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Wirtschaft: Bausparen ohne Bauen rentiert sich

BERLIN ."Ist Bausparen nicht etwas konservativ?

BERLIN ."Ist Bausparen nicht etwas konservativ?", fragt eine Stimme aus dem Off."Ist Miete zahlen etwa fortschrittlich?", fragt eine Rothaarige, die sich sichtlich wohlfühlt in ihrer hellen freundlichen Wohnung, keck zurück.Mit Werbespots wie diesem wollen Bausparkassen ihr angestaubtes Image wegputzen.Denn gerade bei den jungen Leuten, der eigentlichen Zielgruppe der Bausparkassen, stößt diese Form des Sparens oft auf wenig Gegenliebe.

Auf der Suche nach jungen Kunden haben viele Bausparkassen ihre Tarife vereinfacht.Die Dresdner Bauspar AG etwa verzichtet bei ihrem Tarif "R 66" auf feste Bausparsummen und verlangt statt des oft üblichen Gebührendschungels nur eine Pauschale von 200 DM.Auch bei Tarifen von Schwäbisch Hall ("F-Plus") oder BHW ("Dispo Plus") werden geringere Gebühren berechnet.Die reduzierten Gebühren müßten allerdings oft mit einem niedrigeren Sparzins bezahlt werden, warnt Volker Looman, freier Finanzberater aus Reutlingen.

Dabei ist Bausparen weit verbreitet: Ende 1997 waren rund 178 Mrd.DM der Deutschen bei Bausparkassen angelegt; jede fünfte Sparmark fließt gegenwärtig auf ein Bausparkonto.Aber ist Bausparen in Zeiten niedriger Zinsen tatsächlich die beste Anlageform? "Das ist davon abhängig, ob man das Bausparen als Geldanlage sieht oder aber wirklich bauen will", sagt Looman.

Bausparen als Geldanlage rechnet sich nach Ansicht von Looman nur, wenn die Bausparsumme niedrig ist, etwa 10 000 DM.Der Grund: Der Staat vergibt eine Wohnungsbauprämie in Höhe von zehn Prozent für eine jährliche Sparleistung von bis zu 1000 DM bei Alleinstehenden bzw.2000 DM bei Verheirateten.Für diese Prämie gilt eine Einkommensgrenze von 50 000 DM bei Ledigen und 100 000 bei Ehepaaren.Die staatliche Hilfe sei fix und verpuffe um so eher, je höher die Bausparsumme liege, erläuterte Looman.Neben dem Fiskus unterstützt auch der Arbeitgeber das Bausparen mit zehn Prozent auf maximal 936 DM jährlicher Sparleistung.Die Einkommensgrenze dafür beträgt 27 000 DM bei Ledigen und 54 000 DM bei Verheirateten und wird 1999 auf 35 000 bzw.70 000 DM angehoben.

Wenn der Anleger mit seiner Bausparkasse neben einer kleinen Sparsumme auch vereinbart, daß die Abschlußgebühr - meist ein Prozent der Bausparsumme - zurückgezahlt wird, wenn das Darlehen nicht benötigt wird, ergeben sich nach den Berechnungen von Looman gegenwärtig Renditen von fünf bis sechs Prozent.Renditen von sieben Prozent und mehr errechnet sogar Thomas Bieler, Baufinanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Für Sparer, die mit einem Eigenheim liebäugeln, stellt sich die Situation allerdings anders dar.Die Attraktivität steht und fällt mit dem Zins: "Wenn der Zins in den nächsten Jahren steigt, ist das Bausparen gegenwärtig sehr attraktiv", sagt Verbraucherschützer Bieler.Denn der niedrige Zins, der heute in dem Bausparvertrag festgeschrieben wird, gilt auch für das Darlehen, das vielleicht in zehn Jahren in Anspruch genommen wird.

Trotz der niedrigen Zinsen raten Finanzexperten allerdings davon ab, die gesamte Bausumme über einen Bausparvertrag zu finanzieren.Bieler weist auf die kurze Tilgungszeit hin, die meist nur zehn bis elf Jahre beträgt."Wer bei dem Wort Zinsänderungsrisiko nicht gleich schlaflose Nächte bekommt, sollte nicht alles über das Bausparen finanzieren", sagt Finanzberater Looman.Er schlägt zum Beispiel vor, die eine Hälfte über einen Bausparvertrag und die andere über einen Rentenfonds anzusparen.Denn der Rentenfonds erwirtschafte meist höhere Zinsen als der Bausparvertrag in der Sparphase.Das höhere Risiko birgt folglich eine erhöhte Chance.

Der Spruch "Man ist nie zu alt" gilt beim Bausparen nicht ganz.Wenn der Sparer den Ruhestand erreicht, sollte er schuldenfrei sein, lautet die Faustregel von Stefan Jokl vom Verband der privaten Bausparkassen.Looman sieht es ähnlich: Mit 35 oder 40 Jahren sollte man im eigenen Heim wohnen, in den dann kommenden 15 Jahren das Haus oder die Wohnung entschulden, und mit 55 oder 60 Jahren könne man dann anfangen, für die private Altersvorsorge zu sparen.

CATRIN BIALEK

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