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Wirtschaft: Bayer bereitet Zwangsabfindung vor

Restliche Schering-Aktionäre sollen darüber Anfang 2007 auf einer Hauptversammlung entscheiden

Berlin - Schering-Käufer Bayer will die restlichen Aktionäre des Berliner Pharmakonzerns möglichst schnell abfinden und auf diese Weise aus dem Unternehmen drängen. Anfang kommenden Jahres werde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Zwangsabfindung zur Abstimmung gestellt, kündigte Bayer-Chef Werner Wenning am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Berlin an. Aktionärsschützer rechnen damit, dass Aktionäre versuchen werden, gerichtlich dagegen vorzugehen, um die Abfindung in die Höhe zu treiben. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) schloss dies gestern nicht aus. „In 90 Prozent aller Fälle führen solche Verfahren zu einer Aufbesserung beim Preis“, sagte Sprecher Jürgen Kurz.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Berlin seit der Übernahme von Schering war Wenning bemüht, Optimismus zu verbreiten. „Der Standort Berlin spielt eine ganz wichtige Rolle“, betonte er. Die Beschäftigten in Berlin wissen allerdings, dass die Zusammenführung beider Unternehmen nicht ohne erheblichen Stellenabbau auskommen wird. 6000 Jobs sollen es insgesamt sein, doch Details zu den weiteren Plänen im Schering-Hauptsitz in Berlin nannte Wenning auch gestern erwartungsgemäß nicht. „Die Fragen zu Berlin werde ich beantworten, wenn das Gesamtkonzept fertig ist.“

Der Bayer-Chef legt Wert auf eine schnelle Integration von Schering. „Der Erfolg des Zusammenschlusses hängt wesentlich davon ab, ob es uns gelingt, Synergien zu schaffen“, sagte er. Dazu sei es wichtig, den Zusammenschluss so schnell wie möglich umzusetzen.

Auf den Faktor Zeit spekulieren auch die Anleger. Solange die restlichen Aktionäre die Zwangsabfindung blockieren, kann Bayer die Übernahme nicht vollständig abschließen. „Das erhöht den Druck, zu einer schnellen Einigung mit den Aktionären zu kommen“, sagte DSW-Vertreter Kurz. Erst wenn Bayer 100 Prozent an Schering hält – zurzeit sind es mehr als 95 Prozent – kann Bayer Schering von der Börse nehmen.

Unterdessen hat Bayer seine Tochtergesellschaft H.C. Starck für rund 1,2 Milliarden Euro an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent und Carlyle verkauft. Der Erlös soll zur Finanzierung des 17-Milliarden teuren Schering-Kaufs verwendet werden, teilte Bayer mit.

Maren Peters

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