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Wirtschaft: Bayer dank Schering auf Rekordkurs

Integration läuft schneller als geplant / Gute Geschäfte mit Antibabypillen und Krebsmedikamenten

Düsseldorf - Die Gewinne wachsen, der Umsatz steigt: Die Übernahme des Berliner Pharmaunternehmens Schering und die Verkäufe von anderen Unternehmensteilen zahlen sich für Bayer aus. Im ersten Halbjahr verdreifachte sich der Überschuss auf 3,5 Milliarden Euro, teilte der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern am Dienstag mit. Damit liegt das Ergebnis bereits knapp 1,8 Milliarden Euro über dem Gewinn des gesamten Geschäftsjahres 2006 und somit auf Rekordkurs. Angetrieben wurde der Gewinnanstieg auch durch den Verkauf der Diagnostika-Sparte und der Chemietöchter H. C. Starck und Wolf Walsrode.

Auch der Konzernumsatz legte dank der Schering-Übernahme deutlich zu und stieg um 22,4 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Aber selbst der um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte bereinigte Umsatz sei um 6,4 Prozent gewachsen, teilte das Unternehmen mit. „Damit schließen wir an den hervorragenden Start in das Jahr 2007 an“, kommentierte Bayer-Chef Werner Wenning die Zahlen.

Vor allem die durch Schering verstärkte Medikamentensparte bleibt das Zugpferd von Bayer und trug deutlich zu den Gewinn- und Umsatzsteigerungen bei. Im Umsatz des zweiten Quartals ist das Geschäft mit den erworbenen Schering-Produkten in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Euro enthalten, teilte Bayer mit. Im Vorjahreszeitraum lag dieser Beitrag zeitanteilig bei 144 Millionen Euro, da Schering ab dem 23. Juni 2006 in den Bayer-Konzernabschluss einbezogen wurde. Gute Geschäfte machte Bayer etwa mit Antibabypillen, Krebsarzneien und Blutgerinnungsmitteln. Schon 2006 hatte die Sparte rund 40 Prozent zum Konzernumsatz und fast die Hälfte des operativen Gewinns beigesteuert.

Bayer-Chef Wenning zufolge läuft die Schering-Integration inzwischen sogar schneller als geplant. Das wirkt sich in den Bilanzzahlen nicht nur auf den Umsatz aus: Auch die Kosten seien dank der Integration im vergangenen Quartal um rund 100 Millionen Euro gesunken, teilte Bayer mit. Allerdings musste Bayer für die Integration auch 209 Millionen Euro aufwenden, die der Konzern als Sonderbelastung einstuft. Für den Schering-Zukauf hatte Bayer im vergangenen Jahr rund 17 Milliarden Euro bezahlt. Das war die teuerste Übernahme in der Geschichte des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns.

Bayer rechnet mit einem anhaltenden weltweiten Wirtschaftsaufschwung. Vor allem der Pharmamarkt werde sein stabiles Wachstumsniveau halten. „Für die Entwicklung unseres Geschäfts im zweiten Halbjahr sind wir weiter zuversichtlich“, erklärte Wenning und bekräftigte die Ziele für das Gesamtjahr. Bereits im Juni hatte das Unternehmen die Ergebnisprognosen für 2007 und 2009 angehoben. Besonders optimistisch äußerte sich Wenning über die Sparte Gesundheit, die tragende Unternehmenssäule. Die bereinigte Rendite vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde bei mehr als 20 Prozent liegen. Insbesondere das Geschäft mit Medikamenten soll künftig noch mehr abwerfen: Die Rendite in diesem Bereich soll dieses Jahr bei 25 Prozent liegen.

Mit den starken Pharmazahlen im Rücken konnte der Bayer-Konzern auch die „mageren“ Zahlen der Pflanzenschutzsparte leichter verkraften. Der Umsatz von Bayer Cropscience lag im zweiten Quartal mit 1,6 Milliarden Euro um ein Prozent unter dem Vorjahr. Währungs- und portfoliobereinigt entspricht dies noch einem Plus von 1,9 Prozent.

Analysten bewerteten die Bilanz und den Ausblick positiv: „Die Zahlen waren sehr gut und lagen über unseren Erwartungen“, sagte Christian Faitz, Analyst der Privatbank Sal. Oppenheim, dem Tagesspiegel. „Es macht sich deutlich bemerkbar, dass Bayer mit Schering ein hochwertiges Portfolio an Produkten gekauft hat, die das verschreibungspflichtige Medikamentengeschäft von Bayer weit voran bringen“, sagte Faitz. Vor dem Hintergrund der guten Zahlen glaubt der Analyst sogar, dass die Prognose für 2007 „etwas zu vorsichtig“ sei und noch etwas besser hätte ausfallen können. Dennoch rutschte der Kurs der Bayer-Aktie am Dienstag um 1,8 Prozent gegen den Börsentrend unter den Wert des Vortages. Händler begründen dies mit Gewinnmitnahmen, Analysten machten dafür unter anderem auch Preisprobleme im Plastikgeschäft verantwortlich, die allerdings nicht hausgemacht seien.

mit dpa/Reuters/HB

Jens Tönnesmann

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