zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bayer: US-Konzerne profitieren von Schlappe des Leverkusener Pharmaunternehmens

Der Schaden des einen gerät meistens zum Vorteil des Konkurrenten. Das ist bei Bayer nicht anders.

Der Schaden des einen gerät meistens zum Vorteil des Konkurrenten. Das ist bei Bayer nicht anders. Nachdem der Leverkusener Pharmakonzern am Mittwoch sein zweitstärkstes Produkt Lipobay/Baycol zurückgerufen hat, hoffen vor allem große US-Konzerne in die Lücke zu stoßen, die Bayer hinterlässt. "Hauptprofiteure werden Pfizer und Merck sein", sagt Klaus Kis, Pharma-Analyst bei Merck & Finck.

Das Potenzial ist riesig, cholesterinsenkende Medikamente - zu ihnen gehört auch Lipobay - zählen zu den vielversprechendsten Medikamenten überhaupt. Das liegt daran, dass die Menschen immer älter werden, und der Wohlstand zunimmt. Im vergangenen Jahr lag die Zuwachsrate für blutfettsenkende Medikamente bei über 20 Prozent. Nach dem Schmerzmitteln waren die Cholesterinsenker damit die am schnellsten wachsende Produktgruppe überhaupt. Auch für dieses Jahr gehen Branchenkenner von Wachstumsraten zwischen 15 und 20 Prozent aus.

Das weltweite Marktvolumen beziffert Peter Düllmann, Pharma-Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim, derzeit auf 15 bis 16 Milliarden US-Dollar. Das sind rund fünf Prozent des gesamten Weltpharma-Marktes, der bei rund 300 Milliarden US-Dollar liegt. Den größten Batzen hat sich Pfizer gesichert, der mit seinem Cholesterinsenker Lipitor rund fünf Milliarden US-Dollar jährlich umsetzt. Lipitor ist auf dem bestem Weg, das meistverkauften Medikamente der Welt zu werden. Auf Platz zwei folgt Merck & Co. mit dem Produkt Zocor (2,9 Milliarden Dollar) danach Brystol-Myers Squibb mit Pravachol. Bayer setzte mit Lipobay rund 700 Millionen US-Dollar um und rangierte damit auf dem vierten Platz. Das zweitgrößte deutsche Chemieunternehmen hatte das Produkt vom Markt genommen, weil es mit insgesamt 31 Todesfällen in den USA in Verbindung gebracht worden war. Auch in Deutschland sollen vier Menschen gestorben sein. Der Vermarktungsstopp wird Bayers Gewinn in diesem Jahr um rund 600 Millionen Euro reduzieren. Nervös geworden ist auch Glaxo-Smithkline, der Lipobay zusammen mit Bayer vermarktet hatte. Der britische Konzern kündigte an, er werde seine Ertragsprognose nicht reduzieren.

Im nächsten Jahr wird ein weiterer Konkurrent auf den Markt drängen: Dann bringt die britisch-schwedische Astra Zeneca den Cholesterinsenker Crestor auf den US-Markt. Voraussichtlich. Denn nach den gravierenden Nebenwirkungen bei Lipobay schließen Marktbeobachter nicht aus, dass sich die Zulassung verzögern könnte. "Die US-Gesundheitsbehörde FDA wird sicher genauer hinschauen als sonst", sagt Pharma-Experte Düllmann. Die Nervösität in der Branche dürfte sich erst dann legen, wenn die Untersuchungen rund um Lipobay abgeschlossen sind.

pet

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false