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Hochtief wehrt sich seit Monaten gegen die geplante Übernahme durch ACS.

© dapd

Baukonzerne: ACS nimmt wichtige Hürde bei Hochtief-Übernahme

Der spanische Baukonzern ACS ist der Übernahme des größten deutschen Konkurrenten Hochtief einen entscheidenden Schritt näher gekommen. ACS hält nach dem endgültigen Auslaufen seines Übernahmeangebots 33,49 Prozent der Hochtief-Anteile.

Der größte deutsche Baukonzern Hochtief wird wohl bald in spanische Hände übergehen. Nach einem knapp fünf Monate andauernden Ringen sicherte sich der Angreifer ACS endgültig mehr als 30 Prozess am Essener Traditionskonzern. Damit kann ACS nach deutschem Recht über die Börse Hochtief-Aktien zukaufen und sich so in Ruhe die anvisierte Mehrheit sichern - ohne ein kostspieliges Pflichtangebot vorlegen zu müssen.

Und ACS hat sich bereits bedient: Der Konzern habe seit dem 18. Januar rund 2,60 Prozent der Hochtief-Aktien an der Börse zugekauft, teilten die Spanier am Donnerstag mit. ACS kontrolliere damit nun 33,49 Prozent der Stimmrechte. Ziel des vom Chef des Fußballvereins Real Madrid, Florentino Perez, beherrschten Konzerns bleibe, den Anteil an Hochtief auf "über 50 Prozent zu erhöhen", bekräftigte eine ACS-Sprecherin. Dann will der mit über neun Milliarden Euro verschuldete Konzern den deutschen Bauriesen in seine Bücher nehmen - mit dem Ziel, seine Finanzstruktur zu stärken. An der Strategie von ACS habe sich nichts geändert, betonte die Sprecherin.

ACS-Chef Perez will nach eigenen Angaben den weltweit führenden Infrastrukturkonzern schmieden, dessen Angebotspalette vom Bau und dem Betrieb von Mautautobahnen bis hin zu Sportstadien reichen würde. Hochtief solle an der Börse notiert und die Essener Konzernzentrale erhalten werden, hatte er angekündigt. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter und der Gesamtbetriebsrat fürchten jedoch, dass ACS den Konzern mitsamt seiner australischen Tochter Leighton zerschlagen könnte. ACS hatte je neun eigene Aktien für jeweils fünf Hochtief-Aktien geboten. Hochtief hatte seinen Anteilseignern empfohlen, die Offerte nicht anzunehmen.

Hochtief-Hauptversammlung im Blickpunkt

Wie lange es dauert, bis ACS sich die Mehrheit an Hochtief sichern kann, ist Experten zufolge offen. Denn dazu braucht ACS Geld. Es sei zweifelhaft, ob der Konzern die nötigen Mittel habe, nachdem ACS kürzlich seinen Anteil am spanischen Versorger Iberdrola auf über 20 Prozent aufgestockt hatte, erklärten etwa Analysten der DZ Bank.

Hochtief könnte zudem versuchen, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben, um eine Übernahme der Mehrheit deutlich zu verteuern. Dafür gibt es bereits Vorbereitungen: Der Konzern gebe Gas bei seinen Plänen zum Verkauf der Sparte Concessions, hatte Reuters aus Finanzkreisen erfahren. Analysten vermuten, dass dies den Hochtief-Aktien Schub geben könnte.

Allerdings kann ACS auch mit seinem derzeitigen Stimmrechtsanteil von über 30 Prozent seinen Griff um Hochtief festigen - etwa bei der Hochtief-Hauptversammlung am 12. Mai. Denn bei den Aktionärstreffen sind in der Regel längst nicht alle Stimmrechte vertreten - bei der letzten Hochtief-Hauptversammlung 2010 lag die Präsenz zum Beispiel nur bei 63,82 Prozent. ACS könnte die Abwesenheit anderer Aktionäre nutzen, um Aufsichtsräte auszuwechseln - und damit auch die Besetzung des Vorstands ins Visier nehmen, über die das Kontrollgremium entscheidet. Hinter den Kulissen werde bereits versucht, Mehrheiten zu organisieren, vermutet der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Marc Tüngler. Er erwartet jedoch, dass Hochtief-Chef Lütkestratkötter, der sich vehement für die Unabhängigkeit des Konzerns eingesetzt hatte, sein Amt vorerst nicht freiwillig niederlegt. "Er wird bis zur Hauptversammlung weiter kämpfen", prognostizierte der DSW-Experte. (rtr/dpa)

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