zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bauwirtschaft beklagt sich bitterlich

Stillstand in der Politik / Lohnerhöhungen unangebracht BONN (jun/HB).Der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Ignaz Walter, hält es für wahrscheinlich, daß in diesem Jahr weitere 100 000 Arbeitsplätze im Bauhauptgewerbe verlorengehen.

Stillstand in der Politik / Lohnerhöhungen unangebracht BONN (jun/HB).Der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Ignaz Walter, hält es für wahrscheinlich, daß in diesem Jahr weitere 100 000 Arbeitsplätze im Bauhauptgewerbe verlorengehen.Diese Zahl könne sogar noch überschritten werden, wenn die Gewerkschaften nicht Zurückhaltung übten, sagte Walter gestern in Bonn.Kritik übte der Präsident dabei an der Prognose von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, wonach in diesem Jahr 500 000 neue Jobs geschaffen werden könnten.Die Zahl sei "aus der Luft gegriffen", sagte er.Das Problem der steigenden Zahl von Arbeitslosen sei nur lösbar, wenn die Konjunktur wieder anspringe und das Vertrauen der Investoren in den Standort Deutschland wiederhergestellt werden könnte.Doch statt eine investitionsfreundliche Politik zu betreiben, habe die SPD die geplante Steuerreform blockiert, kritisierte Walter.Folge: Die Bauinvestitionen sind nach Angaben des Hauptverbandes im vergangenen Jahr im gesamten Bundesgebiet um 2,2 Prozent zurückgegangen und weitere Stellen wurden gestrichen.So sank im Jahresdurchschnitt die Zahl der im Bauhauptgewerbe beschäftigten Menschen um 7 Prozent auf nur noch 1,2 Millionen.Innerhalb von zwei Jahren sind damit 190 000 Arbeitsplätze verlorengegangen.Ein sinnvolles Regierungsprogramm sei längst überfällig.Die Grünen und die SPD seien nach Ansicht von Walter nicht in der Lage, eine Trendwende für die Wirtschaft einzuleiten und die Perspektiven zu verbessern.Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, müsse neben einem investitionsfreundlichen Klima vor allem die Schwarzarbeit abgebaut werden, die mit einem Volumen von 570 Mrd.DM etwa 15 Prozent des Sozialprodukts ausmacht, hob der Präsident des Bauindustrieverbandes hervor.Der Hauptverband bleibt bei seiner Prognose, wonach die gesamten Bauinvestitionen 1998 um 2,4 Prozent zurückgehen werden.In Westdeutschland wird ein Minus von 1,5, in Ostdeutschland von 4,5 Prozent erwartet.Beim baugewerblichen Umsatz rechnen die Experten sogar mit einem Rückgang von 5 Prozent (West: 4 Prozent, Ost: 10 Prozent).Wenig Impulse sieht die Bauindustrie dabei beim öffentlichen Bau.Nach einer Umfrage des Hauptverbandes werden die kommunalen Bauhaushalte 1998 um 5,7 Prozent in den alten und um 3,4 Prozent in den neuen Ländern schrumpfen.Eine geringe Nachfrage verzeichnet auch der Bereich Wirtschaftsbau.Während deutsche Unternehmen 1997 etwa 47 Mrd.DM im Ausland investierten, flossen lediglich 4,5 Mrd.DM ausländische Investitionen nach Deutschland.Hoffnung auf Stabilisierung gebe es allenfalls beim westdeutschen Wohnungsbau bedingt durch den hohen Zuwachs an Baugenehmigungen im Bereich der Einfamilienhäuser.Um die konjunkturellen und strukturellen Probleme der Branche zu mildern, hat sich der Hauptverband nun in einem Brief an die Parlamentarier des Bundestags gewandt.Als zentrale Forderungen werden gestellt: eine Steuerreform mit deutlichen Steuersatzsenkungen, eine grundlegende Reform des Sozialstaates, mehr Investitionsmittel für Ausbau und Erhaltung der Infrastruktur, eine verläßliche Haushaltspolitik von Bund, Ländern und Gemeinden sowie mehr Mut zur privatwirtschaftlichen Realisierung von Infrastrukturprojekten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false