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Wirtschaft: Baugeld so günstig wie noch nie

Was Sparer ärgert, freut Immobilienkäufer. Selbst für Ältere kann sich ein Wohnungskauf lohnen.

Frankfurt am Main - Am Frust der Sparer wird sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern: Die Zinsen bleiben niedrig. Auf dem Sparbuch gibt es weniger als 0,5 Prozent, das durchschnittliche Tagesgeldkonto bringt kaum mehr als ein Prozent. Bei einer Inflationsrate von aktuell rund 1,5 Prozent verlieren Sparer real einen Teil ihres Geldes. „Nur Topangebote bei Tagesgeldkonten sichern die Kaufkraft“, sagt Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH. Mitunter zahlen Institute 1,6 Prozent, oft aber nur für Neukunden und zeitlich begrenzt. Was Sparer ärgert, freut angehende Käufer von Wohneigentum: Baugeld ist billig wie nie. Effektiv sind im Schnitt für Zehn-Jahres-Hypotheken nur 2,36 Prozent fällig. Vor fünf Jahren war es doppelt so viel.

Hintergrund für die Talfahrt der Bauzinsen ist die Schuldenkrise in Europa. Auf der Suche nach Sicherheit legen Investoren mehr Geld in Bundesanleihen und Pfandbriefen an. Das treibt die Kurse der Papiere, drückt aber die Zinsen. Entscheidend für die Höhe der Hypothekenzinsen ist die Entwicklung bei den Pfandbriefen, und hier geht es seit langem bergab. Besserung ist nicht in Sicht: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt seit Donnerstag auf dem historischen Tiefstand von 0,5 Prozent. Das drückt tendenziell die Preise für Kredite.

Damit bietet Baugeld zumindest einen gewissen Ausgleich für die gestiegenen Immobilienpreise. In den achtziger Jahren mussten FMH zufolge für Zehn-Jahres-Hypotheken im Schnitt 8,73 Prozent bezahlt werden, Anfang der 80er waren es zeitweise sogar mehr als zwölf Prozent. Experten raten mittlerweile dazu, für 15 Jahre abzuschließen, um sich die günstigen Zinsen zu sichern. Auch bei 15 Jahren bieten etliche Banken Hypotheken zu einem Effektivzins von 2,90 Prozent. Herbst zufolge sind die Bauzinsen derzeit so attraktiv, dass sich der Kauf selbst für Menschen lohnt, deren Ruhestand nicht mehr fern ist. Ein 59-Jähriger, der 650 Euro an Kaltmiete zahle und 80 000 Euro zurückgelegt habe, könne bei einer knapp 190 000 Euro teuren Wohnung und einer 30 Jahre laufenden Hypothek mit einem Zins von 3,25 Prozent die monatliche Belastung auf knapp 520 Euro drücken. „Die Rate ist nicht nur niedriger als die Miete. Sie wird sich in den nächsten 30 Jahren anders als die Miete auch nicht erhöhen“, sagt Herbst. Rolf Obertreis

Rolf Obertrei

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