar, ein zu trockenes Frühjahr und schwere Hagelschauer im Sommer: Das Wetter hat den deutschen Bauern in diesem Jahr zugesetzt und in manchen Regionen für massive Ernteausfälle gesorgt. Dennoch hätten die Landwirte in der Summe 2012 eine „ordentliche Ernte“ eingefahren, sagte der neue Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, am Mittwoch in Berlin – auch dank des sommerlichen Wetters der vergangenen Wochen.

Die Bauern ernteten in diesem Jahr 43,8 Millionen Tonnen Getreide – 1,9 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Die Zahl ist aber noch geschätzt, weil der Winterweizen noch nicht ganz eingefahren ist. Er ist mit einer Menge von 21 Millionen Tonnen die wichtigste Getreidekultur in Deutschland. Während die Weizenernte durch die schwierige Witterung deutlich geringer ausfiel als im Vorjahr, legten Raps, Gerste und Roggen zu.

„Die Versorgung ist bei uns gesichert“, sagte Rukwied im Hinblick auf die Dürre in den USA und Teilen Europas. Wegen der Hitzewelle hatte das US-Landwirtschaftsministerium die Prognose für die Maisernte kürzlich um gut zehn Prozent reduziert. Deutschland trage somit dazu bei, „dass sich die Getreidemärkte entspannen können“, sagte Rukwied. Zwar seien die Preise fast auf dem Niveau von 2007 kurz vor der globalen Hungerkrise. Allerdings sei derzeit – anders als vor fünf Jahren – die „Welternährung sichergestellt“, weil eine gute Reisernte erwartet werde und die Lager weltweit gut gefüllt seien. Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, sieht dagegen eine Nahrungsmittelkrise. „Wir sind schon mittendrin. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie schlimm es wirklich wird“, sagte er dem „Stern“.

Die gestiegenen Preise für Getreide seien für die deutschen Bauern wichtig, weil die Energie- und Betriebskosten deutlich gestiegen seien, erklärte Rukwied. Allerdings litten darunter die Viehhalter, die nun zusätzlich mit höheren Futtermittelkosten kämpften. Diese müssten letztlich auch an die Verbraucher weitergegeben werden, forderte Rukwied mit Blick auf den Preiskampf im Lebensmittelhandel. „Ein Arbeitnehmer muss heute nur noch drei Minuten arbeiten, um einen Liter Milch kaufen zu können.“

Der Bauernverband wies auch die Forderung von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) zurück, den Verkauf vom Biosprit E10 zu stoppen. „Wir können beides, Teller und Tank“, sagte Rukwied. Die deutschen Bauern produzierten an „allererster Stelle“ Lebensmittel. Von den zwölf Millionen Hektar Ackerland würden 2,1 Millionen Hektar für die Energieproduktion genutzt, davon nur 243 000 für Bioethanol, das für E10 gebraucht wird, und gut 900 000 Hektar für Biodiesel. Das sei deutlich weniger als etwa in den USA, wo 40 Prozent der Maisernte für Biosprit genutzt würden.

Der UN-Beauftragte De Schutter dagegen erklärte, die Produktion von Biokraftstoffen trage entscheidend zu den momentanen Preisanstiegen bei und forderte einen Verkaufsstopp in den USA und Europa. Jahel Mielke

Seite 29

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false