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Wirtschaft: Bauindustrie will keine Verbandsklage gegen den Baukonzern - Verbands-Vize Bauer will Tariftreue auf anderen Wegen erreichen

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie wird keine Verbandsklagen gegen die Philipp Holzmann AG anstrengen. Dies kündigte sein Vizepräsident Thomas Bauer am Montagabend in Frankfurt an.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie wird keine Verbandsklagen gegen die Philipp Holzmann AG anstrengen. Dies kündigte sein Vizepräsident Thomas Bauer am Montagabend in Frankfurt an. Aus der Spitze des Industrieverbandes waren bislang auch gegenteilige Positionen zu hören. Der Baukonzern könne auch auf anderem Wege zur Einhaltung der Tarifverträge gebracht werden, sagte Bauer. Der bayerische Bauunternehmer nannte in diesem Zusammenhang die Vergabe öffentlicher Aufträge in Hessen, Bayern und Berlin. Dort seien Tariftreueerklärungen notwendig. Besonders umstritten in der Branche ist der vorgesehene Beitrag der Holzmann-Beschäftigten zur Sanierung des angeschlagenen Bauriesen. "Dies muss wettbewerbsneutral geschehen", forderte Bauer. Holzmann und die IG BAU müssten einen Weg finden, mit dem auch die anderen Firmen leben könnten. "Es kann nicht sein, dass die Arbeitsplätze bei Holzmann gerettet werden, dieselbe Zahl von Arbeitsplätzen, vielleicht sogar mehr, bei anderen Firmen aber verloren geht."

Löhne unter Tarif, unbezahlte Mehrarbeit und selbst die Stundung von Ansprüchen der Arbeitnehmer seien dazu keine Lösung. Bauer machte dem Holzmann-Vorstand das Angebot, jederzeit Tarifexperten und Juristen in Anspruch nehmen zu können. Die jüngsten Lösungsmodelle, die zwischen der IG BAU und dem Vorstand ausgehandelt wurden, sind dem Verband bislang nicht bekannt, sagte Bauer.

Beide Seiten hatten am Montag die Zustimmung der zwei großen Verbände in der Bauwirtschaft als Voraussetzung für einen Abschluss bezeichnet. Nach dem Bundesrahmentarif im Baugewerbe können günstigere Konditionen etwa in Haustarifverträgen von den übrigen Unternehmen der Branche bei der Gewerkschaft eingeklagt werden.

Bauer begrüßte ausdrücklich die Rettung des Verbandsmitgliedes Holzmann. In dem Konzern stecke "unglaublich viel Know-how und nicht nur Maschinen und Menschen". Er widerspricht damit der Position des Verbandspräsidenten Ignaz Walter, der das Engagement von Bundeskanzler Schröder als "Vertreter der Marktwirtschaft" gebrandmarkt hatte. Der auch an der Münchener Universität dozierende Bauunternehmer mahnte dagegen: "Der Untergang eines Unternehmens sollte keine Glücksgefühle auslösen." Der notwendige Kapazitätsabbau müsse gemeinsam bewältigt werden.

Auch ohne den Fall Holzmann wird es nach Darstellung von Bauer im Jahr 2000 einen Arbeitsplatzabbau in der Größenordnung von 30 000 bis 40 000 (1999: 70 000) geben. Dieser dürfte jeweils zur Hälfte auf Ost- und Westdeutschland entfallen. In den zurückliegenden fünf Jahren seien bereits 24 Prozent der Stellen weggefallen. Zumindest in Westdeutschland sei im kommenden Jahr wieder mit einem minimalen Umsatzplus zu rechnen. In den neuen Ländern halte der Umsatzrückgang "auch über die Jahrtausendwende hinweg an".

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