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Bayer: Dünger für die Bilanz

Der Konzern profitiert von der starken Nachfrage nach Agrarchemikalien. Das tröstet über Währungsprobleme im Pharmageschäft hinweg.

Berlin - Die weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln macht auch Bayer satt. Weil die Bauern mehr anbauen, brauchen sie auch mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel, die wegen der großen Nachfrage und steigenden Energiekosten immer teurer werden. Bayer, das zu den weltweit größten Herstellern gehört, konnte den Umsatz mit den Agrarchemikalien im zweiten Quartal zweistellig steigern. Das Pharmageschäft leidet dagegen unter dem schwachen Dollar, die Kunststoffsparte unter hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie der sich abschwächenden Konjunktur in den USA. „Insgesamt sind wir mit der Performance sehr zufrieden“, sagte Konzernchef Werner Wenning am Mittwoch in Leverkusen. Auch für das Gesamtjahr erwartet er gute Geschäfte.

Die Agrarsparte löst damit immer deutlicher die Pharmasparte als Wachstumstreiber für den Gesamtkonzern ab. Bayers Medikamentengeschäft hatte sehr von der Übernahme des Berliner Antibabypillen-Produzenten Schering vor zwei Jahren profitiert und steuert mit zuletzt 44 Prozent den mit Abstand höchsten Anteil zum Gesamtumsatz des größten deutschen Pharmakonzerns bei. Auf Rang zwei liegt die Kunststoffsparte (30 Prozent), gefolgt von der Pflanzenschutzsparte. Sie trägt zwar nur 22 Prozent zum Umsatz bei, wuchs im letzten Quartal mit 15,5 Prozent aber am stärksten. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern nun eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent, doppelt so viel wie bisher.

Dass dieses Wachstum nicht nur positive Seiten hat, haben vor allem Imker beklagt. Sie machen das Bayer-Pestizid Clothianidin für das massive Bienensterben in Süddeutschland in diesem Frühjahr verantwortlich. Schuld daran – das haben offizielle Untersuchungen ergeben – ist das im Maissaatgut verwendete Pestizid. Bayer macht für das Bienensterben die unsachgemäße Verwendung des Saatguts verantwortlich, hat sich aber bereit erklärt, Entschädigungen zu zahlen.

Insgesamt steigerte der Konzern den Umsatz im abgelaufenen Quartal um 3,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern und Zinsen (Ebit) kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5,3 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. „Die Zahlen sind im Großen und Ganzen gut, beim Pflanzenschutz sogar deutlich über den Erwartungen“, sagte Karl-Heinz Scheunemann von der Landesbank Baden-Württemberg.

An der Börse war die Bayer-Aktie zunächst sehr gefragt. Der Kurs drehte aber im Verlauf des Tages und notierte zum Börsenschluss noch bei 54,6 Euro – ein Minus von 1,9 Prozent.

Viele Analysten erklärten das mit Gewinnmitnahmen. Andere machten Bedenken an der Entwicklung der umsatzstarken Antibabypille Yasmin im zweiten Halbjahr und einen schwachen Ausblick in der Kunststoffsparte für die Abschläge verantwortlich.

Die Zukunft von Yasmin ist durch einen Patentstreit mit dem US-Generikakonkurrenten Barr überschattet. Der Streit um den Blockbuster – das sind Medikamente mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz – konnte durch eine Vereinbarung mit Barr im Juni zumindest teilweise beigelegt werden. Weitere Patentklagen laufen aber noch.

Offen ist auch, wie es mit dem Antibiotikum Avelox weitergeht. Die europäische Arzneimittelbehörde hatte vor einer Woche angekündigt, die Verwendung einzuschränken, weil sie dadurch gefährliche Leberschäden befürchtet. Das könnte sich empfindlich auf den Umsatz (2007: 445 Millionen Euro) auswirken.

Als Grund für den insgesamt stagnierenden Pharmaumsatz im zweiten Quartal (siehe Grafik) nennt Bayer vor allem Währungsprobleme. Ein großer Teil der Präparate wird im Dollarraum verkauft. Sehr gut gingen die Geschäfte mit dem Krebsmittel Nexavar. Für das neue Thrombosemittel Xarelto, von dem Bayer Spitzenumsätze von mehr als zwei Milliarden Euro im Jahr erwartet, hat der Bayer-Partner Johnson & Johnson in den USA gerade die Zulassung beantragt.

Maren Peters

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