zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bayer geht Schering-Übernahme langsam an

Erst kommende Woche wird das Ergebnis des Übernahmeangebots vorgelegt / Bayer-Manager soll Gesundheitssparte in Berlin führen

Berlin - Nach der Hektik der vergangenen Woche geht es Bayer jetzt etwas ruhiger an. Der Pharma- und Chemiekonzern wird das Ergebnis seines Übernahmeangebotes an Schering voraussichtlich erst am 22. Juni bekannt geben. Das teilte Bayer am Donnerstag mit, einen Tag nach der spektakulären Einigung mit dem Darmstädter Konkurrenten Merck.

Überraschungen beim Ergebnis werden ohnehin nicht mehr erwartet. Am Mittwoch um Mitternacht war Bayers Übernahmeangebot an die Schering-Aktionäre ausgelaufen. Für einen erfolgreichen Abschluss braucht Bayer mindestens 75 Prozent der Schering-Anteile. Nachdem es tagelang so aussah, als wolle Merck die Übernahme durch massive Aktienkäufe blockieren, lenkten die Darmstädter wenige Stunden vor Ablauf der Frist ein. Sie erklärten sich bereit, ihren 22-Prozent-Anteil an Schering für insgesamt 3,7 Milliarden Euro oder 89 Euro je Aktie an Bayer zu verkaufen, Bayer hatte ursprünglich drei Euro weniger geboten. Seitdem gilt es als sicher, dass die Übernahme gelingt. Für Bayer wird die Übernahme mit rund 17 Milliarden Euro allerdings eine halbe Milliarde teurer als geplant.Merck streicht dagegen einen Sonder-Gewinn von 400 Millionen Euro an. Mit seinem operativen Geschäft hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 670 Millionen Euro verdient.

Die Papiere des Bayer-Konzerns, die sich am Vortag um mehr als sieben Prozent verteuert hatten, legten am Donnerstag noch einmal um zwei Prozent auf 33,31 Euro zu. Schering-Aktien notierten fast unverändert bei 89,14 Euro nur leicht über dem Übernahmepreis. Merck-Aktien gewannen 1,7 Prozent.

Analysten halten den Preis, den Bayer für Schering zahlt, nicht für zu hoch. „Der Preis ist ambitioniert, aber angemessen“, sagte Marco Günther, Pharmaanalyst der Hamburger Sparkasse. Bayer habe zuvor so viele Ressourcen in die Übernahme gesteckt, dass es aus Sicht des Konzerns strategisch sinnvoll gewesen sei, beim Preis noch nachzulegen.

Der Schering-Betriebsrat befürchtet, dass der hohe Preis zu Lasten der Arbeitsplätze gehen wird. Dagegen versicherte Schering-Chef Hubertus Erlen im Tagesspiegel, trotz des höheren Kaufpreises habe sich „an der Situation nichts geändert“. Bayer will ab dem dritten Jahr nach der Übernahme Synergien von 700 Millionen Euro pro Jahr erzielen. Dadurch könnten 6000 Atellen wegfallen.

Ein Integrationssausschussbereitet derzeit die Zusammenführung beider Unternehmen vor. Als Hauptkandidat für den Chefposten des Gesundheitsgeschäfts, das seinen Sitz in Berlin haben soll, gilt nach „Handelsblatt“-Informationen aus Konzernkreisen der Leiter der Bayer-Gesundheitssparte, Arthur Higgins.

Bei Schering-Mitarbeitern wächst derweil die Kritik am Management. „Es gibt einen Riesenunmut gegenüber dem Vorstand“, hieß es aus Unternehmenskreisen. „Da ist ein großer Mangel an Kommunikation und Führung.“ Von der Einigung zwischen Merck und Bayer hätten die Mitarbeiter, die in Sorge um ihre Jobs seien, nur aus den Medien erfahren.

M. Peters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false