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Wirtschaft: Bausparen: Die Kunden legen ihr Geld risikoarm an

Viele Sparer in Deutschland haben die Lust am Bausparen verloren. Nach einer Schätzung des Verbandes der Privaten Bausparkassen (VPB) wird in Deutschland in diesem Jahr etwa zwölf Prozent weniger Geld in Bausparverträgen angelegt als im Vorjahr.

Viele Sparer in Deutschland haben die Lust am Bausparen verloren. Nach einer Schätzung des Verbandes der Privaten Bausparkassen (VPB) wird in Deutschland in diesem Jahr etwa zwölf Prozent weniger Geld in Bausparverträgen angelegt als im Vorjahr. Als Ursache sieht der Verband - nach dem Boom im vergangenen Jahr - eine Normalisierung des Geschäfts. "Außerdem lässt die Diskussion um die Altersvorsorge viele Sparer erst mal abwarten", sagt VPB-Pressesprecher Bernd Pütz.

Finanzexperten der Stiftung Warentest sehen hingegen andere Ursachen. Es würde weniger gebaut und damit würden auch weniger Bausparverträge abgeschlossen. Zudem hätten viele Sparer eine andere Anlageform attraktiver gefunden. "Die Leute sind wie wild auf Aktien gegangen, das hat zum Rückgang beigetragen", sagt Jörg Sahr, Bausparexperte der Stiftung Warentest. Wer sich für Aktien statt eines Bausparvertrages entschieden hat, musste allerdings Äpfel mit Birnen vergleichen, denn die Art zu sparen ist sehr unterschiedlich. Aktien sind eine riskante Anlage, auch wenn das Risiko durch einen Aktienfonds gestreut wird. "Allerdings haben Sie beim Aktienfonds eine hohe Wahrscheinlichkeit über der Verzinsung des Bausparvertrages zu liegen", sagt Sahr.

Schwierigkeiten kann es geben, wenn das Geld später schnell verfügbar sein soll. Braucht der Anleger das Geld, zum Beispiel für den Erwerb eines Hauses, muss er die Aktien verkaufen, auch wenn die Kurse schlecht stehen. Ganz anders beim Bausparen. Hier sind alle wichtigen Faktoren im voraus zu bestimmen: Für die Jahre des Ansparens der Guthabenszins, der in der Regel zwischen zwei und drei Prozent liegt. Wird danach das Bauspardarlehen in Anspruch genommen, ist ein niedriger Darlehenszins, meist zwischen vier und fünf Prozent, festgelegt.

Auch ohne das Darlehen kann sich der Bausparvertrag als Geldanlage lohnen. Nach einer neuen Untersuchung der Stiftung Warentest läßt sich eine Rendite zwischen 5,88 und sieben Prozent erreichen. Damit schlägt das Bausparen vergleichbare sichere Geldanlagen wie beispielsweise einen Ratensparplan bei der Bank. Diese Verzinsung erreicht der Sparer jedoch nur mit Hilfe staatlicher Förderung, der Wohnungsbauprämie oder der Arbeitnehmersparzulage. Diese gibt es nur, wenn das Einkommen des Sparers nicht allzu üppig ausfällt.

Ideal nutzen kann die Förderung beispielsweise ein Ehepaar, das zusammen unter 100 000 Mark zu versteuerndes Einkommen im Jahr hat. Zahlt das Paar pro Jahr 2000 Mark in den Bausparvertrag ein, so erhält es zehn Prozent, also 200 Mark, vom Staat hinzu. Sind beide Arbeitnehmer und haben unter 70 000 Mark zu versteuerndes Einkommen, so gibt es noch mehr Geld vom Staat: Rund 94 Mark pro Jahr und Person können dann im günstigsten Fall hinzukommen. Nachdem der Vertrag sieben Jahre lang gelaufen ist, kann das Ehepaar die Förderung behalten - unabhängig davon, ob es das Geld für ein Haus, ein Auto oder eine Urlaubsreise ausgibt. Nimmt das Paar das Bauspardarlehen nicht in Anspruch, so erhält es zusätzlich zur Guthabensverzinsung und der staatlichen Förderung einen Bonus von der Bausparkasse. Zudem erstatten einige Institute dann die Abschlussgebühr, in der Regel 1,0 Prozent der Bausparsumme. Zusammengenommen läßt dies die Rendite je nach Bausparkasse auf 5,88 bis sieben Prozent anwachsen läßt.

Allerdings sind die neuen Tarife vieler Bausparkassen so gestaltet, dass es sich eher lohnt, das Darlehen in Anspruch zu nehmen. "Man geht weg von den Renditetarifen, die Tendenz ist hin zu niedrigen Guthabens- und Darlehenszinsen", sagt Jörg Sahr. So wird bei den neuen Tarifen meist die Abschlussgebühr nicht mehr erstattet, auch wenn der Kunde auf das Darlehen verzichtet. Ausnahmen sind die Quelle-Bausparkasse, die Huk Coburg Bausparkasse und das BHW. Diese drei Anbieter schnitten beim Renditevergleich der Stiftung Warentest am besten ab.

Für Anleger mit hohem Einkommen, die kein Interesse an einem günstigen Darlehen haben, ist das Bausparen wenig attraktiv. Ohne Förderung bleibt die Rendite unter fünf Prozent. Dann ist man mit Sparkonten oder Tagesgeldkonten mit überdurchschnittlicher Verzinsung besser bedient. Das Tagesgeldkonto der Advance-Bank beispielsweise bietet 4,25 Prozent Zinsen ab der ersten Mark und einen weiteren Vorteil im Vergleich zum Bausparvertrag: Der Sparer kommt schnell an sein Geld heran.

Wohnungsbauprämie: Der Staat bezuschusst eingezahltes Geld mit zehn Prozent, maximal jedoch mit 100 Mark (für Ledige) und mit 200 Mark (für Verheiratete) im Jahr. Das zu versteuernde Einkommen muss unter 50 000 Mark (Verheiratete 100 000 Mark) liegen.

Arbeitnehmersparzulage: Diese Förderung können Arbeitnehmer erhalten, die ein zu versteuerndes Einkommen von höchstens 35 000 (Verheiratete 70 000 Mark) haben. Die Zulage beträgt ebenfalls zehn Prozent, höchstens jedoch 93,60 Mark pro Person im Jahr. Hat der Sparer Kinder, so erhöhen sich die Einkommensgrenzen bei beiden Förderarten.

Roland Preuss

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